04.11.2006 | 03:58 | Alles wird schlechter
 Manchmal weiss es auch keiner, aber mindestens einer glaubt es immer zu wissen (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Man kann ja nicht immer nur klüger werden, wo sollte das hinführen? Direkt in die Schwanitzhölle, wo man dann den ganzen Tag besserwisserische Riesenmaschinebeiträge verfasst. Die Marktlücke Halbwissen hat Yahoo! jetzt (nach den Pionieren von Superschool) als erster grosser Anbieter erkannt und das Frage-Antwort-Portal "Yahoo! Clever" hineingebaut. Im Unterschied zu altmodischen Angeboten wie wer-weiss-was.de muss sich hier niemand erst als Experte registrieren lassen, um nach Herzenslust herummeinen zu dürfen. Die so ungefähr mittelfalscheste Antwort wird in einem Abstimmungsverfahren ausgelost. Das ist schön, und noch schöner ist nur, dass die Cleverplakate, mit denen Berlin derzeit tapeziert ist, grösstenteils Fragen zeigen, die auch in der Welt des Ganzwissens als amtlich ungeklärt gelten dürfen: "Warum wache ich häufig schon vor dem Wecker auf?" oder "Warum kann man sich nicht selbst kitzeln?" Leser, die die Antwort trotzdem zu kennen glauben, kommentieren bitte nicht diesen Beitrag, sondern entsorgen ihre Ansicht direkt bei Yahoo! Clever.
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03.11.2006 | 18:36 | Alles wird schlechter | Essen und Essenzielles
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Bamberger haben es besser. Die Gleichung, die Sven Regener in seinem Buch "Herr Lehmann" ausgibt, dass ein Bier ein halbes Brot sei, also so nahrhaft und sättigend, bekommt in der sympathischen fränkischen Provinzmetropole an der Bam noch ein zusätzliches Feature, das lokale Bier, Rauchbier genannt, schmeckt bekanntlich nach Schinken. Es sind aber auch in der Getränkeindustrie Bestrebungen zu verzeichnen, nicht nur Hungrige zu laben, sondern auch die Gruppe der unter dem Pica-Syndrom Leidenden, die zwanghaft Dinge zu sich nehmen müssen, die nicht für den menschlichen Verzehr geeignet sind. So bietet nach dem letztjährigen Erfolg und Vorbild der Pril Winteredition, also Geschirrspülmittel in den Geschmacksrichtungen Vanille, Zimt und "Winterapfel", jetzt das österreichische Molkereiunternehmen Desserta ein Milchmischgetränk in den harschen Facetten Eierlikör, Punsch und Bratapfel an. Endlich kann man das trinken, was man nicht essen möchte und womit man vorher abgewaschen hat.
22.10.2006 | 09:03 | Alles wird besser | Alles wird schlechter
 Anonymoppel. Haha! Ha! (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.) Das Internet ist eine schöne Sache. Es sind bunte Bilder drin und Musik, viele nackte Menschen, mehr Zahlen als ein durchschnittlicher Computer essen kann und während man in ihm surft kann man gemütliche Hauskleidung tragen und wird nicht von Haifischen gegessen, oder jedenfalls nur selten. In jüngerer Zeit hat es obendrein eine glitzernde New-Economy Fassade verpasst bekommen. Aber wie alle Kaufhäuser hat auch das Internet eine Kühlschrankrückseite aus Röhren und Schläuchen, und die sämigen Flüssigkeiten, die da gepumpt werden, sind nicht immer schön anzusehen. Üble Nachrede und Mobbing, schon im physikalischen Scheinuniversum arge Probleme, werden durch die rasanten Rückkopplung in der wirklichen Welt online zu Resonanzkatastrophen. Ein gestohlener Sidekick wird so zum Beispiel zum Anlass für eine Menschenjagd mit Tausenden von Zuschauern, über peinliche Vorkommnisse lacht nicht mehr nur das Dorf, sondern gleich die halbe Welt, und bösartige Gerüchte können, wenn sie plausibel genug verbreitet werden, Leben zerstören oder zumindest Seelenruhen beschädigen. Und das tut denen doch auch weh. Was der möglicherweise kranke Dozent aus Florida davon hält, dass Tausende feixende Linkposter sich über das Unglück seiner Vorlesung amüsieren, mag man sich lieber nicht vorstellen.
Aber andererseits, und nochmal drüber nachgedacht verleiht das Zusammenrotten Fremder zum Zwecke der Vorverurteilung anderer dem Teilnehmer natürlich ein Gefühl unbegrenzter Macht, und das ist dann wiederum ganz schön super, zumal natürlich sowohl Star-Wars Kid als auch die Floridaner Vorlesung tatsächlich lustig sind. Gelegentliche bedrückende Ausreisser, wie den vor der Obdachlosigkeit geretteten sterbenden Autor Robert Anton Wilson, die einem eher das Gefühl geben, knapp dem Elend hinter dem letzten Satz einer verklärenden Kurzbiographie – "starb verarmt und vergessen" – entgangen zu sein, muss man wohl in Kauf nehmen.
21.10.2006 | 11:56 | Anderswo | Alles wird schlechter
 Riesenhartwurst im Hangar (Foto: Moffett Field Historical Society) Während die Nazis noch an der Reichsflugscheibe werkelten und sich in Neuschwaben (ein Teil der Antarktis, nicht Berlins) die verkrüppelten Zehen von braun auf schwarz umfroren, hatte die amerikanische Luftwaffe längst Monstrositäten am Start, gegen die ein fiktiver fliegender Kreisel mit bis zu 12 Irren drin wie ein Autoscooter auf dem Provinzrummel scheint – zwei riesige, fliegende Flugzeugträgerluftschiffe aus Aluminium, mit eingebauten Hangars. Die dort eingestellten bis zu fünf Flugzeuge wurden über eine Winde am Haken abgelassen und gestartet, und hinterher, nach einem schwierigen Manöver zur Geschwindigkeitsangleichung, wieder eingehakt und über dieselbe Winde wieder aufgenommen. Wenn die von Goodyear und Zeppelin gemeinsam entwickelte USS Macon über der Wolkendecke flog, konnte sie eine kleine Kammer als Umkehrperiskop bis zu 300 Meter weit absenken – als sei ein fliegender Flugzeugträger allein einfach noch nicht absurd genug. Aber das Wetter hatte ein Einsehen und blies erst 1933 das eine Ding in den Atlantik, 1935 dann das andere in den Pazifik. Trotz sofortiger Suche konnte das Wrack im Pazifik nicht gefunden werden.
Bis dann Ende der 80er Jahre ein Fischer ein Metallteil im Netz fand und einem Restaurant schenkte. Dort erkannte jemand das sonderbare Bauteil, und der Druckerbaron David Packard, der 1933 grade seinen Abschluss in Stanford gemacht hatte, als der Zeppelin in den Atlantik fiel, finanzierte eine Expedition, die die restlichen Trümmer aufspüren sollte. Mehrere Expeditionen fanden seitdem statt, die letzte, die eine Gesamtansicht des Trümmerfeldes zusammenpuzzelte, ging gerade erfolgreich zu Ende. Vielleicht sollte man doch nochmal unter Neuschwaben nachgucken, ob sich da auch was versteckt. Obwohl, am Ende ist es ein Neuschwabe. Lieber nicht.
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Wunderwaffen: der Haunebu II
12.10.2006 | 23:30 | Anderswo | Alles wird schlechter
 (Foto: spacepleb)Wirklichkeit klingt schön und gut, ist aber in den meisten Fällen todlangweilig, wenn man nicht gerade dabei ist. Das ist auch schon der wesentliche Makel von fast allen möglichen Reality-Formaten, die man schnell müde wird, auch nur aufzuzählen: Sie befassen sich mit vollkommen uninteressanten Aspekten der Wirklichkeit, wie Diäten, Partnersuche, Fahrschule, Leben im Container oder Ozzy Osbourne. Zeigt denn überhaupt niemand das Leben von halbwegs interessanten Menschen, zum Beispiel von Schweinezüchtern, Psychopathen oder Astronomen? Oder Porno-Produzenten? Die Antwort lautet: Nein, denn Family Business, die Reality-Show von Adam Glasser alias Seymour Butts, ist wohl nach vier Staffeln in diesem Sommer eingestellt worden, und damit jetzt nur noch auf DVD erhältlich. Das ist zum einen bedauerlich, weil in den bisherigen 40 Episodentiteln sicherlich noch nicht alle billigen Fachsprachkalauer abgehandelt wurden. "Real ASState", "COCKtoberfest", "Up and CUMing", "Midlife CrisASS", das muss ja wohl noch flacher gehen, schade drum. Auf der anderen Seite aber ist die instruktive Serie gefüllt mit Alltagskram wie Kindererziehung, Ärger mit den konservativen Nachbarn, Scheitern an der Erektion, trostlose Dates, Sorgen wegen Mutter, Stress im Beruf; und die Protagonisten sagen auch nicht häufiger "fuck" als normale Menschen. So erfolgt nach angestrengtem Hinsehen die vermutlich zulässige und daher erstaunliche Erkenntnis, dass Wirklichkeit auch unter vollkommen exotischen Umständen wiederum langwierig und eintönig ist. Sie lässt sich halt auch vom Geschäft nicht verbiegen.
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IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- Neustart an der Weinstraße
- Bier unter der Dusche
- Serviervorschlag aufgreifen
- Milbenkäse
SO NICHT:
- Dolomiten-Krieg (zu mühsam)
- Zierdolchverletzungen
- Organisches (schimmelt)
- nur ein Standbein
AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"Zero Motivation", Talya Lavie (2014)
Plus: 117, 118, 144 Minus: 2, 84, 123, 145, 176, 209, 213 Gesamt: -4 Punkte
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