Riesenmaschine

28.03.2008 | 08:45 | Berlin | Anderswo | Essen und Essenzielles

Biercamouflage an der Safttheke


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
In der langen Geschichte der industriellen Massenproduktion von Getränken haben sich recht starre Konventionen hinsichtlich der Gebindeformen herausgebildet. So ist Milch grundsätzlich in hochkanten Tetrapacks abgefüllt, die flächig blau und weiss bedruckt sind, nur selten auch mal mit roten oder gar grünen Elementen, oder mit Landschaften mit so Kühen. Energydrinks werden hingegen in der schmalen, aus extra dünnem Metall gefertigten 0,25l-Dose dargereicht, die in ihrer Gestaltung die eigene Metallic-Haftigkeit nochmals unterstreicht und ansonsten mit kruden 90er-Dekoelementen verziert ist, während Rotwein in einer dunkelgrünen verkorkten Flasche in klassischer Flaschenidealform daherkommt (auch als Bordeauxflasche bekannt, man erkennt sie an ihren Schultern). Hier ist ausserdem ein schlichtweisses Etikett mit Serifen- oder Handschrift Pflicht, lediglich verziert durch ein Wappen oder die Abbildung eines Landsitzes.

Die Konsumenten sind natürlich entsprechend konditioniert, weswegen an dieser Stelle eindringlich vor Laziza gewarnt werden soll, einem auch in Berlin erhältlichen Getränk aus dem Libanon: Die grüne Heineken-Lookalike-Flasche mit dem abdrehbaren Kronkorken, das traditionsverheissende Wappen ("1931"), die goldenen Borten auf den beiden weissen Etiketten (ein grosses unten, ein kleineres am Hals), die reichverzierte Schrift – alles an dieser Flasche ruft "Bier!" und schnell hat der unaufmerksame Käufer im falschen Glauben um den Inhalt zugegriffen, den dezenten Apfelaufdruck und die 0,0%-Alc.-Anzeige übersehend. Doch Obacht: Hierbei handelt es sich eindeutig um ein Saftgetränk! Da hilft es auch nicht, dass der Schwindel selbst in der Zutatenliste durchgehalten wird, wo von "Hopfen" und "Malz" die Rede ist – es ist dennoch nur Saft. Saft! Ein etwas seltsam schmeckender Saft zwar, aber doch eindeutig Saft im wörtlichen Saftsinn.


Kommentar #1 von irgendwem:

Dem stimme ich zu. Wer etwas anderes behauptet, möge es bitte beweisen.

28.03.2008 | 09:58

Kommentar #2 von elblette:

eigentlich finde ich das tool mit den vorgefertigten meinungen ziemlich klasse. tiefsinnig, beinahe kunst. aber es macht keinen spass, sie zu lesen. anscheinend interessiere ich mich doch für die meinung der anderen.

28.03.2008 | 14:38

Kommentar #3 von Marat Pak:

Hauptsache ist doch, man ist gesund.

28.03.2008 | 20:27

Kommentar #4 von Parat Mak:

28.03.2008 | 20:33

Kommentar #5 von Rapat Kam:

Nichtsdestotrotz natürlich schön geschrieben.

28.03.2008 | 20:33

Kommentar #6 von dick und doof:

also dieser saft ist nun wirklich euer bier...

28.03.2008 | 22:42

Kommentar #7 von irgendwem:

Es handelt sich hierbei um (von mir) so genanntes Muslimbier. In dem Einwanderersupermarkt, in dem ich immer einkaufe (USA, Ostküste) gibt es ein spezielles Regal für libanesische Produkte, und dort finden sich diverse "erwachsen" gestaltete Malzbiere, manche davon werben sogar mit "deutscher Brautradition".

28.03.2008 | 22:42

Kommentar #8 von irgendwem:

Komisch: Ich werde weder die pdf-Version anschauen, noch das Buch kaufen, noch zum Grillen kommen, noch das Internet abfackeln, und doch amüsiere ich mich hier! Bleibt das alles nicht doch sehr virtuell?

29.03.2008 | 09:20

Kommentar #9 von irgendwem:

"Ist Sascha Lobo jetzt endgültig aus der Maschine ausgestiegen?"

29.03.2008 | 09:22

Kommentar #10 von M:

Ist Michael Brake jetzt endgültig aus der Maschine ausgestiegen?

29.03.2008 | 16:17

Kommentar #11 von irgendwem:

Falls Kommentator 7 hier noch mal reinschaut: Könntest du evtl. Fotos von einem dieser Muslimbierregale und einem mit "deutscher Brautradition" machen und uns mailen?

29.03.2008 | 19:57

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