Riesenmaschine

20.07.2005 | 11:44 | Berlin | Alles wird besser | Zeichen und Wunder

Street Art & Weise


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Wie man etwa an der Vorstellung des neuen VW Fox (Project Fox) sieht, ist Street Art bereits weit auf dem Weg in die akzeptierte Gegenwartskultur gelangt. Wer Street Art immer noch mit bloßer Schmiererei verwechselt, kennt nicht die vielfältigen Arten, wie hier mit der visuellen und inhaltlichen Gestaltung des öffentlichen Raumes umgegangen wird. Hinter dem Charme von Street Art steht die Erkenntnis, dass die Straße der urbane Teil einer dynamischen Öffentlichkeit ist, ein immobiles, anarchisches Medium. Und wie sich die Medienlandschaft, zum Beispiel durch das Internet, verändert hat, hat sich auch der Bezug der Menschen zum Medium Straße verändert. Dass dort echte Kunst entstehen kann, ist spätestens seit Jean-Michel Basquiat (mit Vorreitern wie Harald Nägeli) international akzeptiert. Dass diese Kunst auch mehr leisten kann als Provokation und Protest, nämlich inhaltliche Auseinandersetzung, Kommunikation und besonders Entertainment, zeigt das Beispiel auf dem Foto (aufgenommen am 12.07.05 in Berlin, Rosa-Luxemburg-Straße, Urheberin vermutlich: paulahorn@hotmail.com).


Kommentar #1 von bruderimgeiste:

Hmmm .... da ist jetzt aber schon ein bisschen der Werber in Dir mit Dir durchgegangen, gell... ich meine wie dieses immobile Strassendings so mir nix Dir nix einer dynamischen Öffentlichkeit urbaner Teil wird...
In aufrichtiger Zuneigung und tiefer Verehrung
p

21.07.2005 | 17:40

Kommentar #2 von irgendwem:

Kürzlich hielten mich auf der Strasse zwei Typen an, die in einem Kleinlaster eine grosse Anzahl von riesigen Lautsprechern mit sich führten, die wegen 'zolltechnischen Gründen' übrig geblieben seien und noch heute verkauft werden müssen, zu einem Spottpreis natürlich. Ich erstand 8 Stück. Damit fuhr ich zur Wohnung meines Freundes Jeremias, baute sie auf dem Trottoir auf (dafür musste ich eine wertvolle Sandsteinfassade eines Hauses aus dem 18.Jahrhundert ein bisschen zerstören, weil sonst die Lautsprecher keinen Platz gehabt hätten, sorry) und schloss sie an mein Powerbook an. Im Powerbook legte ich per Zufallsgenerator die Playlist 'Jazz', 'zufällig aufgenommene Geräusche aller Art', 'meine liebsten Pornos – die Tonspuren' und 'Best-of-Trucker-Motors' in abwechselnder Lautstärke übereinander und dreht bis zum Anschlag auf. Ich verstehe zwar von Musik nichts und was herauskam tönte auch ganz fürchterlich, aber ich dachte mir, ich würde es 'street-art' nennen. irgendeine depperte kunstinstituion / werbeagentur würde es schon innovativ, intelligent, dynamisch oder immerhin eine 'inhaltliche Auseinandersetzung mit irgendwas' finden und mich in ihre Ausstellung einladen/mich ein Hotel beschallen lassen. später würde ich mit von mir gestalteter Bettwäsche ein Haufen Geld verdienen, wie mein Vorbild Harald Nägeli.
Mein Freund Jeremias fand es natürlich schrecklich. aber als Künstler kann man es halt nicht allen recht machen, besonders nicht bei der inhaltlichen Gestaltung des öffentlichen Raums. Da muss man den anderen Stadtbewohnern schon einmal die eigene Scheisse fett aufs Auge drücken, ob sie wollen oder nicht, sonst kommt man zu nichts. Freiwillig setzten die sich ja mit überhaupt nichts auseinander, diese bürgerlichen Wixer und reaktionären Banausen. Alles Faschisten!
Dass Jeremias 'etwas Respekt vor künstlerisch anders Empfindenden, bitte' und 'ich möchte bitte etwas Ruhe' und schliesslich 'mach endlich die Scheisse aus' aus dem Fenster rief, konnte ich in dem Lärm natürlich nicht hören.
Und überhaupt: Autos machen ja auch Lärm.

27.07.2005 | 19:48

Kommentar #3 von Lukas:

(obiger Kommentar ist von mir. Lukas)

27.07.2005 | 19:50

Kommentar #4 von Sascha Lobo:

Jazz! Das ist natürlich fies. Aber hier werden Äpfel mit Street Art verglichen. Unter anderem, weil, um im bürgerlichen Kontext zu bleiben, es zwar Lärmbelästigung gibt, aber keine Sichtbelästigung (als Delikt). Aber vor allem, weil – ach, es nutzt doch sowieso nichts. Don't talk about sugar with a professional diabetic.

27.07.2005 | 22:03

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