04.09.2005 | 14:13 | Alles wird besser | Sachen kaufen
(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)Die direkte Ansprache der Zielgruppe ist in der Werbung schon immer schöngefärbt wie nichts Gutes. Auf Literflaschen mit Billigkorn etwa stehen Sätze wie "Vollendeter Branntweingenuss für Kenner" und nicht "So werden Sie schneller blau für weniger Geld". Nun zeichnet sich eine dramatische Wende ab: Wir hatten bereits hier postuliert, dass es mit der Euphemisierung in der Werbewelt nach "Wüstenmineralien" als Wort für schlichten Sand nur noch abwärts gehen kann. Aber dass es so schnell gehen würde, wer konnte das ahnen? Denn die neue Haarpflegeserie des Shampooherstellers Guhl, Blauer Lotus, richtet sich ausdrücklich an Verwender mit "plattem Haar ohne Volumen". Früher hätte dort gestanden "für seidenfeines, glattes Haar mit einer Idee weniger Fülle als gewünscht". Dem Verbraucher werden hier knallhart und schonungslos die großen Mängel seines Haarwuchses beigebracht. Nach dem Gipfel der Schönrederei schlägt man also den wenig speichelleckerischen Weg der Neuen Werbeehrlichkeit ein, wenn auch für den Anfang wohl ein wenig harsch vorgetragen. Die Richtung aber ist klar, und so warten wir gespannt auf Deodorants "für stinkende Waschmuffel", auf Diätprodukte "für fette Schweine" und natürlich besonders auf die Riesenmaschine "von Menschen mit zu viel Zeit für Menschen mit zu viel Zeit".
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Sand auf unserer Haut
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IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- Gebrauchsanleitungsfetisch
- Porschecenter
- etwas zusammenbrettern
- Gyros mit
SO NICHT:
- janusköpfige Welle
- Kotze brûlée
- Prodromalsymptome
- Gyros ohne
AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"The Counselor", Ridley Scott (2013)
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