Riesenmaschine

28.02.2006 | 17:49 | Anderswo | Alles wird schlechter

Schwerter zu Flugscharen

Seit der Teppichmesseraffäre im September 2001 werden Flugzeugentführer weltweit immer erfinderischer. Wie nebenstehendes Beweisfoto beweist, konnten tapfere Sicherheitskräfte am Terrorknotenpunkt Zürich sorgfältig geplante Attentate durch Plastikschwerter, Spielzeugpistolen und dreitausend Papierscheren verhindern, in dem sie, ein ausgereifter Trick, die Waffen konfiszierten und in einen Plexiglasbehälter sperrten. Denn: Nur eingesperrte Papierscheren sind gute Papierscheren. Aber wie besorgniserregend sind diese Zeiten? In denen gewissenlose Menschen mit Papierscheren verreisen? Was werden sie als nächstes illegal im Handgepäck verstecken? Muss man den Verbrechern demnächst Fingernägel und Zähne entreissen, nur damit sie den Piloten nicht zerkratzen und aufessen? Leider kann man solche Fragen oft gar nicht beantworten.

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


28.02.2006 | 13:38 | Vermutungen über die Welt

Das Handy, das voll echte Patronen abfeuert


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Für die Kollegen von OhGizmo! ist das natürlich eine neue spannende Sache: Ein Handy, das eigentlich gar kein Handy ist, sondern eine Schusswaffe, die vier Kleinkaliber-Patronen abfeuern kann. In Deutschland kann man über so etwas hingegen nur müde lächeln, was man OhGizmo! allerdings nicht zum Vorwurf machen sollte, denn im Gegensatz zu denen haben wir hier halt erstens das Stern-Magazin, das bereits vor über fünf Jahren davon berichtete und zweitens das Yps-Magazin, dem bereits vor über zehn Jahren Das Funkgerät, das richtig schiesst beigelegt war. Und deswegen sind unsere Polizisten zur Verhinderung von Handy-Überfällen auch schon längst mit den entsprechenden Gimmicks ausgestattet: Dem Detektiv-Stern mit Schuss-Automatik, dem Detektiv-Periskop, mit dem du um die Ecke sehen kannst, dem Agenten-Buch für scharfe Schüsse und dem Agenten-Feuerzeug, das richtig schiesst.


28.02.2006 | 06:03 | Sachen kaufen | Zeichen und Wunder

Wahlverwandtschaften


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Kommt das Huhn zum Schwein und schlägt vor: "Schwein, lass uns ein Joint Venture machen!" "Prima Idee," entgegnet das Schwein, "was wollen wir denn herstellen?" Darauf das Huhn: "Bacon and eggs, natürlich." Vielen Marken geht es dieser Tage schlecht, sie stehen vor Problemen, die sie aus eigener Kraft nicht lösen können. Deshalb suchen sie sich Verbündete, Freunde und Partner, die all das mitbringen, was sie nicht haben, mal für punktuelle Aktivitäten, mal für längerfristige Liaisons. Oft ist unklar, wer dabei Schwein ist und wer Huhn. So schmücken sich Sportartikelhersteller mit japanischen Designerlabels. Wenn BMW mit Apple kooperiert, und VW mit Apple kooperiert, um vom Nimbus des iPod zu partizipieren, dann setzt Mercedes mit dem "Smart imove" noch eins drauf und kooperiert mit Apple und MTV. Marketingstrategen sprechen in diesem Zusammenhang sicherlich von "Win-Win-Situation", aber wie so oft gilt auch hier mitunter der Satz "Zwei Einbeinige ergeben noch keinen Sprinter". Zu den schlimmsten Totalausfällen auf diesem Gebiet zählt die Verbindung von Nestlés Smarties und Haribos Goldbären zu Fruity Smarties, wobei gegen die Ehe von Milka und Langnese aus den verfeindeten Häusern Kraft und Unilever prinzipiell nicht viel einzuwenden ist. Branded Brands nennen die Kollegen von Trendwatching.com diesen neuerlichen Hang zur seriellen Monogamie von Marken und führen eine lange Liste weiterer Beispiele auf. Die Annalen der jüngeren Zeit verzeichnen zwei wunderschöne Neueinträge, bei denen abrutschender europäischer Auto-Adel aus der Playboy-Ära sich mit neuem Computerschrott-Geld aus Fernost
paart, wodurch gleichzeitig der gemeinsame Nachwuchs – sprich: generische Laptops – mit einem Sehnsuchtsfluidum physikalischer Beschleunigung und Geschwindigkeit überzogen wird, das man im Zeitalter unsichtbarer digitaler Taktung schon unwiederbringlich verloren glaubte: Nachdem der Volumenhersteller Acer sich mit Ferrari verbandelt hatte und mit dem Ferrari 4000 das erste Notebook "in exklusivem Ferrari-Rot" auf den Markt gebracht hatte, dessen "ultimative Technologie ... in der Welt der Formel 1 entwickelt und perfektioniert wurde", antwortet
Konkurrent Asus gar nicht faul mit einer Serie von Lamborghini Notebooks in den typischen Farben Schwarz und Gelb, die "alle markanten Eigenschaften eines echten Lamborghini" aufweisen sollen. Was die Zukunftstauglichkeit dieser ungleichen Paarungen anbelangt, so scheiden sich daran die Geister. Niklas Luhmann jedenfalls wäre skeptisch und warnt: "Ehen werden im Himmel geschlossen, im Auto gehen sie auseinander."


27.02.2006 | 17:55 | Alles wird besser | Sachen anziehen

These Kuntz!


Die WM mit Würde tragen: So geht's (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Dass König Fussball, dieser finstere Tyrann, sein dunkles Reich in diesen Tagen auf alle Bereiche des Lebens ausweitet, ach, man muss es jeden Tag mit ansehen. Gar Fürchterliches entlockt er den Werbern und Standortmarktschreiern, Tippkick-Sets unter der Überschrift Für Spielmacher, den – mit Recht – fast vergessenen FC Deutschland 06 und die (mein Gott, ja, tatsächlich rührselige) Schönste Fankurve Deutschlands.

Doch nicht alles, was sich an der populistischen Suppe des Fussballs nährt, muss auch deren mässigen bis ärgerlichen Beigeschmack haben. Aus dem Umfeld von 11Freunde, dem Magazin für Fussballfans mit Seidenschals, kommt dieser Tage ein hübsches T-Shirt, das gekonnt mit dem Vokabular der Popkultur jongliert und eine Überschrift des schottischen Sunday Herald von 2003 kongenial umsetzt: Never Mind The Ballacks. Fast so gehässig, jedoch deutlich distinguierter als die Idee der englischen Band "Lightning Seeds", die für ihr Video zu "Football's Coming Home" seinerzeit sämtliche deutsche Fans in "Kuntz"-Trikots zeigte.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Alles, was der Ball ist


27.02.2006 | 15:16 | Zeichen und Wunder | Vermutungen über die Welt

Generation Wenge


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Unter dem Titel "Stylisch & modern – unsere neuen Restaurant-Designs" klärt uns McDonald's im Rahmen einer vierseitigen Beilage zur Bild am Sonntag über ein Phänomen auf, das auch der Riesenmaschine bereits aufgefallen ist, nämlich: "Mode und Lebensstil der Menschen verändern sich laufend". Daher hat man einige neue Restaurant-Designs eingeführt, "denn eine moderne und angenehme Atmosphäre gehören heute zu einem Restaurantbesuch dazu". In bereits 249 Restaurants sind die neuen Designwelten "im Stil von 'Alpin', 'Collingwood', 'Chicago', 'Generation Wenge', 'America' oder 'New World'" zu sehen – wir müssen ja nicht alles verstehen, aber "Generation Wenge" ist offenbar eine derart neue Designwelt, dass noch nicht mal Google mehr als zwölf halbherzige Deutungsvorschläge macht.

Der einzige mit viel gutem Willen denkbare Kandidat, das schwarzbraune Tropenholz Wengé kann, siehe Abbildung, kaum gemeint sein (würde dann allerdings Paul Noltes "Generation Reform" an Abwegigkeit der Generationenkonstruktion mühelos überbieten). Service der Generation Birkenfurnier: Bis zur offiziellen Stopfung unserer Bildungslücke durch die McDonald's-Presseabteilung wird mit "Generation Wenge" provisorisch der Sachverhalt "Sitzen auf Aschenbechern in einem CeBit-Stand aus den 80ern" bezeichnet. Wahrscheinlich schon bald das nächste grosse Ding in Berlin-Mitte, also aufgepasst!


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