14.08.2005 | 00:35 | Sachen kaufen
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Neue, verrückte Technik schön und gut, aber irgendwann muss man sich auch einmal fragen, wie das denn am Ende aussieht. Es ist z.B. nicht möglich, einen gutaussehenden MP3-Player zu bauen, oder aber einen hässlichen, weil, naja, weil sie so klein sind, dass man den Unterschied kaum sieht. Beim Discman hingegen (für Leser, die jünger als 50 sind: es handelt sich dabei um einen tragbaren CD-Player, ja, ich weiß, CDs, das sind diese unförmigen, riesigen Schallplatten), beim Discman also war die ästhetische Orientierung noch sehr einfach. Zum Vergleich: hier ein nachdrücklich hässlicher Vertreter, und nebenan abgebildet das eindeutig schönste Exemplar der Gattung, der Philips AX7201. Er sieht genauso aus wie dieses tolle Raumschiff aus diesem einen Film da. Zunächst glänzt er kühl, intellektuell, silbrig, in einem fast schon arroganten Understatement. Dann ist er nicht nur extrem dünn, sondern gar "super slim" (so dünn, dass der handelsübliche Kopfhörerstecker zu dick ist), außerdem so extrem leicht, ja "ultra lite", dass man sein Gewicht erst spürt, nachdem man die Akkus eingebaut hat – natürlich spezielle, extrem leichte und dünne Akkus. Da spielt es keine Rolle, dass dieses tolle Ding nicht zum Joggen oder Skaten geeignet ist, nein, es braucht schon eine ruhige Umgebung, z.B. eine Magnetschwebebahn, aber es ist sowieso nicht zum Mitnehmen gedacht, eigentlich auch nicht zum Musikhören, es soll einfach nur daliegen, gutaussehen und andere Leute beeindrucken. Und genau das beherrscht das Gerät am besten. Solche Antiquitäten hebt man gerne für besondere Anlässe auf.
13.08.2005 | 02:59 | Anderswo | Zeichen und Wunder
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Es gibt ja viele gute Gründe, gerade in der Arktis Erdöl zu fördern, z.B. kann man ausgelaufenes Öl auf dem Schnee leicht finden, und man muss nicht mühsam Frischfleisch einfliegen, weil die Karibus direkt vor der Haustür grasen. So denkt man, wenn man morgens im Halbschlaf erst an der Tankstelle mit den Benzinpreisen, dann an den neuen WWF-Plakaten vorbeiläuft. Moment aber, WWF, fragt man sich Stunden später, war das wirklich die Vereinigung der Ölfördergesellschaften, oder nicht vielleicht doch eher diese Tierschutzgeschichte?
Einerseits ist intelligente Werbung prinzipiell lobenswert, und ganz schön clever, etwas zu verdammen, indem man so tut, als fände man es sinnvoll. Andererseits werden Menschen zwar per Default mit einer Art Großhirn ausgestattet, verwenden dieses Modul doch aber, das zeigen eigentlich alle Untersuchungen, eher selten, und zwar weil es ja auch irgendwie ohne geht. Wäre es da nicht etwas weniger riskant, einfach weiter an die niederen Instinkte zu appellieren und Bilder von ölverschmierten Vögeln mit großen, anklagenden Augen auf die Plakate zu drucken?
12.08.2005 | 01:05 | Nachtleuchtendes | Fakten und Figuren | Vermutungen über die Welt
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)In diesen Stunden werden wir von irgendwelchen Irren auf dem Kometen "Swift-Tuttle" angegriffen, und zwar mit kleinen Steinchen. Das ist natürlich total albern, und deshalb werden auch dieses Jahr wieder zahllose Menschen die Nacht im Freien verbringen, um angesichts der vielen hundert Steinchen, die hilflos als Sternschnuppen in der Atmosphäre verglühen, die waffentechnische Überlegenheit der Menschheit zu feiern.
Weniger albern wäre die Angelegenheit, wenn man mal ein etwas größeres Steinchen verwenden würde. Es gibt in der Nähe der Erde schätzungsweise 150.000 Felsbrocken mit mehr als 100 Meter Durchmesser, die mehr Zerstörungskraft haben als die beste Wasserstoffbombe, und immer noch 1000 oder so, die sofort alles, also wirklich alles, vernichten würden. Daher ist "Beschuss mit Asteroiden" auch eine der wenigen wirklich plausiblen Strategien, die Erde ein für allemal zu zerstören. Immer vorausgesetzt, dass sie endlich mal treffen, diese Aliens oder Gott oder wer auch immer, was allerdings so wahrscheinlich ist wie, naja, wie etwas, das gar nicht passiert.
Trotzdem, ein schönes Endzeitszenario, sagte sich Hollywood, und warf Ende der 90er gleich fünf gefährliche Asteroiden auf den Markt. Menschen gerieten in Panik, alte Dinosaurier (Überlebende der Yucatan-Katastrophe) zogen mahnend durchs Land, so lange, bis Politiker schließlich "Krieg den Sternschnuppen" versprachen. Die ersten Riesenteleskope zur Asteroidensuche entstehen, und schon in wenigen Jahren werden wir alles wissen, alles, was wir brauchen, um die wirklich gefährlichen Angriffe zurückzuschlagen. Aber bis dahin haben sie sich bestimmt etwas Neues, noch Tödlicheres ausgedacht.
11.08.2005 | 05:29 | Supertiere | Alles wird schlechter | Sachen kaufen
 (Foto: chris_starscream, Lizenz)Ok, Entenhersteller, ihr hattet euren Spaß, aber jetzt ist es genug. Eine Quietscheente, mit der man die Wanne teilen möchte, muss nur drei Kriterien erfüllen: Sie muss a) aussehen wie eine Ente, b) schwimmen können und c) quietschen. Quietscheenten brauchen keine Sonnenbrillen, keine Krawatten, keine Schnorchel (weil Enten auch ohne tauchen können). Sie sollen nicht aussehen wie Teufel, Könige oder Beamte, sondern wie Enten, sie sollen nicht lachen (weil Enten nie lachen), nicht an die Wand genagelt werden, nicht die Farbe wechseln und nicht im Dunkeln leuchten. Und garantiert sollen sie auch nie als USB-Stick eingesetzt werden. Und vor allem, das ist das Wichtigste: Quietscheenten dürfen nie nie nie so aussehen wie ein i-Pod.
Nach Jahren der Quietscheenten-Degeneration wird klar, wohin die Produktentwicklung im 21. Jahrhundert geht: Am Ende wird man mit jedem Gerät alles tun können, nur nicht das, wofür es eigentlich gedacht war. Handys, Outdoorjacken, Schweizer Taschenmesser, Haushunde – alle sind auf dem besten Wege dorthin, wo die Quietscheente bereits angekommen ist. Die Abbildung zeigt aus melancholischen Gründen ein Foto der letzten gut erhaltenen Ur-Ente.
09.08.2005 | 23:18 | Alles wird besser | Essen und Essenzielles
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Die Zufuhr von Nahrungsmitteln ist mittlerweile so bedeutungslos geworden, dass sie von Millionen Menschen nebenbei erledigt wird. Dies macht zum einen verschiedene Formen von Etablissements unnötig, in denen man noch sogenannte Tische verwendet, um das Essen während der Mahlzeit abzustellen. Zum anderen erfordert es angestrengtes Nachdenken über die Usability (die To-Go-Fähigkeit) von Lebensmitteln. Die klassische Pizza zum Beispiel ist ein haarsträubend konservatives Produkt, das man, wenn man keine mittelgroße Sauerei verursachen will, besser nicht in der U-Bahn zu sich nimmt. Eine erste Verbesserung war die Pizza Calzone, die allerdings nach völlig falschem Marketing extrem unpopulär blieb. Nach jahrelangem Brainstorming liefern die Erfinder Konopizza und Crispy Cones jetzt – nahezu zeitgleich und unabhängig voneinander – die unvermutet einfache Lösung. Wie so oft muss man nur ein bereits existierendes Ding nehmen, z.B. eine Eistüte, und es für etwas völlig anderes verwenden, sagen wir: Pizza Tonno. Es ist allerdings rätselhaft, warum das so lange dauerte, denn nach der Erfindung des Spaghetti-Eises war der Schritt zur Pizza-To-Go schließlich nicht mehr besonders groß. Bleibt abzuwarten, ob die Kegelform gegen die starke Ellipsoid-Armada (Hamburger, Döner, Fischbrötchen) auf dem hart umkämpften Markt bestehen kann.
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IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- Fippfappismus (schnelle Ergebnisse winken)
- entschlossenes Gesindel
- Haribo Color-Rado (divers)
- Neustart an der Weinstraße
SO NICHT:
- Geophagie
- verfälschtes Ambiente
- Sojabürstchen
- unentschlossenes Gesindel
AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"We Need to Talk About Kevin", Lynne Ramsay (2011)
Plus: 12, 36, 37, 45, 80, 153 Minus: 1, 198 Gesamt: 4 Punkte
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