Riesenmaschine

15.03.2006 | 17:38 | Anderswo | Supertiere

They Are the Beaver


Wasserdichtes Nationaltier (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Von einem Land, das nicht den doofen Adler, sondern den Biber zum Nationaltier hat, darf man zu Recht erwarten, dass es sich um ein hervorragendes Land handelt. Ja, man geht eigentlich davon aus und müsste nicht noch durch schamlose Propagandafilme wie Escape to Canada darauf aufmerksam gemacht werden. "What if there was a place where marijuana was legal, where gay people can get married, women go topless and war is a last resort?", wirbt der Film und zeigt in der Folge mehr Hochzeitsszenen als jede Hollywoodkomödie, unendlich viele Kiffer, Jongleure und Stelzenläufer sowie US-Deserteure, die gerührt davon berichten, wie ihnen Kanada als das wahre "Land of the Free" erschienen sei.

Na gut, Marijuana ist in Kanada zugegebenermassen ein kleines bisschen legaler als in Deutschland, hat eine eigene Partei und bringt dem Land jährlich zwischen 5,6 und 7,1 Milliarden kanadische Dollar ein (so das informative Werk Bud Inc. – Inside Canada's Marijuana Industry), na gut, die kanadische Homoehe ist eine echte Ehe und nicht nur so eine Art Verbandelung wie in Deutschland, aber damit waren die Kanadier schliesslich auch weder die Ersten noch die Einzigen. Oben ohne herumlaufen und den Irak-Krieg schwänzen dürfen wir auch und würden daher nur ein patriotisches "Gähn!" erwidern. Wäre da nicht andererseits eben der Biber, von dem die kanadische Band Arrogant Worms im Abspann des Films nur Gutes zu berichten weiss:

We are the beaver, we're furry and we're free
Yeah, we are the beaver, we got two big front teeth
Yeah, we are the beaver, we can chew right through small trees
We are the beaver, we are the beaver, we are the beaver.

You might think a rodent is a pretty lame choice
For a national animal, but don't you listen to that voice.
No, cause all them birds and predators just take from the land
But the beaver always gives a dam.


Ok, Kanada, du hast gewonnen.


15.03.2006 | 14:21 | Supertiere | Alles wird schlechter

Igel in Gefahr


Die Igel auf der besprochenen Seite sind allerdings noch viel niedlicher (Foto: oli / Lizenz)
Auf den ersten Blick sieht sie aus wie eine freundliche unkommerzielle Institution, die auf ihrer Homepage zudem Igel-Bilder von einer Niedlichkeit versammelt, die selbst die Tiere aus dem Cute Overload-Blog wie Fangzahnfische erscheinen lässt: The International Hedgehog Association.

Doch der äussere Schein trügt und je tiefer man in die Seite vordringt, desto deutlicher werden die Ausmasse des Grauens: Hier sind keine Igelfreunde am Werk, sondern verachtenswerte Igeltechnokraten, -vermesser und -zurschausteller. Statt über die Gefahren des furchtbaren Wobbly Hedgehog Syndrome aufzuklären, brüsten sie sich damit, in den letzten 10 Jahren über 100 Igelausstellungen abgehalten zu haben. Igelausstellungen! Mit Preisen! Als wäre für solche Zwecke nicht der Hund erfunden worden. Damit nicht genug: Im Color Guide werden die Igel in 92 Farbklassen eingeteilt, deren Namensgebung sich die schmierigste aller Marketing-Agenturen nicht hätte schlimmer ausdenken können: Von Salt & Pepper über Ruby-Eyed Cinnicot, Champagne und Chocolat Chip bis hin zu Algerian Apricot Snowflake.

Der Gipfel ist allerdings der Igel-Registrierungsservice. Der Igeldatenschutz wird mit Füssen getreten und der Hinweis "Dedicated to Preserving the Quality of the Species" zeigt die eigentliche Absicht der Hedgehog Association: Die Züchtung einer Igelherrenrasse, die Schaffung einer Welt, in der für den einfachen Wald- und Wiesenigel kein Platz mehr ist.


13.03.2006 | 21:39 | Supertiere | Alles wird besser

Zielgruppensegmentierung bei Katzen


Politisch korrektes Katzenfutter (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Ein neuer Stern am Katzenfutterhimmel ist aufgegangen und wird derzeit massiv beworben. Das ursprünglich aus der Schweiz stammende Perfect Fit von Mars Incorporated/Masterfood schickt sich an, den heiss umkämpften Markt mittels Psychologie aufzurollen. Das Trockenfutter kommt im Plastikbeutel und erinnert an Aufbaunahrung aus dem Fitnesstudio, die im Namen angelegte Doppelbedeutung weist jedoch über diese naheliegende Assoziation hinaus. Und zwar wird die Zielgruppe der Katzen in drei Typen eingeteilt, die mit je einer eigens abgestimmten Linie bedacht werden. Für den Streuner gibt es "Active", für die überzüchtete Rassekatze "Sensitive" und, ganz neu, für die fette Hauskatze "In-Home". Allerdings wird in der Kommunikation sehr behutsam auf die unterschiedlichen Persönlichkeiten Rücksicht genommen. Nicht nur das Sensibelchen wird
Salonlöwe (In-Home-Katze) (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
als "empfindliche Samtpfote" mit Glaceehandschuhen angefasst, besonders die multiplen Komplexe der Hauskatze gegenüber dem "lebhaften Abenteurer" werden abgefangen, indem man sie als "gemütlichen Salonlöwen" euphemisiert. Abgeschaut hat man sich das im Bereich der menschlichen Mode, wo es auch "für den starken Mann" oder "für die ganze Frau" heisst. Wie im letzten Jahr die Kampagne des Kosmetikherstellers Dove dem engstirnigen Schönheitsideal ein jähes Ende bereitet hat, so dürfte dank Perfect Fit die Diskriminierung von Katzen wegen ihres Ausgehverhaltens bald Geschichte sein.


12.03.2006 | 05:27 | Supertiere | Alles wird besser | Vermutungen über die Welt

Die Frühjahrstiere 2006 sind da


Hier bitte dieses Insekt hindenken.

Und hier bitte diese Fellkrabbe.

Hier ausserdem diesen Wieselmaki. Danke!
Immer wenn mal wieder eine neue Studie zur Klimawandel vorliegt, ist das Gejammer gross. Bald sei es alles unumkehrbar, heisst es, und egal wo man hinschaue, überall drohen irreparable Umweltschäden. Vor allem die Tierwelt wird gern als Gradmesser genommen (mit Pilzen argumentiert natürlich mal wieder keiner), so soll es beispielsweise in absehbarer Zeit fast keine Korallen mehr geben und auch für Eisbären und Robben sieht es ganz düster aus. Panikmache! Erdacht von rückwärtsgewandten Forschern, die nur den Status Quo als ökologisches Gleichgewicht akzeptieren und nicht in angemessenen zeitlichen Massstäben zu denken im Stande sind. Als wenn die Evolution eine Entwicklung mit Endpunkt wäre, der zufällig jetzt erreicht ist, lächerlich, die Natur hat schliesslich schon ganz andere Probleme gemeistert. Man muss ihnen nur ein wenig Zeit zum Mutieren geben, dann werden sich Tiere, Pflanzen, Pilze und Protisten schon auf die neuen Bedingungen einstellen.

Und es läuft ja schon gut: Eine nach Australien verschleppte Krötenart hat in nur achtzig Jahren längere Beine entwickelt, andere Tiere lernen bereits eifrig neue Tricks und überhaupt: Wurden in den letzten Wochen nicht auffällig viele neue Arten entdeckt? Dieser blinde, weissbepelzte Krebs und diese bizarre Spinne zum Beispiel, auf Madagaskar fand man total niedliche Wieselmakis und in Neuguinea gleich eine Wundertüte voll mit neuen Fröschen, Schmetterlingen und dem Honigfresser-Vogel.

Schöne neue Tiere, mag mancher einwenden, aber die gibt es doch sicherlich schon länger und sie hatten sich halt bis jetzt erfolgreich unter irgendwelchen Steinen oder zwischen irgendwelchen Blättern versteckt. Das ist zwar nicht ganz auszuschliessen, doch bei dieser Entdeckung dürften auch Zweifler verstummen: Deutsche Forscher haben jetzt bei Labormäusen einen zweiten Thymus gefunden, und mal im Ernst, wenn irgendein Tier erforscht ist, dann ja wohl die Labormaus. Den zweiten Thymus gab es früher einfach nicht, so sieht's doch aus.

Die Evolution ist also auf einem guten Weg. Bald, wenn sie erst mal in Schwung ist, wird es dann Blogs geben, die sich ausschliesslich den neuesten Tieren widmen und keiner wird mehr an Eisbären, Gnus oder Elefanten denken. Alles wird gut.


11.03.2006 | 18:29 | Anderswo | Supertiere | Sachen kaufen

Klappsumo und Kampfkäfer

In der Klassengemeinschaft der Länder ist Russland der zweimal sitzengebliebene Riese, der als einziger schon im Stimmbruch ist, die USA sind der Bandenchef mit dem Hobby Katzen anzünden und Deutschland ist der Streber mit den Kugelschreibern in der Brusttasche, von dem in Mathe alle abschreiben. Japan ist der dickbebrillte Autist, der im Unterricht Zinnblumen lötet. Trotzdem steht Traumgirl Sabine aus der 10a irgendwie auf ihn. Und warum? Weil er auf merkwürdige Art sehr unterhaltsam ist. Diese arg bemühte Metaphernkaskade soll letztlich darüber hinwegtäuschen, dass mir keine Erklärung einfällt, weshalb soviele japanische Spielzeuge wie dieses Aufziehsumospiel im Plastikklappköfferchen Stunden und Stunden puren Spass für die ganze Familie bringen.

(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

Ähnlich, aber ganz anders verhält es sich mit dem weiter unten abgebildeten Spielzeug. Es sind ferngesteuerte Kampfkäfer. Ferngesteuerte Kampfkäfer! Allein in dieser Wortkonstruktion kann man sich tagelang suhlen wie in einem warmen, duftenden Schlammloch. Wir möchten also nicht nur der Firma Sega danken, die diese Käfer möglich gemacht hat, nicht ohne auch baumstammoide Fernsteuerungen dazu anzubieten, sondern wir danken dem Japaner an sich für seinen Hang zur putzigen Pfiffigkeit (was nicht unbedingt eine Wortkonstruktion zum drin suhlen ist).

(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)


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