Riesenmaschine

28.03.2007 | 22:20 | Alles wird besser | Sachen kaufen | Sachen anziehen

Riesentaschen


Aus der Business-Kollektion (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

At your own Request (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Gerade erst bemängelten wir, dass die auf dem Markt erhältliche Mode in keinster Weise mit dem erhöhten Gadgetaufkommen des modernen Menschen Schritt hält und einfach nicht genug Transportkapazität bietet. Zwar werden einige Geräte immer kleiner und einige andere verschmelzen auch – wie etwa die Sonnenbrille mit dem Bluetooth Headset. (link) Doch so wie der Vision vom papierlosen Büro zum Trotz der Papierverbrauch stetig ansteigt, so werden die Dinge, die wir zum Leben mit uns herumtragen, in ihrer Summe doch immer mehr und raumintensiver statt umgekehrt. Und auch wenn wir uns wünschen und auch davon überzeugt sind, dass Email, Telephon, Portemonnaie, Internet, MacBook, Zigarettenetui, Autoschlüssel, GPS, Sonnenbrille, Reisepass, iPod, Digitalkamera und Moleskin endlich in einem einzigen Gegenstand Platz finden werden, so sind wir doch realistisch genug zu wissen, dass bis dahin noch manche Cargohose ins Land gehen wird. Abhilfe dafür kommt ausgerechnet aus einer eher traditionellen Ecke, nämlich aus der Schneiderei Henry Needles & Sons in London. Dort wird unter dem Kollektionsname 'Great Pockets' endlich formschöne Kleidung für den modernen Grossstadtbewohner angeboten. Diese ist zwar etwas kostspielig, aber das wird das iPhone schliesslich auch sein. Dank geht auch an die Firma Nokia, die die Kollektion in der leicht durchschaubaren Absicht unterstützt, in möglich vielen Blogs verlinkt zu werden.


26.03.2007 | 13:56 | Berlin | Sachen kaufen | Vermutungen über die Welt

Wunschbilder


Ein Bild sagt mehr als zwei oder drei Worte (oft) (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Im Schaufenster eines Berliner Geschäftes für Künstlerbedarf findet sich dieses Bild, das die Welt hinreichend beschreibt in ihren wichtigen Kategorien digitaler Fortschritt, Wissensgesellschaft und Trauer. Erstens: Der digitale Fortschritt bestimmt die öffentliche Wahrnehmung so sehr, dass ein Markt dafür zu bestehen scheint, Bilder qualitativ zu verschlechtern, damit sie digitaler aussehen. "Wir beginnen zu begehren, was wir täglich sehen", so heisst es im "Schweigen der Lämmer". Zwotens: In der Wissensgesellschaft kann der so genannte Mehrwert eines Produktes sogar nur aus der zweisekündigen Bearbeitung eines Bildes mit einem Photoshop-Filter bestehen – wenn das Produkt jemandem aus der Unwissensgesellschaft angeboten wird. KnowHow-Gefälle stellen inzwischen die lohnendsten Geschäftsmodelle dar. Drittens: Trauer erlebt eine neue Intensität in ihrer globalen Definition, wenn man sich vergegenwärtigt, dass irgendjemand auf der Welt dieses Bild für ein Wunschbild hält.


25.03.2007 | 22:09 | Berlin | Alles wird besser | Sachen kaufen

Vom Trug der geraden Schönheit


Schon nicht schlecht, aber noch Luft nach oben (235 Euro oder 124,53) (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Spätestens seit Britney Spears' Unten-Ohne-Fotos ist dem Philosophen klargeworden, dass das Konzept von der Schönheit, die im Auge des Betrachers liegen sollte, so nicht aufgeht, sondern dass auch das betrachtete Objekt mitspielen muss. Der Begründer der Ästhetik, Alexander Gottlieb Baumgarten, setzte im 18. Jahrhundert der bis dahin geltenden busenorientierten Schönheit nach Rubens offiziell eine wissenschaftliche Definition mit Erkenntnis und so vor die Stielaugen und brockte uns damit Forscherkram wie die Wissenschaftsästhetik ein. Erst Paul Dirac schlug eine Bresche zurück durch den mathematischen Wust, der zwischenzeitlich die Schönheitsforschung dominierte, indem er sagte, "Hauptsache, die Formel sieht gut aus, der Rest ist doch egal." Dahinter steht mathematisch die schmuck klingende Bezeichnung "Kolmogorow-Komplexität", die Erkenntnis von der Einfachheit der Schönheit und der Schönheit des Einfachen, das nicht mehr reduziert werden kann. Deren Gültigkeit wurde erst im 21. Jahrhundert getrübt, als der einfache Mann auf der Strasse begann, Fotos von sich selbst ins Internet zu stellen.

Nun aber zeigt sich, dass das Einfache vielleicht schön sein mag, aber total unpraktisch. Jahrhundertelang war der diracisch fehlgeprägte Schönheitsbegriff von bankangestellten Ingenieuren dafür veranwortlich, dass am Geldautomaten so trügerisch schöne, runde Summen wie 50, 100, 200 und 500 Euro zu bekommen waren. Eine Vorstellung von Ästhetik, die wenige Sekunden später beim versuchten Kauf einer Busfahrkarte mit einem 50-Euro-Schein zerplatzte. Zu loben ist an dieser Stelle das Bankhaus August Lenz, das auf seinen Geldautomaten erzieherisch tätig ist und wunderschön unrunde Summen wie 110 oder 210 Euro zur Auszahlung bereitstellt. Es muss also immer auch ein kleiner, schöner Schein dabei sein. Dass man im Bus aber auch noch mit einem 10-Euro-Schein den Hass des Fahrers auf sich zieht, ist kein Problem der Ästhetik, sondern der Berliner Verkehrsbetriebe.


15.03.2007 | 11:37 | Alles wird besser | Sachen kaufen

Lichtbeweis


Mit dieser Beleuchtung in einem Kernspintomografen hantieren: höchstes epistemologisches Glück. (Foto: Reelight)
Induktion ist toll. Epistemologisch ist sie ein unbelegbarer Glaubenssprung – warum sollte die Sonne morgen aufgehen, nur weil sie's bislang jeden Tag getan hat? –, der unser Weltbild und alle Technologie stützt, elektromechanisch ist sie die Erzeugung von Strömen durch sich wandelnde Magnetfelder – damit kann man zum Beispiel kochen wie im Raumschiff, aber wer schon mal mit einem Kupferring in einem Kernspintomographen hantiert hat, kann darüber nur müde lächeln – und in der Mathematik ist sie als vollständige Induktion eine fabelhafte Schlussmethode, mit der man die dollsten Sachen beweisen kann. Die Induktionsfahrradbeleuchtung von Reelight, die die lästigen Dynamogeräusche und die lästige Dynamoreibung abschafft, und ausserdem nach Angaben des Herstellers das Kunststück vollbringt, Fahrradfahrer sich um mehr als das Doppelte (85%) sicherer fühlen zu lassen, als sie tatsächlich sind (40%), vereint alle diese Induktionsarten aufs Trefflichste: Wenn das Licht beim ersten Vorbeirotieren des Magneten leuchtet (Induktionsanfang), und wenn es jedesmal leuchtet, wenn es bei der vorigen Umdrehung geleuchtet hat (Induktionsannahme), dann leuchtet es also immer (Induktionsschluss), ganz ohne Batterien, und zwar wegen des Magneten (Elektromagnetismus) aber letztlich doch auch wieder komplett unbeweisbar (Epistemologie). Und wenn dann morgen die Sonne nicht aufgeht, kann uns als Bonus trotzdem nichts mehr passieren, weil wir haben dann ja Licht. Es sei denn, jemand klaut das Fahrrad (15%).


14.03.2007 | 23:21 | Alles wird schlechter | Was fehlt | Sachen kaufen

Taschenbügeldramen


In dieser Form nicht tragbar (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Die Gesamtsituation in Russland ist durchaus besorgniserregend, aber sprechen wir von den Problemen, die uns um die Schulter hängen, sprechen wir vom Schweigekartell rund um das allgegenwärtig gesellschaftliche Taschenbügeldrama. Und schlagen wir ruhig einen weiten Bogen: Unternehmen beherrschen heute die Welt. Das ist gar nicht so schlimm, wie man zunächst denken sollte, viel schlechter als Staaten früher können sie sich vermutlich nicht anstellen. Unternehmen glänzen wie ihre Vorgänger nicht gerade durch übergrosse Zuhörfähigkeit ihren Untertanen (sog. Kunden) gegenüber, im Gegenteil tun sie alles, um möglichst kompliziert erreichbar zu sein. Dass es trotzdem Marktforschung gibt – also Kundenanalyse über Bande gespielt –, anstatt einfach nachzufragen, was toll ist und was nicht, hängt damit zusammen, dass zwei plus zwei noch vierer ist, wenn ein Experte es sagt.

Deshalb gilt an dieser Stelle das Sprichwort "Fragen kostet nichts" eben nicht, Marktforschung ist eine teuere Angelegenheit und so wird nur in Bereichen überhaupt nachgefragt, wo es sich zu lohnen scheint und wo man Produktunzulänglichkeiten vermutet. Oft sind diese Fehler aber ganz woanders, und so verwundert es nicht, dass die Taschenindustrie bislang mit Sicherheit viele Shrillionen ausgab, um die Modefarben und -materialien der neuen Saison herauszufinden, aber sich noch niemand des Taschenbügeldramas annahm; denn diese Halterungen, die eigentlich lotrecht zur Zugrichtung zwischen Haltegurt und Tasche sitzen sollten, verdrehen sich noch stets um 90°, klemmen dann längs und lassen sich nie wieder für länger als 30 Sekunden richtig positionieren. Eine Lösung ist nicht in Sicht. Wie in Russland.


... 25 26 27 28 29 [30] 31 32 33 34 35 ...

*  IN DER RIESENMASCHINE


*  ORIENTIERUNG



Werbung
Werbung Ratgeber

*  SO GEHT'S:

- Blaumanngruppe

- Schrecktinte (verschwindet spurlos)

- Hollandse Nieuwe Haring

- Gartenschlauch, wenn kein Klistier im Haus

*  SO NICHT:

- sich benehmen wie ein Fungizid auf der Psilofarm

- Engstand

- Beichtvaterland

- Schlechte Doppelgänger (von Hippies)


*  AUTOMATISCHE KULTURKRITIK

"Timecrimes", Nacho Vigalondo (2007)

Plus: 21
Minus: 70
Gesamt: 0 Punkte


*  KATEGORIEN


*  ARCHIV