Riesenmaschine

07.04.2006 | 15:48 | Anderswo | Supertiere | Essen und Essenzielles

Made in Mexiko


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Tequila. Ein Wort wie ein Donnerhall des Kopfschmerzes. Mezcal. Ein Wort wie das pubertärste Geschenk der Welt, nämlich ein Schnaps mit Wurm (eigentlich Raupe) drin, also Yps mit Gimmick für 18jährige. Dass in manchen Mezcals eine Raupe ist, hat einen historischen Hintergrund, und zwar einen Marketinggag von 1950. Dabei stellte Herr Jacobo Lozano Páez in Mexiko fest, dass raupenbefallene Agavenblätter einen anderen Mezcalgeschmack ergeben als unbefallene. Eins kam zum anderen und schliesslich suhlten sich kichernde, angetrunkene Abiturienten im wohligen Madenekel.

Doch die Nuller Jahre forderten auch vom Ekel an sich ihren Tribut, die Raupe war irgendwann durch, been there, done that, hundertmal gesehen. Ausserdem war sie irgendwie nicht krass genug, man stellt sich dann einen Jugendlichen vor, der sonst in seiner Freizeit per Handy Videos von Hinrichtungen tauscht, da kann eine Raupe nicht viel.

Insofern ist es nur konsequent, sowohl einen Mezcal als auch einen Wodka mit einem Skorpion statt einer lächerlichen ebenso harm- wie beinlosen Kreatur auf den Markt zu bringen. Wohin das alles schlussendlich führen könnte, möchten wir an dieser Stelle nicht konkretisieren, werfen aber mal das Stichwort "Wodka Meiwes" in den Raum.


06.04.2006 | 11:59 | Alles wird besser | Vermutungen über die Welt

König unter den Tauben


Mit einem Ohr am Puls der Zeit (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Diese Jugend! Will einfach nicht hören! Oder kann nicht hören, weil diese neumodischen mp3-Player taub machen. Da die Kopfhörer immer stöpselartiger werden, damit sie mit weniger Leistung fettere Bässe ins Gehirn hämmern, hört man mit ihnen auch immer weniger von der Umwelt. Aber die Jugend hat sich einen Trend ausgedacht, um nicht vollkommen sozial isoliert in der Landschaft rumzustehen. Man trägt inzwischen nur noch einen Ohrhörer. Mit dem anderen Ohr nimmt man an der Welt teil oder lauscht man den Freunden, mit denen man so abhängt oder wie die Jugend auch immer "rumlungern" inzwischen bezeichnet.

Von diesem Jugendtrend hat die Gesellschaft auch Vorteile. Zum einen führt das Kabel oft genug ins Handy mit integriertem mp3-Player. Das ist super, weil a) es dann nur im Ohrhörer klingelt und b) der durchschnittliche Jugendklingelton sich anhört wie eine polyphone Simulation einer gefaketen Coverversion eines HipHop-Surrogates. Zum anderen werden die Jugendlichen dann nur noch auf einem Ohr taub, was sie natürlich aus Scham niemandem sagen und daher nicht die Krankenkassen belasten.

In dieser scheinbar unbedeutenden Entwicklung ist ungeheure Sprengkraft verborgen. Eventuell steht die Musikindustrie vor einer umwälzenden Neuerung, die eigentlich ein Rückschritt ist: Die nie geahnte Renaissance von Mono.


05.04.2006 | 07:40 | Berlin | Sachen kaufen | Vermutungen über die Welt

Themenhalden

Wenn man in Berlin aufgewachsen ist, konnte man beobachten, wie hier nach dem Fall der Mauer ein stadtökonomischer Mechanismus langsam, aber sicher Fuss fasste, den man nur aus anderen europäischen und amerikanischen Städten kannte: Die Häufung von Fachgeschäften einer Richtung in einem Viertel. Früher war Berlin sehr stark nach Kiezen organisiert, jedes grössere Viertel hatte seine 37 verschiedenen Läden, in denen man sich versorgen konnte. Inzwischen gibt es rund um den Hackeschen Markt so viele Schuhläden, dass die hippen Schuhe, die man im ersten Laden gekauft hat, schon wieder out sind, wenn man bemerkt, dass sie im letzten Laden die Hälfte billiger gewesen wären.

(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

Aber Berlin wäre nicht Berlin, wenn das gnadenlose Hinterhinken im Ballungstrend nicht durch übertriebenes Rechtsüberholen des Trends und Vermischung mit einem völlig anderen Zweittrend ausglichen würde. Während in New York und London nämlich seit Jahren die immer gleichen PopUp-Stores und -Clubs gehypt werden, sind in Berlin schon PopUp-Müllhalden in. Und zwar nicht irgendwelche, sondern eben geballte Themenmüllhalden. Oder wie ist es sonst zu erklären, dass an der oben fotografierten Stelle am Mauerpark in Berlin Prenzlauer Berg fünf zerfetzte Kinderwägen stehen? Und sonst kein Gramm Andermüll?


04.04.2006 | 03:41 | Anderswo | Alles wird besser | Vermutungen über die Welt

Exservicewüste Deutschland


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Leere Worthülsen, unreflektiertes Gewäsch und nachgeplapperter Quatsch können die Welt verändern! Das mag sich zunächst nach einer gewagten These anhören, doch auf dem nebenstehenden Foto, entstanden am Münchener Flughafen, ist der Beweis zu erkennen. Gehen wir in der Zeit ein wenig zurück und führen uns die Beschwerde vor Augen, mit deren blumiger Ausformulierung praktisch jeder Lifestyle- und Wirtschaftsjournalist die 90er Jahre hindurch seine Miete finanziert hat: "Servicewüste Deutschland!".

Gefühlte 27 Stern-Cover tänzelten um diese Klage, und der Focus musste erst Rankings als seine natürliche Heimat entdecken, um von der ständigen Jammerei wegzukommen über die vielen Arbeitsplätze, die der Nichtservice in Deutschland gar nicht erst entstehen liess. Die meisten Artikel waren dabei ganz deutlich von zwei problematischen Besuchen beim Bäcker oder einem vierstündigen Berlintrip inspiriert und führten uns das famose amerikanische Valetparking als Kristallisationspunkt des Paradieses Dienstleistungsgesellschaft vor. Nun aber hört man schon länger nicht mehr diese Beschwerden, und es liegt nicht daran, dass Beschwerden so out wären wie Echtlinnen-Stickerei für Rütli-Schüler. Vielmehr hat die Wirtschaft reagiert und hat alles Mögliche an allen Ecken und Enden total verservict. Dieser Mülleimer etwa ist zweisprachig bedruckt und sagt dem vorbeieilenden Passanten:

"Hallo lieber Reisender, wirf nur deinen Müll ungefähr in meine Richtung, du musst auch nicht trennen, wie es zu Hause deine Frau verlangt, denn ich bin ein Convenience-Mülleimer und die gleichen Pakistanis, die tagsüber den Flughafenfrass in den Küchengewölben zusammenbrutzeln, trennen abends mit flinken Fingern den Müll, den du hier hineinwirfst. Ist das nicht toll?"

Ja, lieber Convenience-Mülleimer, das ist toll, denkt man bei sich, freut sich im gleichen Atemzug, dass das nervige Servicewüsten-Geschrei in den 90er Jahren famose Mülltrennerarbeitsplätze geschaffen hat und fragt sich, wann man endlich im Laufen urinieren kann und ein freundlicher Servicemensch es hinter einem wegwischt.


31.03.2006 | 13:22 | Was fehlt | Listen

Automatic or the people


Innenraum: ungepflegt
(Zitat aus einem Sachverständigen-Gutachten) (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
ABD, ABS, ABV, ADS AFS, ALB, ALC, AMK, ANB, ANC, APS, APS, APS, AQS, ARD, ARP, ARS, ARS, ARS, ASA, ASC, ASL, ASR, ATB, ATC, ATC, ATC, ATF, ATL, AUC, BAS, BBF, BFD, BIB, BKV, BMR, BPC, BVA, CAC, CAL, CAS, CBC, CDC, CDI, CFI, CGI, CMS, CNS, CSR, CVT, CWS, DDS, DFC, DIS, DNS, DPF, DSC, DSG, DSR, DWA, EAQ, EBM, EDS, ESD, ESP, ESR, EWS, FAP, FIS, FSI, GPS, HBA, HHC, ICC, ICE, MFA, MPI, MSR, PDC, RDS, SPA, SSW, TCS, TDI, TMC, TPM, TRA, VDC, WSG, aber hat auch nur ein einziger verdammter Hersteller das Mülleimerproblem im Auto gelöst?


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