Riesenmaschine

17.06.2005 | 22:31 | Anderswo | Alles wird besser

Kichernde Mülltonnen


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Endlich ist es soweit – Gebrauchsgegenstände werden umgänglicher: In Cambridge installierte die Künstlergruppe Greyworld jetzt Parkbänke und Mülltonnen, die singen, wenn die Sonne scheint, sich bewegen, sprechen, kichern und glucksen. Dabei spulen sie nicht etwa ein vorher festgelegtes Repertoire ab, wie die einst in Berlin installierten sprechenden Mülleimer, deren kommunikative Fähigkeiten leider nicht wesentlich besser sind als die von Pantoffeltierchen. Nein, jede der interaktiven Bänke und Mülltonnen hat soziale Bedürfnisse, ihre eigene Persönlichkeit, und wird sich im Laufe der Zeit weiterentwickeln. Andrew Shoben von Greyworld: "You'll find that one bench may be particularly attracted to a particular bin. They will chuckle and giggle sometimes or make rude noises." Es ist, man muss es zugeben, nur ein kleiner Schritt auf dem Weg zu einem wirklich gleichberechtigten Dialog zwischen Mensch und Ding, bei dem man auch mal mit der Biotonne einen trinken gehen könnte, aber immerhin ein Anfang. Schade, dass Douglas Adams das nicht mehr erleben kann.


Kommentar #1 von Ira Struebel:

Im Märchenpark des blühenden Barock zu Ludwigsburg gibt es die schrecklichen Urahnen dieser Geräte: mächtige Betonpilze aus den 50ern des 20., die noch nicht einmal mit einer Persönlichkeit, sondern bestenfalls mit einem sonnigen Gemüt ausgestattet sind (Ein Bild gibt es hier http://www.blueba.de/Marchengarten/1959/195903.jpg). Seit Jahrzehnten machen diese mycelenlosen Kreaturen tagein tagaus munter kling-klong und pling-plong. Das hat mich als Kind schon wahnsinnig genervt und war ja doch noch nicht einmal an einem Ort, an dem man seine Ruhe haben wollte. Im Park ist derlei ganz gewiss die reine und eitrige Pest. Andererseits dürfte es vermutlich besser sein, wenn Bänke und Mülltonnen sich einander zuwenden als wenn sie darauf bestehen, mit uns Konversation zu machen. Und vielleicht besteht ja langfristig gesehen auch das Potenzial zum Outsourcen kompletter sozialer Interaktionsabfolgen an Sitz- und Entsorgungsmöbel. Das wiederum wäre doch eigentlich sehr zu begrüßen. Aber naja, was weiss ich schon, ich meine, I think fish is nice, but then I think that rain is wet, so who am I to judge?

18.06.2005 | 09:31

Kommentar #2 von Sascha Lobo:

Aber was, wenn sich herausstellt, dass die meisten Mülleimer nicht auf eine Bank, sondern auf andere Mülleimer stehen? Muss die Geschichte der Mülleimersexualität dann fundamental umgeschrieben werden? Wird die Menschheit in diesem Fall die Vermehrung und damit den Fortbestand ausreichender Mülleimer-Populationen garantieren können? Und ist der Austausch von Mülleimer-Flüssigkeiten untereinander nicht bereits vor seiner Existenz die sprichwörtliche Garantie für die Verbreitung von schlimmsten, in Dreck und Unrat gedeihenden Krankheiten? Ich halte das kurzgesagt für Teufelswerk und möchte es verboten wissen.

18.06.2005 | 20:34

Kommentar #3 von Aleks:

Leider kommt dieser Einwand nach der Erfindung von Ratte, Moskito und Stubenfliege, und damit etwas zu spaet. Dem Muelleimer jetzt noch die Fortpflanzung zu verbieten ist intolerant und muelleimerverachtend.

19.06.2005 | 03:48

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