Riesenmaschine

26.06.2006 | 11:45 | Alles wird besser | Essen und Essenzielles

Kork Wars


Neonneokorken von seit 1435 (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Das Gipfeltreffen der Unsympathen der WM (Portugal, Holland, Iwanow) endete damit, dass erstmals in der Fussballgeschichte beide Mannschaften verloren (21 Gelbe, 7 Rote Karten). Weil bei Portugal ein Tor weniger ungeschossen blieb, kommt der weltgrösste Weinkorkenproduzent weiter – und muss doch eine herbe Niederlage einstecken (Foto). Denn künstliche Korken setzen sich immer mehr durch, aus den üblichen langweiligen Gründen mit Geschmacksneutralität, Verschlussdichte und Ähnlichem. Viel spannender sind die Psycho-Grabenkämpfe der Echtkorkliga gegen Riege der Stahl-, Glas- und Kunststoffverschliessenden, die seltener im Vordergrund ausgefochten werden, dafür aber umso erbitterter zwischen den Zeilen und hinter den Kulissen. Die Weintraditionalisten des VDP etwa drängen Winzer dazu, sich zum Echtkorken zu bekennen. Die Kunstkorkenkämpfer gehen unbeschwerter in die Schlacht, sie haben ja wenig zu verlieren. Der abgebildete Korken der Firma Supreme Corq muss aber als lachender Frontalangriff verstanden werden. Mehr Hohn als ein neongelber Plastikkorken für ein seit 1435 bestehendes Weingut ist schwer vorstellbar.


Kommentar #1 von Sascha Lobo:

Wobei Iwanow schon fast wieder an Sympathie gewinnt, jetzt, wo Kackdackel Blatter™ öffentlich über ihn herzieht.

26.06.2006 | 12:05

Kommentar #2 von #6:

So lasset den Verbraucher entscheiden. Diese klare Stilzersetzungserscheinung ist schlimm und hat ihren Höhepunkt noch nicht erreicht. Da möchte man fast hoffen, dass es mit dem Erdöl doch schneller zu ende geht als prognostiziert.

26.06.2006 | 12:17

Kommentar #3 von 500beine:

als ich mal ein paar zauberschuhe hatte mit drei weinroten querstreifen für den sportiven winzer war ich untenrum andauernd abgefüllt.

26.06.2006 | 12:17

Kommentar #4 von Ruben:

Also mein alter Oheim, sonst eher stets ein bescheidener Dreiquartlprivatier, bei dem des Öfteren gegen jede feinschmeckerische Etikette der genossene Edeltropfen nach Verbrüderung mit Tankstellenfusel trachtet, der schwört dennoch stets auf Echtkork. Und zwar nicht aus traditionalistisch-elitären Gründen, sondern weil er aus Flaschenkorken, Zahnstochern und Zündhölzern zumeist sehr hübsche Figuren zu basteln pflegt (manchmal sind sie nicht so hübsch, aber das liegt dann meistens am noch zu geringen Pegel). Offenbar kann man mit Kunstkorken nicht so gut basteln, oder aber ihm sieht es mit dem Plastikzeug zu neumodisch aus.

26.06.2006 | 12:18

Kommentar #5 von Sascha Lobo:

Vom Kunstkorken zur Korkenkunst, ich bin gespannt, wie tief hinunter es reichen wird.

26.06.2006 | 12:20

Kommentar #6 von der Zwergenmaschine:

Ich dachte bis vor kurzem noch, dass der Korkabbau was Böses sei und der Kunstkork (was für ein schönes Wort: Kunstkorkkunstkorkkunstkork) was Gutes, weil er die armen Korkeichen vor dem Aussterben oder sowas rettet. Wie naiv von mir: http://www.wwf.at/Naturschutztipps/einkaufen/Kork/index.html
Merke – Kork ist gut für Mensch und Tier.

26.06.2006 | 12:25

Kommentar #7 von CFB:

Korkenkunst ins Google-Suchfeld getippt gibt einen Treffen, Kastanienfiguren 139.
In der bildenden Kunst fristet der Korken also ohnehin nur ein Nischendasein. Rubens Oheim wird als Szenesonderling die Fahne wahrscheinlich weiter hochhalten, was recht so ist!
Mit den Auswirkungen auf`s Gustatorische und die Ökologie braucht man den jungen Leuten ohnehin nicht zu kommen, die saufen Prosecco aus der Dose, denen ist alles egal.

26.06.2006 | 12:45

Kommentar #8 von einem automatischen Kommentargenerator:

Wir gratulieren Sascha Lobo zu seinem zweihundertfünfzigsten Riesenmaschinen-Artikel.

26.06.2006 | 13:21

Kommentar #9 von irgendwem:

Automatische Kulturkritik: Riesenmaschine: Minus: Links auf Wikipediaartikel

26.06.2006 | 13:33

Kommentar #10 von nilo82:

Schliessen wir jetzt also daraus, dass es den Korkeichwäldern (noch) gut geht und die Kunstkorkenkunst quasi nicht existent ist?
Wie sagten seinerzeit schon General Lucky & Peter Ranking in ihrem musikalischen Plädoyer für den Naturstoff? It haffi kork!
http://rapidshare.de/files/24160511/General_Lucky____Peter_Ranking_-_Ram-A-Jam___Realrock_Riddim__.mp3.html

26.06.2006 | 13:34

Kommentar #11 von Ruben:

Heute findet sich die Korkenkunst wohl hauptsächlich im Repertoire von Kindergärtnerinnen, aber der Oheim trug nebst Schmaibixn und Flaschenöffner zu diesem Behufe auch immer ein Taschenmesser und hölzerne Steckerln bei sich. Googeln Sie einmal unter "Korken" und "Basteln".
Man kann das aber auch wie beim Zwetschgnmannschgal mit zum Wein gereichten Speisen machen, Figuren aus Zahnstochern und Käsestücken beispielsweise. Aber diese Erzeugnisse sind i.d.R. nicht von Dauer.

26.06.2006 | 14:13

Kommentar #12 von Ruben:

(Ich erzähl' hier einen Scheitz, das interessiert doch eh keinen.)

26.06.2006 | 14:21

Kommentar #13 von Harald:

Ach, und maschinell hergestellte in Serie bedruckte Korken sind Ausdruck jahrhundert alter Tradition? Gähn.

26.06.2006 | 14:39

Kommentar #14 von CFB:

#11: Und nicht zu vergessen die Mettigel. Salzstangen, Schweinehack und fertig ist die Laube.

26.06.2006 | 15:20

Kommentar #15 von Ruben:

Sehen Sie, Herr Lobo, nun sind wir schlussendlich bei Käseschnitzerei und Buffetdekoraktionen gelandet.

26.06.2006 | 18:47

Kommentar #16 von winfried aus chemnitz:

Liebe Sicherheit ... nur ein Blog ...
Gelbe Korken werden die Leute wollen denn die neueste Generation sticht man leicht mit einer Nadel an ... dann windet sich der Korken unter einem Schmerzensschrei in die Flasche hinein und löst sich sofort auf und hebt den Alkoholgehalt um sieben Prozent ... Sie werden diese Dinger lieben!
Der Rest ist Werbung!

26.06.2006 | 20:01

Kommentar #17 von was heisst hier nicht gehaltvoll genug. Ts.:

Hier muss offenbar noch einmal klar Stellung auf Seiten der Kunstkorkkonstrukteure bezogen werden. Ein vernünftiger Grad an Entspannung (jetzt sogar eine urdeutsche Eigenschaft geworden) lässt hier alle traditionalistischen Einwände lächerlich erscheinen. Viva la innovación!

26.06.2006 | 23:30

Kommentar #18 von Floda Nashir:

Schraubverschluss, Mädels!

04.11.2009 | 11:23

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