30.06.2006 | 01:15 | Nachtleuchtendes | Alles wird besser
 Nix, Garnix, Schlumpf und Stäubchen (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.) Es war höchste Zeit, dass der moderne, frische Geist, dem wir die Sternbilder Luftpumpe, Teleskop, Grabstichel und Tafelberg verdanken, auch in die Planetenbenamung einzieht. Es ist ein schöner Anfang, dass einer der beiden Krümelmonde, die kürzlich beim Kreisen um Pluto ertappt wurden, nicht nach einem der Titanen oder einem Zweig der Weltesche, sondern seiner Grösse angemessen Nix getauft wurde. Nun sollte die zuständige Internationale Astronomische Vereinigung den Impuls nutzen und bei der Entrümpelung des restlichen Sonnensystems endlich den antiken Ballast vor die Tür stellen. Die Erde könnte zum Beispiel "Biber" heissen. Oder halt der Wahrheit entsprechend "Dreck". Oder vielleicht "Hörnchen"?
28.06.2006 | 16:36 | Alles wird besser
 Wundersame Nanotechnologie (Foto: jurvetson) Homöopathen und Nanotechnikgläubige eint die Ablehnung der wohl als plump empfundenen Alltagsmaterie, die kleingehext oder gleich ganz wegverdünnt wird, um dann unsichtbar oder abwesend als Mythos paradoxerweise viel besser zu funktionieren als in ihrem mangelnden Erdendasein. Neben dem Weltraumlift versprachen uns die beiden Wenigerlehren so allerlei, und wenigstens die Nanonanos liefern auch. Jüngst zum Beispiel verwirklichten sie tatsächlich den uralten Menschheitstraum von Spinnensuperkräften. Man könnte sich also wirklich nicht beschweren, glühte nicht praktisch zeitgleich die empörende Nachricht durch die Drähte, dass stark verdünntes, böses Nano-Titania in der Sonnenmilch schlecht fürs Gehirn ist. Schon 1986 warnte Nanopapst K. Eric Drexler in seinem Buch Engines of Creation vor "grundlegenden Gefahren für Menschen und das Leben auf der Erde", die von der Nanoprodukten möglicherweise ausgingen. Ob er dabei an homöopathische Sonnenmilch gedacht hat – wer kann es sagen?
27.06.2006 | 19:50 | Alles wird besser | Sachen kaufen | Zeichen und Wunder
 Wiederverwendbares Universallogo (Multibrandsignet) (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Ohne Marken wären wir bedeutend schlimmer dran als die Marken ohne uns. Marken geben uns Halt und sind Garanten für einen Haufen anderer wichtiger Dinge, findet jedenfalls der Markenverband. Aber was sind Marken, diese tollen Hechte, wirklich? Gehen wir in der Zeit etwas zurück, und zwar bis damals. Hans Domizlaff gilt als derjenige, der in den 20er und 30er Jahren die Marke an sich gewissermassen mit Kerosin betankte, sie dann in einen gesellschaftspolitischen Kontext stellte und 1932 das Buch schrieb "Propagandamittel der Staatsidee", mit dem er unter Reichskanzler Brüning Werbeleiter des Deutschen Reiches werden wollte. Das Buch ist dann anderweitig zum Einsatz gekommen. Domizlaff, Entwickler von Marken wie Ernte 23 und Siemens, wurde 1943 Vorsitzender der Lüneburger Heide. Seine Idee der Marke war, der Masse der Kunden Anhaltspunkte für ihr Vertrauen zu geben.
"Anhaltspunkte für Vertrauen", dafür braucht man doch keine Marke, wird sich ein findiger Bierglasproduzent gedacht haben und hat das nebenstehende Gefäss auf den Markt geworfen. Denn bierausschenkende Wirte haben oft das Problem, dass sie von irgendeiner Biermarke die Gläser geschenkt bekommen haben, aber Bier von einer anderen Marke ausschenken. Und es ist genauso doof, Warsteiner aus einem Beck's-Glas zu trinken wie aus einem Glas, wo gar nichts draufsteht, dann könnte man ja gleich Noname-Bier ausschenken, das will doch auch niemand, wer weiss, was da drin ist! Abgesehen davon, dass auch die glühendsten No-Logo-Verehrer noch stets eine Lieblingsbiermarke haben, "aber nur, weil sie schmeckt!", gibt es bei Biergläsern also das Problem, dass sie das traute Markengefühl erzeugen sollen, ohne sich festlegen zu müssen. Sieht aus wie ein Markenglas, fühlt sich auch so an, und mit "Bier-Spezialität", "meisterlich gebraut" kann sich vermutlich jede Biermarke irgendwie identifizieren. Nur mit dem Spruch "Hopfen und Malz, Gott erhalt's" könnte es in seltenen Fällen inhaltliche Kollisionen geben.
26.06.2006 | 11:45 | Alles wird besser | Essen und Essenzielles
 Neonneokorken von seit 1435 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Das Gipfeltreffen der Unsympathen der WM (Portugal, Holland, Iwanow) endete damit, dass erstmals in der Fussballgeschichte beide Mannschaften verloren (21 Gelbe, 7 Rote Karten). Weil bei Portugal ein Tor weniger ungeschossen blieb, kommt der weltgrösste Weinkorkenproduzent weiter – und muss doch eine herbe Niederlage einstecken (Foto). Denn künstliche Korken setzen sich immer mehr durch, aus den üblichen langweiligen Gründen mit Geschmacksneutralität, Verschlussdichte und Ähnlichem. Viel spannender sind die Psycho-Grabenkämpfe der Echtkorkliga gegen Riege der Stahl-, Glas- und Kunststoffverschliessenden, die seltener im Vordergrund ausgefochten werden, dafür aber umso erbitterter zwischen den Zeilen und hinter den Kulissen. Die Weintraditionalisten des VDP etwa drängen Winzer dazu, sich zum Echtkorken zu bekennen. Die Kunstkorkenkämpfer gehen unbeschwerter in die Schlacht, sie haben ja wenig zu verlieren. Der abgebildete Korken der Firma Supreme Corq muss aber als lachender Frontalangriff verstanden werden. Mehr Hohn als ein neongelber Plastikkorken für ein seit 1435 bestehendes Weingut ist schwer vorstellbar.
24.06.2006 | 20:15 | Berlin | Alles wird besser
 Katri Kuparinen: Syndrome (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Man liest dieser WM-Tage viel über Ausstellungen, die man sich thematisch auch gut in einer Schulaula am Projekttag vorstellen könnte: (Platz.Wunden Der Fussball und die Medizin, Fussball und Alltag in Lateinamerika, Doppelpässe, wie die Deutschen die Mauer umspielten.). Wenig bis nichts hingegen liest man über die Kunstausstellung Ball of Fame im ehemaligen Vitra Design Museum. Hier sieht nichts nach Stellwand in der Aula aus und hier regiert der Spass: Man kann an einem Doppel-Flipper gegeneinander spielen, literarisch gelesene Fangesänge anhören, vor einem St. Pauli Altar niederknien, die Bilder bewundern, die Zecke Naeuendorf damals zur Zecke gemacht haben, in ein (aus allen bisher exisitierenden WM-Maskottchen zusammengenähtes) Supermaskottchen hineinschlüpfen und herausfinden was passiert wenn Konzeptionalisten und Dadaisten sich auf dem Rasen zum Match treffen. WM kann richtig herrlich sein! Und das schon Tage vor dem durch uns am 28. Juni 2006 im NBI herbeigelesenen Endspielsieg!
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IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- Störe in jeder Hinsicht
- Herzenswunsch Anselm-Seminar
- Hospital for Sick Kids
- öfters mal auf Reisen gehn
SO NICHT:
- Norbert Blüm Nobbel nennen (statt Nobsi)
- Wortsippenhaft
- Anstellerei
- überall die gleiche Scheiße sehn
AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"Match Point", Woody Allen (2005)
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