Riesenmaschine

30.08.2007 | 14:35 | Sachen kaufen

Die goldene Zukunft der Behinderung


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Nur so zum Spass schenkte der Hörhilfenmulti Widex sich selbst zum Geburtstag ein vergoldetes und mit Diamanten besetztes Hörgerät, das auf dem freien Markt wohl so 25.000 Pfund kosten würde (Konjunktiv!). Aber es war ein Scherzartikel und einem geschenkten Scherzartikel schaut man nicht, usw. Natürlich stürzt sich auf so eine Hammermeldung (goldenes Hörgerät! mit Gold! bling!) sofort die gesammelte Bande der Blogger, als ob man dieses Ding wirklich kaufen könnte. Dabei war es nur ein teurer Spass, meine Güte, investigativer Gadget-Journalismus geht anders. So zum Beispiel: Was es nämlich wirklich bald geben wird, ist das unsichtbare Hörgerät. Klinische Tests, so erfahren wir bei der täglichen Lektüre des Journals Otolaryngology--Head and Neck Surgery, verliefen einigermassen erfolgreich. Die Prototypen von Octologics sind nicht nur unsichtbar, sondern auch wasserdicht, und zwar einfach, weil sie komplett inklusive Mikro und Batterie subkutan im Kopf eingebaut sind, eine neumodische innere Stimme sozusagen. Ein unsichtbares Hörgerät ist natürlich in vielerlei Hinsicht das Gegenteil eines goldenes Hörgeräts, denn man schenkt ihm, wie den meisten anderen unsichtbaren Dingen, keine Beachtung, was möglicherweise erwünscht ist. Eventuell ist so eine Behinderung doch kein Feature, sondern halt ein Bug.


Kommentar #1 von js:

Feature wird die Behinderung natürlich erst dann, wenn das unsichtbare Hörgerät sich per Bluetooth mit den unbehinderungsbedingten Gadgets verbinden kann. Man stelle sich vor: Unsichtbar implantiert braucht man keine Kopfhörer, keine Freisprechanlagen (zumindest keine Freihöranlagen, der Rest kommt erst im Hörgerät 2.0) und, die Umgebungsgeräusche Phasenverschoben ausgespuckt, auch kein Oropax(TM) mehr. Der Trend wird sich bei den Netzhautimplantaten fortsetzen, die demnächst Fernseher, Kino, neumodische HUDs und Konsorten nicht nur portabel sondern auch unbemerkt konsumierbar machen. Und wenn dann der Durchschnittsschüler erstmal merkt, dass sein eigentlich blindtauber Nachbar in der Mathestunde völlig unbemerkt Stirb Langsam 5.2c anschaut wird der aktuelle Trend hin zur plastischen Chirurgie sich umkehren in eine Koexistenz von Selbstzerstörung und (anschliessender) implantierung von coolen Dingen. Als Feature. Bis man den ersten Part weglassen kann. Aber das gibt's erst, wenn Ethik 2.0 endlich released wird.

30.08.2007 | 17:05

Kommentar #2 von tschill:

Soll Octologics ein mir unverständlicher Witz sein oder ist da nur eine Rundung zuviel? Oder gar: sieben Ecken?

30.08.2007 | 17:50

Kommentar #3 von fungi fangarm:

Eventuell eine Reminiszenz an das Vorgängermodell von Doktor Octacvius, dessen Zeichensprachemodule ja auch, mehr oder weniger, unsichtbar hinten am Rücken 'verborgen' waren.

31.08.2007 | 10:34

Kommentar #4 von irgendwem:

Gehör verschafft man sich auch mit Lederhosen:
http://www.krone.at/index.php?http%3A//www.krone.at/krone/S2/object_id__76633/hxcms/index.html

01.09.2007 | 17:50

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