Riesenmaschine

30.08.2008 | 11:12 | Berlin | Sachen kaufen | Essen und Essenzielles | Vermutungen über die Welt

Die neue Hyperspezialisierung


Fast gar nichts ist fast alles! (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Hertie musste Ende Juli Insolvenz anmelden, Kaufhof wird von seinem Mutterkonzern Metro zum Verkauf angeboten und Karstadt belastet durch massive Verluste die Arcandor-Aktien. Ein kürzlich erschienener Bericht in der FTD bestätigt: Die Warenhäuser sterben aus, von einigen exponierten Vertretern aus der KaDeWe-Liga einmal abgesehen. Damit ist auch das Alles-unter-einem-Dach-Konzept am Ende. Die Kunden wollen nicht mehr durch mehrtausendteilige Warenangebote in Riesengebäuden irren und gehen lieber in Fachmärkte, zum Beispiel zu Saturn.

Doch das ist erst der Anfang. Im nächsten Schritt werden sich eigene Läden für einzelne Produktgruppen durchsetzen, wie etwa ein Geschäft nur für Autofelle. Und in der finalen Konsequenz steht die vollendete Hyperspezialisierung, die im "Tandur Brot Lasan 2" am Kottbusser Damm, Kreuzbergseite, bereits seit über einem Jahr erfolgreich vollzogen wird. Hier gibt es nur eine einzige Sorte Brot, im Viererpack für 1,20 Euro. Die angebotenen Varianten Sesam und Sesam-Käse sind lediglich ein Eingeständnis an die noch nicht hinreichend konditionierte Konsumentenschaft und werden bald aus dem Sortiment genommen.

Irgendwann wird dann jeder Laden nur noch genau ein Produkt verkaufen. Der Einkauf wird zum gesamturbanen Erlebnis und Stadtplaner werden vor der Wahl stehen, ob sie Stadtviertel links- oder rechtsdrehend entwickeln – entsprechend werden die Läden mit den teuren Produkten bevorzugt auf der rechten Strassenseite im Erdgeschoss zu finden sein, während Ramsch und Handelsmarken im Keller oder im fünften Stock verkauft werden.


09.08.2008 | 17:34 | Sachen kaufen | Gekaufte bezahlte Anzeige

Grosser Riesenmaschine-Test: Null-Euro-Handys (Teil 2)


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Das LG Secret wurde der Riesenmaschine via LG Blog im Tausch für diesen Beitrag überlassen. Seine edle Luxuspralinen-Verpackung, sein solides Gewicht und sein beglückender Schnaftmechanismus nahmen uns gleich für das Gerät ein. Das Einschalten offenbart weitere originelle Details: Der Unterschied zwischen der blauen Telefonhörertaste zum Annehmen von Gesprächen und der blauen Telefonhörertaste zum Auflegen wird von Menschen über 40 niemals verstanden werden und sichert dem Handy ein Zuhause in der attraktiven Zielgruppe 14-39. Das Erraten der korrekten Zuordnung von Beschriftung und Funktionstasten bietet dauerhaften Spielspass; Sehschwache haben die Wahl zwischen vier Schriftgrössen. Der Touchscreen ist durch Deaktivierung sicher vor Abnutzung geschützt und wird nur bei Bedarf gesondert eingeschaltet. Er ermöglicht dann die Touch-Bedienung von fünf Premium-Spezialfunktionen. Als UMTS-Modem verrichtet das LG Secret seinen Dienst klaglos. Einmal verloren, war es aufgrund seiner Flachheit allerdings nur schwer wiederzufinden. Nach mehrtägiger Suche tauchte es als Lesezeichen in "Die schlimmste Reise der Welt" auf. Pluspunkt: Die Suche nach dem Handy brachte eine lange vermisste externe Festplatte zum Vorschein.

Fazit: Wer sein Handy vorwiegend ausgeschaltet nutzt, wird so schnell kein schöneres und geeigneteres Gerät finden.


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Das iPhone wurde der Riesenmaschine fünf Minuten lang von Sascha Lobo leihweise übergeben – genug für einen kurzen, aber gründlichen Test. Wie das LG Secret verfügt es über einen Touchscreen und Bewegungssensoren. Im Unterschied zum LG Secret ist der Touchscreen per Default aktiviert und ermöglicht die Benutzung aller Funktionen des Handys. Die Bewegungssensoren dienen unter anderem dazu, das Display um 90 Grad zu drehen, wenn das Handy gedreht wird. Dabei reagiert das iPhone einige Sekunden flinker als das LG Secret auf Bewegungen. Als UMTS-Modem ist es nicht zu gebrauchen, und als einziges Handy im Test lässt sich das iPhone nur mit T-Mobile-Vertrag einsetzen. Der Akku überstand den fünfminütigen Test klaglos, ohne schlappzumachen.

Fazit: Das ideale Gratis-Handy für alle, die mit Sascha Lobo oder einem anderen reichen T-Mobile-Kunden befreundet sind.


09.08.2008 | 17:33 | Sachen kaufen | Gekaufte bezahlte Anzeige

Grosser Riesenmaschine-Test: Null-Euro-Handys (Teil 1)


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Das Sony Ericsson K610i gelangte im Rahmen einer Vertragsverlängerung in unseren Besitz und besticht vor allem durch seine Benutzerführung. Alle Funktionen sind exakt da untergebracht, wo man sie vermutet. Auch lässt es sich relativ problemlos als UMTS-Modem verwenden. Negativ fielen das abgewetzte Gehäuse, der Staub hinter dem Display und die unbrauchbare Kamera auf (ein Franz-Josef-Strauss-Aufkleber auf der Rückseite verdeckt ausgerechnet die Linse).

Fazit: Ein durchdachtes Gerät mit kleinen Schwächen, die bei den bereits im Handel erhältlichen Nachfolgemodellen hoffentlich behoben sind.



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Das Stück Holz wurde uns kostenlos von der BAUHAUS Gesellschaft f. Werkstatt Haus u. Freizeit Berlin mbH & Co. KG zur Verfügung gestellt. Angesichts des robusten und CO2-neutralen Naturmaterials Holz mit seinem hochwertigen Finish sieht man hier gern über kleinere Schwächen (kein Internet, kein UMTS) hinweg. Radio und Spiele wurden im Test nicht vermisst, die Weckfunktion ist ungewöhnlich, erfüllt aber ihren Zweck. Der Akku lässt sich allerdings wie auch beim iPhone nicht austauschen. Wichtig für Outdoorfans: Anders als die meisten Konkurrenzprodukte (insbesondere das LG Secret) ist das Stück Holz brennbar – ein selten benötigtes Feature, das in Notsituationen lebensrettend sein kann.

Fazit: Eine gute Wahl für Umweltbewusste und alle, denen UMTS nicht so wichtig ist.


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Das speziell für den Vertrieb in Entwicklungsländern designte Motorola Motofone F3 hatte es im Testfeld schwer, sein zentrales Handicap "Hersteller: Motorola" auszugleichen. Zwar besticht es durch eine ungewöhnliche Retro-7-Segment-Anzeige und bietet als einziges Handy im Test eine auch von Sehbehinderten als angenehm empfundene Schriftgrösse von 48 Punkt. Trotzdem konnte auch der Preis von 0,00 Euro ("Nimm es! Hauptsache, ich muss es nicht mehr sehen!", Vorbesitzer Jan B.) keine Begeisterung für das Gerät hervorrufen. Zu schmerzlich fehlten wesentliche Funktionen wie Benutzbarkeit und Rufnummernanzeige, zu ungewohnt die Darstellung von Kurznachrichten, denn mehr als zwölf sechs Buchstaben passen nicht auf das Display.

Fazit: Als hätten es die armen Entwicklungsländer nicht schon schwer genug!

Demnächst in Teil 2: die Testergebnisse für LG Secret und iPhone.


07.08.2008 | 23:36 | Sachen kaufen | Essen und Essenzielles | Vermutungen über die Welt

Schuld und Süsse


Kandidat für eine Crosspromotion mit Fromms trocken? (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Dass, wo schwaches Fleisch ist, auch Schokoladenjieper und Sünde nicht weit sind, ist längst kein Insiderwissen von Pfarrerstöchtern mehr, und so ist es auch kein Wunder, wenn sich das Geistliche deutlich im Warenweltlichen spiegelt wie jüngst im TV-Spot für Dr. Oetkers Katholenpudding: ist keine Sünde (fettarm), schmeckt aber so (süss). Ähnlich gelagert ist der Fall bei dieser islamkonformen Limonade: sieht aus wie Sünde (Bierflasche, Apfel), ist aber keine (alkoholfrei, aber zuckerhaltig).

Das bisher protestantischste Schokoladenerzeugnis stammte aus der DDR und wird nun abgelöst durch die Edelbitter-Schokolade mit 85% Kakao und Luther-Portrait der ebenfalls von drübenen Firma Rotstern (Claim: "Himmlische Leckereien"): Extrafette Schokolade für Protestanten – ist eine Sünde, schmeckt aber nicht so. Offenbar hat man dort Lehren nicht nur aus den Worten der Bibel, sondern auch aus den Worten des Führers gezogen: "Der Sozialismus musste scheitern, weil er den Menschen falsch gesehen hat, weil er die Sünde ausgeblendet hat."

Natascha Podgornik | Dauerhafter Link | Kommentare (5)


04.08.2008 | 16:25 | Sachen kaufen | Essen und Essenzielles | Vermutungen über die Welt

Einfach nur heissen


Jetzt in Ihrem "Geschäft" (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Im Produktmarketing vernehmen wir parallel zum Jahrhunderttrend "Abgrenzung vom Wettbewerb durch Markenbildung" schwache, aber vernehmbare Signale einer Gegenentwicklung: Gleich ist das neue Anders. Auf Originalität folgt Identität und zwar im Sinne von: Alles identisch.

Wenn erstmal Unilever, Nestlé und Mars Foods zusammenfusioniert sind und es folglich nur noch einen Riegelhersteller geben wird, dann gibt es auch keinen Wettbewerb mehr. Niemand wird sich mehr abgrenzen müssen, Distinktion ist nicht mehr vonnöten. Produkte brauchen keine originellen Namen mehr, sondern können einfach nur noch heissen. Nestlés in Deutschland jetzt erhältlicher Waffelriegel antizipiert diesen Trend: Er heisst "Snack" (und schmeckt auch so).

Nun zeigt sich, warum Marken wie Nestlé oder Storck in den letzten Jahren die Logos von den Rück- auf die Vorderseiten ihrer Produkte geholt haben: Uns steht eine nie gesehene Foodmarken-Flurbereinigung bevor, die den Konzernen Milliarden sparen dürfte. Anstatt nämlich mühsam Marken aufzubauen und zu pflegen (Toffifee, Dickmanns, Werthers Original) gehört der Dachmarke plus deskriptiver Produktbezeichnung die Zukunft.

In Zeiten ohnehin wuchernder Biermischgetränke wird man dankbar sein für die zu erwartende Durchnummerierung der Sorten. Nach der Fusion der Bier-Konglomerate InBev (Beck's) und Anheuser-Busch (das US-Budweiser) kann es nicht mehr lange dauern bis zur Markteinführung von "Bier Nr. 5". Chanel hat das auch nicht geschadet.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Universal Selling Proposition


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