Riesenmaschine

18.05.2007 | 12:10 | Zeichen und Wunder

Vom Flachmann für Kenner


Aufputzverkabelung im beginnenden 21. Jahrhundert (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
In eine andere Wohnung umziehen heisst das Staunen neu lernen: warum hat der Vorbewohner nur diese unfasslichen Tapeten geklebt? Wie hat er es mit dem zahnsteinfarbenen Teppichboden ausgehalten? Und warum gibt es so wenige Steckdosen, die noch dazu völlig erratisch über den Raum verteilt sind? Für letztgenanntes Problem hat die Firma Flatwire möglicherweise eine Lösung gefunden: Das Flachbandkabel für die Hausinstallation. Kabel dieser Art gibt es im PC und anderen Niedrigstromanwendungen schon länger; bei Flatwire traut man sich auch Spannungen von bis zu 120 Volt, was dem Engländer ja reicht, durch die, ähm, Leiterbahnen zu schicken. Das Wirkprinzip ist denkbar einfach: Man sprüht ein Klebemittel auf den Glattputz, verlegt die flexiblen Bahnen so, wie man gerade fröhlich ist, fixiert sie mit einem weiteren Klebeband und bedeckt das ganze entweder mit Rauhfaser oder einem Farbanstrich. Es lassen sich auf diese Art und Weise alle elektrischen Geräte ohne sichtbare Kabel in der Wohnung anbringen. Etwas besorgt stimmt allerdings die Frage, ob man mit dem Erwerb des Flatwire tatsächlich instantan sämtliche Einrichtungsgeschmacksnerven verliert . Das wäre dann ja doch ein schlechter Tausch.


10.05.2007 | 02:02 | Alles wird besser

Der Geschmacksbutler bittet zum Tanz


filter, happier, more productive (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Gestern noch ein Wunder, heute schon ein Plunder: so ulkig könnte man formulieren, wenn man über den Shuffle-Modus des iPod schreiben sollte. Weil kaum ein Mensch die Disziplin besitzt, in seiner mp3-Sammlung ausschliesslich Perlen zu konservieren, sondern üblicherweise auch Unhörbares (John Cage), Peinliches (ein für die Tochter ambulant erworbenes Pippi-Langstrumpf-Lied), wie durch ein Wunder hineingeratenes (Katie Melua) und Stimmungstötendes (Shellac) auf der Festplatte schlummert, ist der vorgenannte Shuffle-Modus in Wirklichkeit auf Dauer eher ein Folterinstrument als Freund oder Fortschritt, und ausschliesslich in Verbindung mit der Skip-Taste zu ertragen. Das haben die munteren Gesellen von thefilter.com verstanden und ein Werkzeug bereitgestellt, welches iTunes und sogar den störrischen Windows Media Player Mores lehrt. Man lädt sich den schlappe 630K grossen Installer herunter, installiert die Applikation, schaut dann mit etwas mulmigem Gefühl zu, wie sie die Titelinformationen aller jemals in iTunes importierten Lieder in ein fernes Datennirwana überspielt, auf dass sie indiziert werden mögen, und dann beginnen sich magische Dinge abzuspielen. Man öffnet iTunes, markiert dort mit der Maus 1-3 Lieder, die der aktuellen Gemütslage entsprechen, klickt den "F"-Button der Filter-Tools und schon generiert es in iTunes eine Playliste, welche zwei Handvoll Songs enthält, die musikalisch den ausgewählten fürchterlich nahe kommen. Für Menschen, die sich in ihrer eigenen Musiksammlung nicht mehr zurechtfinden, ein echter Mehrwert.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Die Religion der Musik


26.04.2007 | 13:15 | Sachen kaufen

Spack as spack can


Begrenzt komisch (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Spackige Aktionen gab's und gibt's zuhauf: An einem Flashmob teilnehmen, mit der Miet-Harley die Überreste der "Route 66" entlangdrömeln, Zahnpasta unter anderer Leute Türklinken schmieren, zu sechzehnt in eine Bar einfallen und unisono "Caipi" bestellen – ach, man könnte stundenlang. In diese unrühmliche Liste lässt sich die Verwendung des Bombenweckers nahtlos integrieren. Dieses Weckinstrument sieht so aus, wie sich Horst Pampel aus Berlin-Mariendorf eine Bombe vorstellt. Wie zu erwarten, weckt die Bombe ihren Benutzer mit fortwährenden Explosionsgeräuschen und ist nur durch Eingabe eines von drei zufällig ausgewählten möglichen Codes zu besänftigen. Es ist zu befürchten, dass schon bald einige Ryanair-Flüge noch später starten als sowieso schon, weil weisse Dreadlockträger aus Freiburg mit derlei skurrilem Reisegepäck den ganzen Betrieb aufhalten und das eh schon überlastete Flughafensicherheitspersonal gänzlich in den Wahnsinn treiben.


12.04.2007 | 00:12 | Essen und Essenzielles

Ich kaufe ein "C"


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Sich mit Wein, Whisky oder Zigarren auskennen – geschenkt. Wer auf Laber-Events brillieren will, muss Begriffe wie "Serifen", "Durchschuss" und "Kerning" locker aus sich herausgleiten lassen. Kaum etwas befriedigt das Distinktionsbedürfnis so sehr wie Fonts. Peter Praschl mag schöne Fonts so sehr, dass er die Besucher seines Weblogs bei jedem Reload mit einem von 178 (Quelle: Seitenquelltext vom 11.04.2007) zufällig ausgewählten Fonts begrüsst. Einen Font besonderer Güte hat Robert Bolesta entwickelt, er besteht aus 46 Supermarkt-Hackfleischpäckchen und stellt einen gelungenen Gegenentwurf zu all den glitzy und curvy Fonts der Neuzeit dar. Von nahezu existenzialistischer Tragweite ist, dass hier en passant Dingen mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum eine Art von Unsterblichkeit verliehen wurde.

(Gesehen bei boingboing.net.)


03.04.2007 | 02:58 | Nachtleuchtendes

Roulette, sicher


Abb. 1 Suicide is painless (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

Abb. 2 Viel hilft viel (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Beim russischen Roulette bleiben Unsicherheitsfaktoren. Zumindest, wenn man es lege artis spielt, ist das Risiko, zu überleben, für einen Suizid-Interessenten mit echten Ambitionen deutlich zu hoch. Doch der Bolschewik hat nachgebessert. Die zeitgemässe Version des beliebten Kugelspiels kommt ohne Kugel aus, es genügt eine handelsübliche Steckdose. Einfach einstecken und dann zwei Finger in die Kontaktöffnungen halten. Für terroristische Splittergruppen oder Menschen auf der Suche nach besonderen Körpererfahrungen bietet sich das formschöne, frei konfigurierbare Steckfeld (Abb. 2) an, wobei zu bedenken ist, dass der elektrische Widerstand bei Parallelschaltung von Widerständen signifikant abnimmt und somit bei der Nutzung des Geräts die Haussicherung rausspringt. Gibt es in Russland Haussicherungen?


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