05.05.2007 | 15:11 | Anderswo | Zeichen und Wunder
 Die Graffitiordnung im Einsatz Von den Fenstern abgesehen: alles 2D! (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)Während in Berlin die Neue Höflichkeit gerade im Scheitern begriffen ist, ist Zürich bereits einen Schritt weiter. Der Schritt äussert sich in einem mobilen orangen Einsatzkommando mit der Aufschrift 'Graffitiordnung'. Die Graffitiordnung verfolgt die Strategie, an falschen Orten angebrachte Beschriftungen und Bilder schnellstmöglich zu übermalen, so dass ihre pubertierende Urheberschaft keine Zeit findet, sich vor ihren pickeligen Freunden zu brüsten. Interessanterweise haben die drei Zürcher Graffitiordner bereits ihrerseits unterschiedliche Malstile entwickelt – einer zum Beispiel übermalt immer nur in Rechtecken und nimmt jedesmal einen leicht anderen Farbton, so dass mit der Zeit pastellfarbige Mondriane die Zürcher Unterführungen schmücken. Ein anderer übermalt knapp und in organischen Formen, wieder ein anderer in wild gezackten Figuren. Allen gemein ist, dass sie nie ganz den Farbton der darunterliegenden Hauswand treffen. Diesen Umstand macht sich ein aufmüpfiger, wenn auch diskreter Tagger zunutze. Er verwandelt die Übermalungen der Graffitiordnung mit einem einzigen Strich seines fetten Edding in eine perfekte optische Täuschung, indem er ihnen einen Schatten hinzumalt. So feinfühlig kann also Auflehnung gegen Kapitalismus, Staat, Elternhaus, schlimme Kindheit und die Abwesenheit von Geschlechtsverkehr sein.
Kommentar #1 von Rudi Sander; www.sinnweltentheorie.de:
Lieber Lukas Imhof, die generalisierende Zusammenfassung "...Auflehnung gegen Kapitalismus, Staat, Elternhaus, schlimme Kindheit und DIE ABWESENHEIT VON GESCHLECHTSVERKEHR" für auffällige Verhaltensweisen im Rahmen der gesamtgesellschaftlichen Kommunikation [ich graffittiere, also bin ich] erinnert mich an ein Dictum von Friedrich Schiller (ich zitiere frei aus dem Lesegedächtnis): Es sei doch unabweisbar, dass zwischen ästhetischer bzw. künstlerischer Produktion und Produktivität und den somatischen Ereignissen in der >unteren Sphäre des Menschlichen< ein unmittelbarer Zusammenhang bestehe. Klartext (wenn Schiller noch lebte, würde er vielleicht vorschlagen): Verschafft der Jugend ungehinderten und entsprechend unterkomplexen Zugang zu einer normalen Vögelatur, und (zumindest die hässlichen) Graffittis verschwinden von den Wänden in der Öffentlichkeit. Rudi K. Sander, www.textsteller.de
05.05.2007 | 18:12
Kommentar #2 von michael:
das handeln des "schattenmalers" unterstütze ich hiermit ausdrücklich. nur dass er sich nicht ins gehege kommt, mit dem kollegen, der sich darauf spezialisiert hat, selbst einfach bloss noch farbflächen zu applizieren.
05.05.2007 | 18:56
Kommentar #3 von Scarlettt:
Leute hört auf mit den Buchstabendrehern. Mir wird ganz schindlig!
05.05.2007 | 22:24
Kommentar #4 von JL:
Ich werde mir ab jetzt vornehmen, jedes Graffiti seiner Schattierung mit der jeweiligen Wandfarbe zu berauben, so dass es in einer einfältigen Zweidimensionalität erstrahlt. Haha, dann können sich diese Schmutzfinken mal vorsehen, wenn ihre Community Sie mit Disrespect wegen Unvermögens straft.
05.05.2007 | 22:33
Kommentar #5 von oh mann...:
Also, totales Unverständnis: Hier packt ein profilneurotischer Blogger die verbale Keule gegen die Tagger aus. Im zweifelsfall ist diese Art der Ausdrucksweise weniger penetrant als ein Blog-Beitrag. Irgend ein Werber sagte mal, dass die Blogs die Klowände des Internets... und so weiter ihr wisst schon. Gute Tags und kreative Ideen sollten in keiner Gross-Stadt fehlen!
07.05.2007 | 15:31
Kommentar #7 von miKa:
lieber lukas, das ist ein kommentar-beitrags TAG.
08.05.2007 | 19:31
Kommentar #8 von R.H.:
http://www.welikethat.de/2010/11/16/mobstr-vs-stadtereinigung/
10.12.2010 | 14:29
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IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- Seelenspenderausweis (selbstgedruckt)
- Wischmopp als Haustier
- Kitzelsklaven
- Kurzurläube
SO NICHT:
- Schukostecker
- Möchtegern-Wurstigkeit
- Laufmaschendraht
- Pfeffermühle statt Pfefferspray
AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"Here Alone", Rod Blackhurst (2016)
Plus: 11, 35, 64, 80, 121, 153, 159 Minus: 1, 2, 99, 102, 137, 166, 171, 184, 209, 215, 216, 217 Gesamt: -5 Punkte
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