Riesenmaschine

18.12.2006 | 16:42 | Berlin | Alles wird besser | Zeichen und Wunder | Papierrascheln

Was wollt ihr dann?


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
So schlecht scheint es nicht zu sein, wenn der Zeitungsmarkt in der Krise ist. Erst sorgte die überregionale Presse dafür, dass es jetzt spottbillig Bücher, Videos und jede Menge anderen Kram gibt. Und nun kommt die Jungle World, schon seit längerem auf der verzweifelten Suche nach neuen Abonnenten, mit einer Comicbeilage um die Ecke. Das Ding heisst Mamba und wurde von Bigbeatland-Zeichner Andreas Michalke in Folge eines Türkei-Aufenhalts initiiert – dort und in vielen anderen europäischen Ländern schafft es die nationale Comicszene nämlich, sich am Kiosk zu verkaufen, statt wie in Deutschland ein Nerddasein in Spezialbuchhandlungen und Fanzines zu fristen.

Die Erstausgabe besteht aus vielen kurzen Geschichten, unter anderem von Mawil, Arne Bellstorf, FIL, Jens Harder und Kai Pfeiffer, und falls sich dieses Niveau regelmässig halten lässt, muss man sich bei Jungleworlds um die gewünschten 500 Neu-Abonnenten keine Gedanken machen (interessiert ja keinen, ob sie die bildarmen anderen 32 Seiten ungelesen aussortieren). Erhältlich ist die Mamba auf der als Releaseparty fungierenden Jungle-World-Weihnachtsgala heute Abend im Festsaal Kreuzberg, ansonsten ab Mittwoch am Kiosk. Und wir boykottieren jetzt so lange die taz, bis die sich auch mal so etwas Sinnvolles einfallen lässt, anstelle von Durchhalteparolen und dem üblichen Schabernack.


14.12.2006 | 13:04 | Berlin | Nachtleuchtendes | Sachen kaufen

Reichstagsbrand fürs Wohnzimmer


Geschichte zum Anzünden
Berlin ist bekanntermassen voll mit Designern, und neben dem ganzen anderen Kram kümmern die sich auch um eine designmässige Aufbereitung der örtlichen Sehenswürdigkeiten. Anhand der bisherigen Arbeiten konnte man allerdings den Eindruck gewinnen, die Stadt würde nur aus dem Fernsehturm, Plattenbauten, einem Batzen DDR-Moderne, dem Fernsehturm und dem Fernsehturm bestehen, die anderen Berliner Wahrzeichen interessierten anscheinend keinen. So gesehen ist ein Reichstagsdesignobjekt (gefunden bei Klötze und Schinken) allein schon aus Abwechslungsgründen zu loben. Doch musste es unbedingt eine Kerze sein? Sollte man wirklich jedes historische Ereignis durch den Kakao ziehen? Und was gibt es als nächstes? Eine Jenga-Variante in Form der Kongresshalle? Schiessscheiben mit Motiven vom Mauerstreifen? Oder was?


11.12.2006 | 17:44 | Berlin | Sachen kaufen

Alles muss raus!


Falsch: Zu viel besitzen (hier war ein äusserst unaufgeräumtes Bild, dessen Quelle aber aus dem Netz verschwunden ist)

Richtig: Japanische Ästhetik
Nach Weihnachten herrscht kein Mangel an gut gemeinten Sachenloswerdetipps, jedoch der gutherzige Schenker kann sich bei ihrer Lektüre des Gedankens nicht erwehren, es könnten seine Geschenke sein, von deren Entsorgung da die Rede ist. Das ist unfein und unnötig, denn statt nach Weihnachten die schönen neuen Sachen wegzuwerfen, kann man ja auch einfach vor Weihnachten das alte Zeug aus dem Weg räumen. Sieht man mal davon ab, dass alle Materie im Universum bereits mehrfach gebraucht wurde und es daher zwischen alten und neuen Sachen gar keinen so fundamentalen Unterschied gibt, wie uns die Werbung weismachen will, bieten sich in Berlin folgende Möglichkeiten:

Bücher und andere Medien kann man an das Antiquariat Gregor Gog spenden, die meisten anderen Gegenstände an den Motz-Laden. Beide kommen, wenn man einen Abholtermin vereinbart, sogar zu Hause vorbei und nehmen alles mit. Das kostet nicht nur kein Geld, sondern man bekommt auch keines für die Sachen – und wer schon einmal von einem Antiquar den Satz "Also für Zettels Traum kann ich dir 'nen Zehner geben, aber den Rest musst du wieder mitnehmen" gehört hat (vgl. auch Jonathan Franzen, The Corrections, S. 92f.), weiss das zu schätzen. T-Shirts können für die Riesenmaschine-Serie 2007 zu denselben Bedingungen wie 2006 an uns geschickt werden. So. Medien, T-Shirts und Gegenstände sind jetzt weg, aber wohin mit dem Hauptproblem, den Bergen alter Schlafsäcke? An Obdachlose spenden, fertig. Weihnachten kann kommen.


08.12.2006 | 04:49 | Berlin

Kulturraumhafen Neu-Neukölln


Hier könnte die Ölpumpe Ihrer Kinder stehen (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Die Nutzung der mannigfaltigen Brachflächen und leeren Rohbauten in Berlin war schon länger problematisch, die Diskussionen dazu zäh und substanzlos, was sich mit der Ausserdienststellung des Flughafen Tempelhof in keine Richtung ändern dürfte. Die bisherigen Vorschläge, einfach ein bisschen Park auf den ehemaligen Weltflughafen zu setzen, scheinen umgesetzt zu werden, da mag die ulkige Allianz von FDPlern, Leuten, die gerne mit dem Fahrrad zum Flughafen fahren, Nazibaunostalgikern, Gegnern der Berliner Flughafenpolitik im Allgemeinen, von deren Anteilnahme und Position verwirrten taz-Lesern, Pushern von der Hasenheide, Anwohnern des designierten Flughafen BBI, verhinderten Bürgermeistern, Direktoren von abgeschmierten Fluglinien und ewig besorgten Bürgern noch so orangene Websites aufsetzen.

Was aber benötigt Berlin? Nach Industrieansiedelung zu rufen ist sicher eine gute Idee für den Wahlkampf, darüber hinaus darf man bestenfalls mitleidig gucken. Nein, Berlin braucht Rohstoffe. Zu diesem Zwecke empfiehlt es sich, Tempelhofer Feld und Schlossplatz auszuheben und zusammen mit dem Kanzler-U-Bahn-Fragment mit Biomasse zu befüllen, auf dass sich für spätere Generationen Öl und Kohle bildet. Biomasse produziert die Stadt ja genug: Miniermotten, Tierheimreste, Gammelfleisch. Die Zeit, die Berlin sonst mit Findung von faulen Konsensen vertut, wird endlich produktiv genutzt. Das ist Next Generation Nachhaltigkeit, wie es uns unsere Kindeskinder einst danken werden. Zum Beispiel mit der Benamung des neuen Flughafens nach dem archaischen Herrscher Kultur.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Stavros ist tot


05.12.2006 | 02:30 | Berlin | Alles wird besser

Fahrplan Schmarplan


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Dass Berlin arm ist, hält die zu 100% in Stadtbesitz befindliche Berliner Nahverkehrsgesellschaft BVG famoserdings nicht davon ab, mit Innovationen um sich zu schmeissen. In jedem U-Bahn-Waggon gibt es zwischen vier und acht Bildschirme, die "Berliner Fenster", auf denen von Werbung unterbrochene Werbung für die Unterhaltung der Fahrgäste sorgt. Längst wurde erprobt, wie man per SMS seine Fahrkarte bezahlt. Und schliesslich wird derzeit an Haltestellen ein System installiert, das präzise anzeigt, wann der nächste Omnibus eintrifft. Unnötig kritische Geister merken an, dass ein semielektronisches Do-It-Yourself-System mit einer schlichten, deutlich billigeren Uhr in Kombination mit den vorhandenen papiernen Fahrplänen ausgereicht hätte. Ihnen muss man entgegnen: Allein für die abgebildete Fehlermeldung hat es sich gelohnt.


... 28 29 30 31 32 [33] 34 35 36 37 38 ...

*  IN DER RIESENMASCHINE


*  ORIENTIERUNG



Werbung
Werbung Ratgeber

*  SO GEHT'S:

- Methylnotizen

- Tschitti Tschitti Bäng Bäng fahren (statt SUV)

- Alltagsforschung

- Kippenberger

*  SO NICHT:

- ambitionierte Morbidität

- Hasenleim

- Schurkentiere

- Kippenberge


*  AUTOMATISCHE KULTURKRITIK

"Yakuza Apocalypse", Takashi Miike (2015)

Plus: 3, 33, 50, 96, 97, 103, 118, 143, 148, 149
Minus: 97, 102, 203
Gesamt: 5 Punkte


*  KATEGORIEN


*  ARCHIV