Riesenmaschine

29.11.2005 | 16:42 | Alles wird schlechter

Waxed off


(Foto: oxborrow) (Lizenz)
Pat Morita, der den Spinner weisen Sonderling Miyagi in den Karate Kid-Filmen spielte, ist tot. Zwar kannten wir den Herrn nicht persönlich, aber ein paar Sekunden besinnliches Erinnern sind immer drin, zum Beispiel indem wir eine der Schlüsselszenen aus Karate Kid buchstäblich nachspielen, und Fliegen mit Esstäbchen fangen. Denn "man who catch flies with chopsticks can accomplish anything" (Miyagi).

Der vorläufige Riesenmaschine-Besinnungsrekord liegt übrigens bei 10 Fliegen.


29.11.2005 | 14:02 | Sachen anziehen

E-fashion is not dead!


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Der Zusammenbruch von Boo.com im Jahr 2000 galt nicht nur als Dominostein des Anstosses für den subsequenten Kollaps der sogenannten New Economy, sondern auch als schlagender Beweis dafür, dass "Fashion im Netz nicht geht", selbst wenn man sie mit Venture Capital päppelt und allen Schikanen vorn und hinten aufmotzt. Heute gastiert unter der URL eine sogenannte "Fashion Mall" in deren Katakomben sich noch Ruinenteile der ursprünglichen Website finden. Wehmütig blickt dort das Gesicht der virtuellen Verkäuferin "Miss Boo" wie aus besseren Tagen herüber, in ihrem Rücken befindet sich jedoch nur noch ein Sammelsurium von Ramschware unter Fantasylabels für ahnungslose Teenager.

(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Dass anspruchsvolle Mode im Netz heute durchaus funktionieren kann, beweist Yoox.com, die seit ihrer Gründung im Jahr des Boo-Crashs insgesamt 1,5 Millionen Artikel online verkauft haben, davon die Hälfte im letzten Jahr. Mit dem Vorgänger teilen sie neben dem webbigen Doppel-O im Namen auch den verstiegen-ambitionierten Ansatz. Vollmundig formuliert liest der sich so: "Mit YOOX können Menschen ihre Individualität betonen, sie können mit Ideen, Farben und Objekten spielen und dabei einen einzigartigen Stil für sich erfinden. Auf YOOX begibt man sich in einen Raum ohne Ort und Zeit, an dem sich menschliche und technische Eigenschaften begegnen. Hier entstehen neue Formen von Emotion, Neugier und Entertainment." Tatsächlich tritt bei dem luxuriös von Atelier Biagetti gestalteten Auftritt, das eigentliche Angebot – bestehend aus handverlesenen Labels mit moderatem Discount, Unterwäsche-, Kinder- und Vintagekollectionen sowie in Zusammenarbeit mit Designern entstehenden Einzelserien – in den Hintergrund und erscheint fast als Beiwerk.

(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Jüngstes Highlight im Repertoire, auf das uns die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung aufmerksam macht, ist eine Kids-Kollektion von Malcolm McLaren, die allerdings auf der Website leider noch nicht auftaucht. Jener Malcolm McLaren – wir erinnern uns – , der nicht nur die SexPistols, sondern zusammen mit Vivienne Westwood auch Punk allgemein (die Moderichtung, nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Jugendkultur) erfunden hat, und der danach in die Welt der Computerspiele abdriftete. Zeitweilig verfolgte er das Projekt, eine virtuelle bessere Welt für Kids als eine Art interaktive Gameplattform im Netz zu schaffen – im Alleingang gegen die Unterhaltungsindustrie. Übriggeblieben davon sind in seiner Kollektion für Yoox die grobgepixelten Motive, die er einsticken lässt – Icons aus längst vergangenen Tagen der Konsolenspiele, als noch niemand ans Internet dachte, geschweige denn daran, dort mit Mode Geld zu verdienen.


29.11.2005 | 11:20 | Was fehlt | Zeichen und Wunder

MDMa donna


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
13 lange Jahre mussten wir warten! Aber endlich können wir unserer Sammlung von "Superstar-Ausreden im Bereich Drogen" ein wunderschönes Exemplar hinzufügen. Nachdem Clinton 1992 mit "Ich habe nicht inhaliert" kaum zu schlagen schien, hat Madonna eine ebenso einfache wie geniale Erklärung gefunden, weshalb sie so viele Pillen zu Hause hat: "Ich sammle gern Pillen. Aber ich habe Angst davor, sie zu nehmen." Drogen sammeln – wird das der neue Megatrend, jetzt wo Briefmarken aussterben?


29.11.2005 | 10:30 | Anderswo | Alles wird besser | Fakten und Figuren

Lernen von der Lapplandmeise


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Als allgemein bekannt dürfte vorausgesetzt werden, dass das Absenken der Körpertemperatur (Hypothermie) von 37 auf 24 Grad Celsius die Lebensdauer der Menschen auf 280 Jahre erhöhen könnte, weil bei geringerer Temperatur sich auch Stoffwechselraten und der oxidative Stress verringern. Senkt man etwa durch geringe Nahrungsaufnahme den Glukosespiegel im Blut, senkt sich die Körpertemperatur. Das weiss der Mensch, das weiss die Lapplandmeise (Siberian Tit), die sich qua Hypothermie im grimmigen Winter in und um Inari pudelwohl fühlt. Nur der Mensch will es ihnen nicht gleichtun, schlägt sich den Wanst im Winter voll, schwitzt, wird krank und stirbt bald. Alle Menschen? Natürlich gibt es immer wieder die Klugen, zum Beispiel Rainer Brenke und Werner Siems, die zwar ein unglaublich trockenes Buch verziert mit hässlichen Diagrammen und Kurven geschrieben haben, aber schon mal auf dem richtigen Weg sind.
Ein anderer ist Luzius Klemm, von der Schweizer Lebensrettungsgesellschaft, siehe Abbildung, der alljährlich Anfang Dezember im Strandbad Wädenswil das Kaltwasserschwimmen mit dem traditionellen Einhopsen organisiert.
"Am 4. Dezember findet im Strandbad Rietlisau um 10 Uhr das Kaltwasserschwimmen statt, es sind alle herzlich eingeladen, die im Dezember eine Erfrischung brauchen" so Klemm. Und Franz Kafka, die Dohle unter den Dichtern, hätte hinzugefügt: "Wer an seine Zukunft denkt, gehört zu uns! Jeder ist willkommen! Verflucht sei, wer nicht kommt!"

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Kaltes klares Wasser

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (5)


28.11.2005 | 16:35 | Berlin | Sachen kaufen | Essen und Essenzielles

Lecker, popecker!


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Das Grauen! Das Grauen! Die Vorweihnachtszeit stürzt den Lebensmitteleinkäufer in schwere Sinnkrisen. Nirgendwo kommt man mit seinem Einkaufswagen durch, alles ist zugestellt mit Adventskalendern, Nikoläusen, Weihnachtsmännern und ähnlichem Unrat aus qualitativ niedrigstmöglicher Schokolade. Einen angenehmen Kontrapunkt setzen die nur in wenigen, ausgesuchten Fachgeschäften erhältlichen "Bitteren Schokoladen" des Berliner Chocolatiers Erich Hamann, eines kleinen 12-Personen-Betriebs, gelegen an einer der hässlichsten Strassen Berlins überhaupt, nämlich der Brandenburgischen Strasse im sterbenslangweiligen Wilmersdorf. Wie sich das gehört, pfeift Erich Hamann auf eine Internetpräsenz und treibt dafür seine Schokoladenbauer permanent zu absoluten Höchstleistungen an. Die Vollmilchschokolade aus genanntem Haus ist die zauberhafteste Schokolade aller Schokoladen: Leicht knackig im Biss, sodann zartschmelzend und von einer milden, sehr pastosen, jedoch niemals klebrigen oder aufdringlichen Süsse. Das Ladengeschäft in der Brandenburgischen Strasse 17 erinnert an eine niederländische Fleischerei aus den 60er Jahren und scheint direkt aus der Kulisse eines Films von Alex van Warmerdam zu stammen: Strenge, aber blitzsaubere Gardinen- und Kacheloptik, klare Linien. Ebenso sind die Schokoladentafeln gestaltet: Zartes Kästchenmuster, ein altherthymliches Logo, Schwungvolle Signatur quer über die Schachtel und eine Produktbeschreibung in Helvetica. Wer je diese Schokolade ass, wird nie wieder andere essen können. Bestellen kann man sie hier.


1 [2] 3 4 5 6 7 8 9 10 ...

*  IN DER RIESENMASCHINE


*  ORIENTIERUNG



Werbung
Unsittliche Werbung Ratgeber

*  SO GEHT'S:

- Tom Waits verprügeln

- friedlich arbeiten

- sibirisches Feh

- Brainerd City

*  SO NICHT:

- DIN umgehen

- Meisterwerke der Zerspanung (will doch keiner sehen)

- Brom (ausser Beeren)

- Überammergau


*  AUTOMATISCHE KULTURKRITIK

"Casino Royale", Martin Campbell (2006)

Plus: 3, 11, 69, 80
Minus: 8, 63, 76, 116, 126
Gesamt: -1 Punkt


*  KATEGORIEN


*  ARCHIV