Riesenmaschine

11.08.2005 | 14:56 | Sachen anziehen | Vermutungen über die Welt

Godot Trends II: Wearables


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Ähnlich wie das elektronische Papier gehören die sogenannten "Wearables" zu jener Sorte Godot-Trends, die wie untote Zombies seit Jahren von der Industrie versprochen dazu verdammt sind, im ewigen Konzeptstudien- oder Prototypstadium zu verharren, ohne jemals das Licht der Marktreife zu erblicken. Die annoncierte Verschmelzung von Textilien und Technik zu sogenannter "intelligenter Kleidung" gehört zu den hartnäckigsten Desideraten der Trendforschung und ist – wie ihr Siamesischer Zwilling, das "intelligente Haus" – bislang auch durch den triftigen Einwand nicht tot zu kriegen gewesen, dass beiderlei Gattungen ja doch unterschiedliche Verwendungsmuster, Lebensdauern und Anfälligkeiten aufweisen und letzlich mit einer mutwilligen Verschmelzung nicht das Allermeiste gewonnen wäre.
Anfang August traf sich erneut ein Grüppchen Unverzagter zur alljährlichen "Cyberfashion"-Show Siggraph in Los Angeles. Neben durchaus pragmatischen Ideen wie jener Handtasche des MIT, die einen davor bewahrt, ohne Schlüssel das Haus zu verlassen, gab es auch an der "Wearable"-Front mal wieder allerlei Abwegiges zu besichtigen. Am verstiegendsten dabei erwartungsgemäß die Japaner, sprich, das Advanced Institute of Wearable Environmental Information Networks (WIN). Unter dem Label "Aware Wear" wurde neben einem Exoskelett für Kleinkinder, das es diesen ermöglichen soll, ihre Gefühle gegenüber den Eltern auszudrücken (ging vorher nicht), und einem tragbaren Fitnesscenter, mit "Report Wear" ein Outfit für die großstadtnomadische Reporterin angedroht und wohl auch vorgestellt, zu dem unter anderem ein mit zehn Kameras ausgestatter Trenchcoat zählt. Im "reich Swarowski-verzierten" Display laufen die Bilder zusammen und werden per WLAN auf einen Server gebeamt ... Und wer soll das dann alles anschauen? Die selben Leute vermutlich, die sich Modeschauen für "Wearables" und "Cyberfashion" antun.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Textile Displays


Kommentar #1 von Kathrin:

Diese vom MIT entwickelte "Handtasche, die einen davor bewahrt, ohne Schlüssel das Haus zu verlassen" lässt sich übrigens zu geringen Kosten auch vom technischen Laien nachbauen. Man braucht dazu lediglich eine Handtasche, einen Schlüssel und ein handelsübliches Stück Schnur.

11.08.2005 | 19:53

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