Riesenmaschine

05.10.2007 | 12:22 | Alles wird besser | Sachen kaufen | Effekte und Syndrome

Effective Stimul Drink

Prag, das dritte Amsterdam beziehungsweise das achte Rom (cirka), revolutioniert den Energiegetränkemarkt (ein wenig): Kamikaze, ein flüssiger Drink in Dosendarreichung, besticht durch vier vollkommen verschiedene Vorzüge, die jetzt nacheinander aufgezählt werden: 1. Er ist komplett in tschechisch beschriftet und erschwert damit das Herausfinden der Inhaltsstoffe. 2. Er enthält neben den ubiquitösen Koffein und Guarana noch den Fatburner Synephrine sowie Wirkstoffe aus Hanfsamen und Erd-Burzeldorn (Tribulus terrestris), einem mutmasslichen Potenzmittel und/oder natürlichem Anabolikum, und damit die wirrste Zusatzstoffzusammenstellung seit Jef d'Honts Zaubertrank. 3. Jedoch enthält der Kamikaze-Drink keine Kohlensäure, was zur Folge hat, dass er nicht nur wie gesüsster Tierschweiss riecht, wie alle anderen Energy-Drinks, sondern auch so schmeckt. 4. Das Zeug erhält einen genau bis zu dem Punkt hellwach, an dem man beschliesst, ins Bett zu gehen. Ansonsten hat es allerdings nur Nachteile.


20.09.2007 | 23:06 | Alles wird besser | Sachen kaufen

Schmerzgefreiter


Schmerzgadget (typähnlich)
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Die amerikanische Waffen-Firma Raytheon versteht etwas von Schmerzen. In ihrer 85jährigen Geschichte hat sie erst den Deutschen Schmerzen zugefügt, dann den Vietnamesen, schliesslich den Taliban und Irakern und zwischendurch allen möglichen anderen Völkern, ja, selbst an der Mondinvasion war man beteiligt. Da verwundert es nicht, wenn Raytheon jetzt Schmerzen direkt anbietet, ohne langwierige Umwege über Marschflugkörper, Torpedos und Amphibienfahrzeuge. Der Schmerz befindet sich, wie man der Daily Mail kürzlich entnehmen konnte, in einem kleinen handlichen schwarzen Kasten mit dem freundlichen Namen Silent Guardian. Kaum kommt man ihm zu nahe, schnappt er zu, der Kasten, genauer gesagt brüht er die Wassermoleküle in der Haut mit Hilfe von Mikrowellen kurz auf. Man glaubt es erst nicht, aber offenbar hat das unfassbare, unerträgliche Schmerzen zu Folge, vor denen man nur noch wegrennen kann, wobei, tut man dies, keinerlei Folgen der Behandlung zurückbleiben. Ungetrübtes und folgenloses Schmerzensglück also, wer wollte da keinen Krieg vom Zaun brechen.


20.09.2007 | 03:36 | Alles wird besser | Sachen kaufen

Therapeutisch sterben

Füsse kalt? Leichtes Frösteln? Schon blaue Lippen? Zähneklappern? Reicht Ihnen alles nicht? Dann begeben Sie sich zur Therapie Ihrer Ansprüche in Sachen Kältetherapie in den brandneuen ThermoSuit, ein Gerät, das den Körper des Patienten komplett in frisches eisgekühltes Eiswasser einpackt, das nebendran in einer Kühlbox extra für diesen Zweck schön kalt gehalten wird. Das High-Tech-Ding hat, hier zitieren wir am besten, the potential to quickly cool these patients conveniently and rapidly, und zwar, wie man dem dazugehörigen Video entnehmen kann, in einer knappen halben Stunde (soviel Zeit muss man wohl haben) runter auf cirka 33 Grad Kerntemperatur. Praktisch ein künstliches Kanada, dabei aber viel handlicher, dieses fantastische neue Ding, das seinen Weg machen wird.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Nie mehr frieren


18.09.2007 | 14:19 | Alles wird schlechter | Sachen kaufen

Schlaflos 0.9beta


Vorschlaghammer (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Neue Supersoftware mit Web 2.0 Outfit: Die Innovation namens Pzizz (grauenvolle Produktbezeichnung, bitte mal durchdeklinieren, sehen Sie?) soll das Einschlafen erleichtern. Wir haben das kurz ausprobiert und einen 15-min Energizer Pzizz, argh, Schlaf durchgeführt, den man auf der Website kostenlos downloaden kann. Metallisches Dröhnen im Hintergrund, eine feste Männerstimme rät zum Ausruhen, kein Problem, die Augen werden ganz schwer, der Kopf fällt schon zur Seite, es scheint zu wirken, das Metallzeug ... Da auf einmal empfiehlt die Stimme im Kopf, nein, vom Computer die Entspannung des Körpers, und zwar jeden Muskel einzeln, von den Zehen bis zum Kopf (Muskeln im Kopf?). Was für ein Stress, es gibt hunderte von diesen Muskeln! Wie soll man bitte dabei einschlafen? Kaum ist man endlich durch mit den Muskeln und wieder mal kurz vorm Einschlafen, da meldet Es sich wieder, und erklärt einem, wie entspannt man gleich aufwachen wird, na toll. Und kaum hat man das überstanden, da endet das Metallische und wechselt in sanfte synthetische Harmonien, immer noch untermalt von dauerhaften Kommentaren über die Qualität des gerade erreichten Entspannungszustandes. So, zehn Minuten sind um, das muss an Erholung für heute reichen. Pzizz, sinnloseste Software seit Erfindung eines weichen Bettes. Kaum hat sie mich endgültig geweckt, verlangt die Stimme von mir, ich soll aufwachen.

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


17.09.2007 | 21:58 | Was fehlt | Zeichen und Wunder

Nice try, though


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Drüben bei den anderen Kindern ereifert man sich über eine Eismaschine, die, je nach Glücklichkeit des Benutzers, mal mehr (sehr unglücklich), mal weniger (auch ohne Eis glücklich) Softeis ausspuckt – das ganze in einem Projekt von Demitrios Kargotis, das auf der Ars Electronica in Linz landete. Einige erinnert das Gerät freudetrunken gar an das von Douglas Adams beschriebene Nutri-O-Matic ("Share and Enjoy"). Jetzt aber mal stop hier.

Warum bitte ist es eine Errungenschaft, wenn der, lediglich am Klang der Stimme übrigens, erkannte Glückszustand des Benutzers in eine extrem schlichte quantitative Eismenge übersetzt wird? Sind wir nicht mehrere tausend Jahre vom Sklavenmarkt entfernt, dem letzten Ort, an dem komplexe menschliche Bedürfnisse noch ungestraft in eindimensionale Zahlenangaben übersetzt werden durften? Ist Glück als Produkt nicht wenigstens etwas komplexer als eine Eistüte frei konfigurierbarer Grösse, sagen wir, so komplex wie ein Individualurlaub in der Dominikanischen Republik mit Voodoo-Zauber und Seeigel im Fuss? Eismenge als Handelsäquivalent für Glück, wie gestern ist das denn bitte.


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