Riesenmaschine

04.04.2007 | 11:39 | Anderswo | Alles wird besser | Zeichen und Wunder

Unplötzliche Verwandlung


Wo ist hier bloss der Witz?
"Das Lachen ist ein Affekt aus der plötzlichen Verwandlung einer gespannten Erwartung in nichts", sagt Immanuel Kant in der Kritik der Urteilskraft. Und im Prinzip sagen das die meisten anderen Lach- und Humortheoretiker auch: Es muss mindestens etwas Überraschendes sein, das uns Lachen macht. Warum aber lachen manche Menschen immer wieder über uralte Witze, längst verbrauchte Wortspiele, simple Rechtschreibfehler. Woran liegt's? Genetischer Defekt, das Alter, Komplettkaputtness? Schön wäre es, wenn die Wissenschaft mal diese Frage klären könnte. Gemeint sind Wissenschaftler, keine Freudianer, bitte! Hinhauen tut dagegen Kants alte These bei folgender Passage aus dem jüngsten Buch von Helmut Schmidt, in der der Altbundeskanzler seine Begegnung mit Mao Tse Tung im Jahr 1975 schildert, wobei Kant selbst eine kleine Rolle spielt: "Er begrüsste mich mit den Worten: 'Sie sind ein Kantianer', was so nicht stimmte, und sagte dann: 'Und ich bin ein Marxist.'" Tatsächlich: Grosse Overtüre, gespannte Erwartung, und dann das aller Welt Bekannte, somit das Nichts. Sehr komisch. War also Mao – dessen zweiter Sohn übrigens vorletzte Woche im Alter von 84 Jahren gestorben ist – letztlich der Kantianer? Auch dazu schweigt die Wissenschaft.

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link | Kommentare (4)


Kommentar #1 von psycho killer:

Werter Herr Schmidt,
bitte nie wieder einen Witz erzählen.
--
Danke.

04.04.2007 | 12:42

Kommentar #2 von freudian:

das, was einem einen witztheoretiker so richtig ans herz wachsen lässt, herr psycho killer, ist seine völlig unmässige hochschätzung der art von witzen, über die wir normalbürger nicht einmal mit der augenbraue zucken würden. es braucht eben neben dem absprechenden urteil auch die remineszenz, oder neben der kritik die liebe. "erst wenn diese beiden in beziehung miteinander gesetzt werden und dem eigentümlichen verdichtungs- und verschmelzungsprozess unterliegen, entsteht ein witz, und zwar von erstem range."
"wie wenig diese regelmässig zu wiederholende beobachtung mit der behauptung stimmt, der witz sei ein spielendes urteil, brauche ich nur anzudeuten."

04.04.2007 | 19:50

Kommentar #3 von Joshua Seibold:

Ich dachte immer, Mao wäre Maoist gewesen.

05.04.2007 | 13:16

Kommentar #4 von Iosif Wissarionowitsch Dschugaschwili:

Mao war Stalinist. So wie ich,

06.04.2007 | 16:27

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