Riesenmaschine

02.03.2007 | 12:02 | Anderswo | Alles wird besser

In den Krebsgang schalten


Glück im Unglück: übers zweite Loch glatt weggesegelt.
(Foto: salim) (Lizenz)
Automatikschaltungen für Fahrräder mögen einer der letzten Schreie einer aussterbenden Technologie sein; aber hört sie jemand? Denn auch wenn niemand im Wald steht, während ein Baum aufs Automatikfahrrad fällt, geht es ja kaputt. Na gut, das war jetzt eine etwas wilde Assoziationskette, und zudem orthogonal zur Fahrtrichtung des Artikels aufgezogen. Probieren wirs anders.

Wie jeder weiss, sind Fahrräder eine verkorkste Erfindung. Man kann nur in eine Richtung mit ihnen fahren, man kann nur eins der zwei Räder lenken, Draufsitzen ist verhältnismässig bequem und die Kette schmeckt nicht nach Erdbeeren, sondern nach Öl. Kein Wunder, dass kaum jemand ein Rad hat und die coolen Kinder alle Segway fahren. Das muss aber nicht sein, denn wenn man nur ein bisschen Grips bemüht, kann man auch das Problem Fahrrad im Handumdrehen lösen. Michael Killian, ein irischer Programmierer, hat einmal kurz beherzt nachgedacht, und ein Fahrrad entwickelt, dessen beide Räder lenkbar sind, und auf dem man sowohl vorwärts als auch rückwärts fahren kann. Beziehungsweise nach links oder rechts, weil man auf dem, äh, Gebilde, quer zur Fahrtrichtung sitzt und in die Pedale tritt. Nur die Kette schmeckt leider immer noch nach Öl, aber dafür gibts sicher bald einen Patch.


02.03.2007 | 01:50 | Alles wird besser | Was fehlt

Mit den Ohren laufen

An allen Enden Konvergenz: Niemand verzichtet auf Musik im Ohr und Pulsmesser um die Brust, wenn es zum Joggen in den Wald geht. Naheliegend, die beiden Geräte zu verbinden: Die Ohrhörer, die Jeffrey L. Lovejoy und seine Freunde gerade im Patentamt eingereicht haben und der New Scientist vorgekramt hat, misst den Puls über integrierte Elektroden und gibt die Daten an das Abspielgerät, welches daraus hilfreiche Hinweise generiert.

Mit grossen Schritten in die Zukunft. (Foto: hiperactivo) (Lizenz)
In ihrer detaillierten Beschreibung, die sogar die weissen Kopfhörer des iPods umfasst, vergessen die Erfinder jedoch die logische Einbindung in die Playlist, die bewirkt, dass die Musik nach der gerade anstehenden Herzfrequenz ausgewählt wird. Die Algorithmen, die von 'Positive Tension' auf 'Cirrhosis of the Heart' wechseln, sollten bequem neben die passen, die die aufmunternden Hinweise auswählen, die zur Einflüsterung vorgesehen sind. Diese Erfinder, alles muss man ihnen sagen. Erfindet mal ein bisschen schneller!


01.03.2007 | 20:56 | Nachtleuchtendes | Alles wird besser

AK mobile Freundschaft


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Im August 2004 beschrieben wir anderswo hoffnungsfroh, was die Zukunft für neue Tools zur mobilen Vernetzung von allen mit allen bereithielt. Spätestens im September 2004 gedachten wir uns in Handysoftware zu wälzen, die uns den Aufenthaltsort von Freunden, Nachbarn und Wildfremden sichtbar machen sollte. Der Leser ahnt, wie die Geschichte ausging: Natürlich passierte erst mal gar nichts, und dann nicht viel. Die im Text genannten Dienste sind entweder nie oder wenn, dann nur in San Francisco gestartet, die Details kann jeder selbst recherchieren, wir sind ja hier nicht der Heise-Newsticker.

Aber weil es nicht zu unseren Gewohnheiten gehört, aus Fehlern zu lernen, sei hiermit angekündigt, dass es doch noch klappen wird mit dem mobilen Social Networking, und zwar ab praktisch sofort und in Form der Java-Handysoftware aka-aki. Um ganz sicher zu gehen, haben wir die Technik diesmal von Riesenmaschine-Autor Gabriel Yoran erfinden lassen. Das Ding mit dem wie von Thor Heyerdahl erdachten Namen sucht im zugegeben bescheidenen Umkreis von 20 Metern per Bluetooth nach anderen Nutzern, die je nach Geschmacklosigkeit der dahinterstehenden Firma vermutlich "Aka-Akivisten" oder so heissen werden, und lädt dann deren Profile aus dem Web. Für Menschen, die keine Gesichter wiedererkennen oder sich keine Namen merken können, kann dieser Service schon beim engeren Freundeskreis nützlich sein (vorausgesetzt, man hat sie alle vorher in den Aka-Aki-Akundenkreis hineingekobert). Alle anderen bekommen erklärt, über welche sieben Ecken sie die eigentlich unbekannten Menschen um sie herum wenigstens indirekt kennen, und wie es immer so ist, werden den Teilnehmern vermutlich noch ganz andere Nutzungsmöglichkeiten einfallen. Geld kostet nur der Traffic, und zum Preis einer SMS kann man ungefähr 500 aka-aki-Nachrichten verschicken. Wen stört bei dieser Fülle an Wi-Wa-Wunderfeatures der alberne Name? Die Alphaversion läuft, die öffentliche Beta startet Anfang April, und dann wird der Löwe endlich das Lamm erkennen, und wir werden uns mit aller Welt in den Armen liegen. Bis der Aka-Aki-Akku alle ist.


01.03.2007 | 02:58 | Supertiere | Alles wird besser

Als die Geräte stolpern lernten

Laufende Nasen gibt's ja nun schon länger, laufende Meter gibt es Stoffe am, aber laufende Roboter sind eine verhältnismässig neue Erfindung. Bis vor kurzem war Asimo von Honda der Rumlatschstar, aber jetzt hoppelt elegant Anybot Dexter ins Bild, oder, nun ja, stolpert oder stakst wie ein Operationsrekonvaleszent auf dem Krankenhausgang. Das sieht auf den ersten Blick zwar deutlich armseliger aus als Asimos sicherer Schritt, ist aber in Wahrheit viel beeindruckender, weil Dexter nämlich in jedem Moment sein Gleichgewicht von neuem ausbalanciert und sich nicht jeden Schritt vorher genau überlegen muss. Die Roboter haben damit jetzt, 86 Jahre nach der Erfindung des Wortes durch die Čapek-Brüder, das Niveau von zirka Einjährigen erreicht und können also so ungefähr 2437 eingeschult werden. Am besten jetzt schon mal eine Tüte vorbereiten für den grossen Tag.


27.02.2007 | 20:49 | Alles wird besser | Alles wird schlechter

Nichts Neues aus der Privatsphäre


Tagesablauf des Autors in Slife, völlig unrepräsentativ, da Eclipse, Emacs und das grosse Programm zur Weltrettung nicht aufgezeichnet werden. Habe wirklich nicht nicht die ganze Zeit im Web gesurft. Also, nur wichtige Programmierdokumentation. Echt jetzt. (Screenshot: Roland Krause)
Überwachung ist angesagt: Mit dem Thema kann ein deutscher Film einen Oscar absahnen, obwohl gar keine Nazis vorkommen. Mit Computern überwacht es sich von Natur aus leichter, besonders wenn die Arbeit an einem geleistet wird. In Neal Stephensons "Snow Crash" beispielsweise überwachen die Überbleibsel der staatlichen Behörden die gesamte Arbeit ihrer zahlreichen Programmierer. Jene entwickeln daher Strategien, wie eine Dienstanweisung zur Selbstversorgung mit Toilettenpapier entlangzuscrollen ist, so dass es aussieht, als habe man sie gelesen. Die Software zu diesen Zwecken ist kaum jünger als der Roman, schön aber, dass es sie endlich mit abgerundeten Ecken gibt und sie für jeden zur Produktivitätssteigerung durch freiwillige Gesinnungskontrolle zu haben ist.

Slife (via LifeHacker) passt auf Macs auf: mit welchen Tippfehlern man seine Lieben über iChat versorgt, wie lange man auf den Panorama-Seiten des Spiegels surft und sich über die Kettenbriefe aufregt, die einem der Kleine aus der Buchhaltung geschickt hat. Spannend wird es, wenn man das Ganze live mit den Freunden teilt, die dann zugucken dürfen und einen beim Abendmahl Vorhaltungen machen können. Natürlich gibt es Möglichkeiten, Aktivitäten zu verheimlichen – aber deine Lücken werden auffallen, Freundchen. Was die eigene Person an Disziplin vermissen lässt, fügt sich so trefflich von aussen ein.


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