Riesenmaschine

05.12.2005 | 11:44 | Nachtleuchtendes | Alles wird schlechter | Sachen kaufen

Hässlichstes Gadget der Welt entdeckt (uPod)


uPod (Ugliest Possible Device) (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Viele Menschen wissen nicht, dass die Riesenmaschine neben den 39 Autoren auch eine Heerschar von Rechercheursschergen beschäftigt. Traurigerweise kam es dabei kürzlich in den abgedunkelten Kellerhallen zu einem Unglücksfall: Eine visuell zartbesaitete Person geriet unvorbereitet in Sichtkontakt mit dem nebenstehenden Bild, der "Jeep Color TV/Radio/Lantern". Die Aufseher deuteten die Konvulsionen und blutenden Augen gleich korrekt – das hässlichste Gadget der Welt ist endlich entdeckt, der legendäre uPod (Ugliest Possible Device). Die Redaktion der Riesenmaschine wurde selbstredend sofort informiert, glaubte aber zunächst an einen Scherz, weil es sich beim Hersteller nicht um Siemens handelt. Inzwischen hat sich das Drama jedoch in seiner vollen Unästhetik über uns ergossen, und wir geben es natürlich gern an unsere Leser weiter.
Mit diesem Gerät wurde nicht nur gezeigt, wie man heute ein Gadget für Menschen von gestern mit Technikschrott von vorgestern entwickelt, darüberhinaus fanden auch die schlechtesten auffindbaren Designrichtlinien für taiwanesische Spielzeug-Plastikroboter der 80er Jahre Anwendung. Auf provisorischer Basis wurde "hässlichstes Gadget der Welt" bisher von der Handyserie "Xelibri" geführt – nun muss der Platzhalter dem ersten echten Titelträger weichen. Die Kosten für diesen Zyklops sind mit 300 Dollar überraschend niedrig; Menschen, die so eine gerätgewordene Zumutung tatsächlich kaufen, würden wohl auch 3000 Dollar dafür ausgeben.


30.11.2005 | 02:53 | Berlin | Nachtleuchtendes | Fakten und Figuren

Weihnachtshohlfigur


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
So regelmässig, wie Bäume Blätter abwerfen, will der gemeine Berliner Bezirksbürgermeister auf ihnen Lichterketten wachsen lassen. Das kostet Geld, und darum lässt er sich das Unterfangen von gedungenen solventen Partnern bezahlen, wie z.B. von der Firma Wall, Erfinderin des öffentlichen deutschen Standardklos, und der Berliner Morgenpost, Erfinderin der Standardschlagzeile (wie "Schneechaos in Berlin", jedes Jahr, wenn das erste Flöckchen gefallen ist). Was noch mehr deprimiert als die Doppelspitze Winter und Weihnachtsdeko, das ist das Motiv, das den unbedarften Besucher wie den unbewaffneten Heimkehrer am Beginn des Kurfürstendammes empfängt. Es ist nämlich ein weiteres Exemplar der überflüssigsten Plastik der Welt, dem hässlichen und penetranten "Buddy-Bär", an dem ein gewisser Ottmar Hörl schuld ist, der auch schon andere Städte völkerrechtswidrig mit seinen in China abgelehnten Stranggussvorlagen besetzt hielt.
Die leuchtende Weihnachtsdeko ist, weil man drumrumfahren kann, in 3-D. Aber weil Berlin kein Geld fürs Rendern hat, steht da nur das Wireframe-Modell. Wahrscheinlich müssen wir die Deko nächstes Jahr selbst ausmalen.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Strassenstrich oder "The World's Largest Timepiece"

Markus Kempken | Dauerhafter Link


28.11.2005 | 03:16 | Anderswo | Nachtleuchtendes | Alles wird schlechter

Strassenstrich oder "The World's Largest Timepiece"


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Ok – sie ist neu, und bei der feierlichen Eröffnung ist ein Satz gefallen, der so gut war, dass er auch aus der Riesenmaschine hätte stammen könnte: Innovation ist die Poesie unserer Zeit. Also haben wir sie uns angeschaut, die neue Weihnachtsbeleuchtung der Zürcher Bahnhofstrasse. "The World's Largest Timepiece" (wie sie von Gramazio & Kohler, den verantwortlichen Architekten, etwas grossspurig genannt wird) ersetzt die 1971 von Willi Walter und Charlotte Schmid installierte Weihnachtsbeleuchtung. Diese bestand aus einer zweieinhalb Meter hohen, aus gut 20.000 einfachen Glühbirnen gebildeten Lichtschicht, die ungefähr auf Traufhöhe die rund 1,4 km lange Bahnhofstrasse nachzeichnete. In ihre Simplizität, Abstraktion und Sinnlichkeit war sie genauso wirkungsvoll wie einleuchtend und sie schaffte den schwierigen Spagat zwischen Bedürfnisbefriedigung der Benutzer (der Weihnachtsdeppen aus aller Welt der Gäste und Kunden) und dem Anspruch der Fachwelt (Lichtplaner, Architekten) – beide Welten waren gut 30 Mal, jedes Jahr aufs Neue, begeistert. Und tatsächlich war es etwas vom Besten, wenn nicht sogar das einzig Gute, was Weihnachten zu bieten hatte, wenn man in der Adventszeit, nachts um elf, wenn die Geschenke kaufenden Weihnachtsd Kunden längst in ihre Vorstädte zurückgekehrt waren, unter dem monumentalen Lichtbaldachin zu gehen oder mit dem Velo betrunken nach Hause zu fahren.
Und jetzt also die Neue: 275 Stangen von 7 Meter Länge hängen in regelmässigen Abständen über der Strassenmitte und leuchten neonartig. Perspektivisch bietet das einigen Reiz, besondern dort, wo die Strasse leicht geknickt ist und es vermag zuweilen an Arbeiten Walter de Marias zu erinnern. In der dieser Arbeit eigenen Kühle und Klarheit könnte man sogar etwas typisch Zürcherisches entdecken und man ist im ersten Moment angenehm überrascht von so wenig Sentimentalität. So weit, so gut. Unschwer fällt aber auf, dass hier die Kunst ihr Publikum nicht finden wird. "Wenn das eine Weihnachtsbeleuchtung sein soll, bin ich ein Emmentaler Misthaufen" so der O-Ton eines Besuchers bzw. vom Fachmann vornehmer ausgedrückt: "Zwischen abstrahierender Kühle und der Erwartung festlicher Verzauberung liegen gerade in vorweihnachtlicher Gestimmtheit natürlich emotionale Hürden, die beträchtlich sind", so Guido Magnaguagno, Direktor des Jean-Tinguely-Museum in Basel und Jurymitglied des vorhergegangen Architektur-Wettbewerbs. Die Installation verweigert sich also ihrem eigentlichen Zweck, dem Erzeugen einer weihnachtlich-festlichen Stimmung. Den urbanen, kunstsinnigen Weihnachtsverächter mag dies freuen, doch es stellt sich auch ihm die Frage, welchen Sinn die ganze Aktion dann haben mag. Auch Gramazio und Kohler muss dies aufgefallen sein, also haben sie ihre Installation noch etwas aufgepimpt und dazu den 'Xmas Generator' erfunden – eine Software, die unter Berücksichtigung der Besucherfrequenz der Bahnhofstrasse und 'dem Näherrücken der Festtage' (O-Ton Gramazio & Kohler) die LEDs in den Leuchtstäben steuert und zum Beispiel eine wellenförmige Bewegung in die Leuchtstäbe zaubert. Ein Gimmick, das die Weihnachtsbeleuchtung nicht etwa besser macht, sondern sie verdächtig in die Nähe der in den angrenzenden Geschäften feilgebotenen Spielzeuge rückt – und wahrscheinlich in wenigen Jahren bereits so altbacken wirken wird, dass es fast schon rührend sein dürfte.
(Weihnachtlicher wird die ganze Chose dadurch natürlich auch nicht – deutlicher könnte eine gestalterische Bankrotterklärung kaum formuliert werden)

Bleibt die Frage, warum die alte Beleuchtung überhaupt weichen musste. Es werden Sätze vorgeschoben wie: "Als die Vereinigung Zürcher Bahnhofstrasse 1971 den Lichterbaldachin über der Bahnhofstrasse installieren liess, war sie ihrer Zeit weit voraus. Vieles hat sich seither geändert", auch das Argument der Stromersparnis wird ins Feld geführt. Tatsächlich dürfte der Grund aber in der Zurückhaltung liegen, die die alte Installation den angrenzenden Kaufhäusern aufzwang. Neben ihr konnten bunte Nikoläuse, blinkende Sterne und opulent geschmückte Tannenbäume einfach einpacken – unbeabsichtigt vielleicht der wichtigste Beitrag zur Einzigartigkeit der Zürcher Bahnhofstrasse in der Weihnachtszeit. Da sich die neue Beleuchtung auf die Mittelachse der Strasse beschränkt und sich durch die kühle Lichtfarbe vom üblichen Weihnachtstand abhebt, kann jetzt jedes Haus – wie in anderen Städten auch – ein paar Wochen im Jahr seinen Nachbarn an nuttigenm Gehabe zu übertreffen versuchen: The World's not so largest Strassenstrich of Xmas Bitches.


18.11.2005 | 06:51 | Nachtleuchtendes | Vermutungen über die Welt

Was hat Gott damit gemeint?


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Oft fragt man sich, warum Gott es uns Weltverstehern so schwer macht; er könnte doch einfach sagen, wie alles so funktioniert. Wie sich jetzt herausstellt, gibt es jedoch ein paar Probleme zwischen Himmel und Erde. Aber der Reihe nach: Von der Weltöffentlichkeit unbemerkt behaupteten vor einigen Wochen die Herren Hsu und Zee, angestellt bei amerikanischen Universitäten, dass der Schöpfer wahrscheinlich am ehesten über die kosmische Hintergrundstrahlung (siehe Bild) mit uns redet, und zwar behaupten sie das nicht in einem obskuren Esoterikmagazin, sondern auf dem offiziellen weltweiten Preprintserver für Physik. Vorteil: Die Nachricht könne, so Hsu und Zee, von jedem im Universum gelesen werden – die Hintergrundstrahlung sei "a giant billboard in the sky", und damit anderen Medien, z.B. dem menschlichen Genom, Felsstrukturen im Grand Canyon oder der Zahl Pi, klar überlegen. Ein, naja, recht interessanter Gedanke.

Der aber, so schreiben heute die Physiker Scott und Zibin von der University of British Columbia in Vancouver, völliger Blödsinn ist. Denn es ist so, dass die Hintergrundstrahlung keinesfalls für jeden gleich aussieht, sondern, wie jede ordentliche Litfasssäule auch, je nach Standort des Beobachters etwas anderes anzeigt. So ist dieses Strahlungsbild da oben zwar hochinteressant, aber was Nachrichten von Gott angeht vermutlich genauso vielsagend wie ein Teller Spaghetti. Scott & Zibin schliessen, und wir folgen ihnen, weil wir kanadischen Unis prinzipiell trauen: "We would imagine that any creator would operate with more subtlety than running advertisements on billboards."

Was alle genannten Herren übersehen haben: Gott, genaugenommen J. Richard Gott III von der Universität Princeton, redet schon lange mit uns, und zwar über genau diesen Preprintserver, auf dem auch die obenzitierten Publikationen erschienen sind. Für jeden nachlesbar: Gott gibt uns eine Karte des Universums, er erklärt, wie man in Schwarzen Löchern überlebt, und zeigt am Ende selbstlos, dass das Universum unter Umständen auch ganz ohne Schöpfer auskommt. Zugegeben, an der Allgemeinverständlichkeit der Offenbarung könnte man noch feilen, aber es ist ein Anfang.

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


01.11.2005 | 17:26 | Nachtleuchtendes | Alles wird besser

Bei Rot stehen – bei Grün sitzen


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

Die Übertragungsgeschwindigkeit der Nerven im menschlichen Körper liegt – im günstigsten Fall – bei etwa 100-120 Meter pro Sekunde und schneidet im direkten Vergleich mit der Lichtgeschwindigkeit (299.792.458 m/s) eher mau ab. In der Praxis bedeutet das, dass man herannahende LKWs nicht mit Hilfe des Tastsinns erfühlen, sondern lieber auf eine Lampe achten sollte, die rotes Licht aussendet, wenn Verkehr herrscht und grünes, wenn die Strasse gerade frei ist. Warum dieses bewährte Prinzip nicht früher auf andere Lebensbereiche übergegriffen hat, ist unklar, aber vermutlich hat es mit den Einkaufspreisen von LEDs zu tun. Im letzten Jahr ist jedenfalls nicht nur ein Toilettensitz auf den Markt gelangt, der im heruntergeklappten Zustand grün und im hochgeklappten rot leuchtet, sondern auch der Türgriff Brighthandle, der berührungsfrei signalisiert, ob die Tür verriegelt ist, und ein Wasserhahn, der kaltes Wasser zur Information blau beleuchtet, warmes aber rot (von Hansa, aber Achtung, unnütze Flash-Hölle). Auch das Universum, so ist zu hören, informiert uns neuerdings durch ein rotes Leuchtsignal, wenn es expandiert und durch ein blaues, wenn es wieder kontrahiert. Wir werden also Bescheid wissen, bevor der Ofen bzw. alles aus ist und diesen Sachverhalt hier ankündigen, damit sich jeder noch rechtzeitig eine Schachtel Kerzen (gelbes Licht = in Betrieb, schwarzes Licht = Standby) zulegen kann.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: There will be light


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