Riesenmaschine

04.08.2005 | 12:06 | Alles wird schlechter

Aus der Servicehölle: Nerving


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Eine gleichermassen naheliegende wie abgeschmackte Variante der Umsatzmaximierung und des Point of Sale-Marketings ist der Manipulationsversuch durch Verkäufer in actu, also direkt während des Kaufaktes, indem der Kauf von weiteren Produkten nahegelegt wird. In Ermangelung eines catchy Labels dafür möchten wir dieses Vorgehen bis auf weiteres unter "Nerving" subsumieren. Zu einer gewissen ragenden Meisterschaft und auch Impertinenz auf diesem Gebiet hat es die Papierwarenkette "Mc Paper" gebracht, wo das Verkaufspersonal in dieser Hinsicht nahezu pawlowsch konditioniert wirkt. So wird nicht nur der Erwerb von Druckerpapier zwangsläufig mit der Frage quittiert, ob man noch eine Druckerpatrone wünsche. Auch völlig erratische Kombinationen werden wie selbstverständlich vorgetragen, etwa ob der Kauf von Hefterlaschen nicht notwendigerweise mit dem eines "wunderschönen Stiftes" einher gehen sollte. Eine Praxis, die in meinem Fall zumindest bewirkt hat, dass ich das Geschäft weiträumig meide.

Nun hat sich offensichtlich auch die Deutsche Post das "Nerving" zueigen gemacht. "Haben Sie sich schon mal Gedanken um ihre Zukunft gemacht?", wurde ich heute beim Abholen eines Päckchens gefragt. Nein, und will ich auch nicht, zumindest nicht, wenn ich Päckchen abhole. Aber um die Zukunft des Dienstleistungsstandortes Deutschland, wenn das "Nerving" jetzt Mode wird und weiter um sich greift – das schon eher.


Kommentar #1 von Sascha Lobo:

Das wird keinen überraschen: die McPaper AG gehört zu 100% der Deutschen Post. Die Post möchte die nervige Tochter zwar loswerden, und zwar schon zum 01.01. 2006, aber noch merkt man offenbar den Stallgeruch des Marketing deutlich.

04.08.2005 | 12:43

Kommentar #2 von Pudding:

Heute ein Päckchen nach Rom geschickt. Miesmuschelig und vierschrötig aus der allerdings sehr teuren Wäsche geguckt. So genannten "Knopf im Ohr" gehabt. Postdame nimmt an, kassiert ein paar Mücken, guckt weg. Rückt den Beleg raus. Sieht schüchtern zu mir: "Sie spielen kein Lotto, was?". Ich so: "Nä Nää". Sie so: "Okay". Alternativ: Kostenloses Konto, Versicherungen, andere Glücksspiele.

04.08.2005 | 15:32

Kommentar #3 von gunni:

Übringens: Heute schon an deine Steuererklärung gedacht ?

05.08.2005 | 12:09

Kommentar #4 von einbecker:

Seit die Postler mir immer ein Postbank-Konto anbieten wollen, wenn ich mit EC-Karte zahle, gebe ich die Pakete unter wiedrigsten Begründungen meinen Mitbewohnern mit...

05.08.2005 | 18:05

Kommentar #5 von docflo:

nerving musste ich auch machen, bei meinem beschissenen call-center job vor ein paar jahren. leuten die einen mobiltelefon-vertrag abgeschlossen haben noch ein prepaid dings aufs auge drücken. die leute von viag-interkom nannten es "cross-selling". nerving trifft es besser.

07.08.2005 | 11:24

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