Riesenmaschine

12.01.2011 | 10:00 | Alles wird besser | Essen und Essenzielles

Abnutzungserscheinungen


Alles ist eitel. Jetzt erst recht. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Das einzig Verlässliche, heisst es, sei der Wandel. Schön und gut. Genau genommen ist das einzig Robuste aber das Abkacken, die schleichende Erosion von allem und jedem. Was neu ist wird alt. Was frischgezapft ist wird schal. Was umami war, wird fad. Neben die physikalische Feinstrukturkonstante, dass Dinge und Menschen in aller Regel schlecht altern, tritt das psychologische Vanitas-Motiv der Überreizung und Abstumpfung, was Wolfgang Welsch auf die Formel "Je mehr Ästhetik, desto mehr Anästhetik" bringt. In Summe gleichen die Versuche, sich gegen die semantische Abnutzung zu stemmen, einer Tretmühle. Dennoch wird es weiter versucht, was bleibt einem übrig? So wird aus dem neuen Ding das neue neue Ding. Der gute alte Fortschritt ist der SPD auf einmal nicht mehr gut genug, es muss ein neuer Fortschritt her. Und selbst die Cherrytomate, der grosse Durchbruch der 1990er im Convenience-Lifestyle-Frischesegment, hat sich verausgabt und wird nun schon beim Discounter von der Dattelcherrytomate verdrängt. Bei Licht besehen handelt es sich dabei wohl um die kleine Pflaumentomate, aber das wäre semiotisch nicht gegangen. Von der Kirsche zur Pflaume – wo wäre denn da der Fortschritt? Also, der neue?


Kommentar #1 von Gunnar Getscher:

Hach, was liebe ich euch. Aber hütet euch vor den eigenen Abnutzungserscheinungen! Echt jetzt.

29.01.2011 | 01:41

Kommentar #2 von Captain Jean Luc Picard:

Jetzt echt, Junge?

31.01.2011 | 08:52

Kommentar #3 von Der Grinch:

Tomaten werden sowieso überschätzt. Dann doch lieber Gubbys aus der Dose. An dieser Stelle habe ich einen überflüssigen Smiley hingemacht, wofür ich mich dereinst schämen werde.

07.02.2011 | 21:45

Kommentar #4 von Miehe:

Semi-interessant daran ist natürlich auch, dass die echte Dattel, die ohne Tomate hintendran, heute so out ist wie Bärlauch vor fünf Jahren in war. Aber sie hat's besser als die Paranuss, die heute noch nicht mal einer Cherrytomate ihren Namen geben darf.

10.02.2011 | 22:35

Kommentar #5 von pascal:

in italien heissen diese sehr schmackhaften tomaten eben datteltomaten (pomodori datterini).
die besten kleinen tomaten die ich bisher ass.
ich hätte nun eine artikel mit bezug auf die doppelte und völlig unsinnige bezeichnung dattel- UND cherrytomate erwartet.aber wenigstens heissen sie nicht cocktailtomate, das finde ich ähnlich dämlich wie frühlingszwiebeln ...

06.10.2012 | 18:50

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