11.08.2005 | 17:25 | Berlin | Zeichen und Wunder | Vermutungen über die Welt
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Erst kürzlich war Kreuzberg praktisch flächendeckend mit Werbung für den DSL-Provider "Alice" plakatiert; keine Pizza konnte man bestellen, ohne dass einem Alice vom Karton entgegengrinste. Dabei waren Alice-Anschlüsse im weiten Umkreis gar nicht zu haben. ("Aber ich kann von hier aus das Plakat auf der anderen Straßenseite sehen!" – "Ja, aber auf der anderen Straßenseite sind wir auch nicht verfügbar.") Damals glaubten wir noch, die Werbeagentur hätte vielleicht quasi nur den Pinsel leergemalt.
Ganz ähnlich geht derzeit die FDP in Kreuzberg vor. "Mehr Arbeitsplätze", hallo, FDP, würden wir nicht vielleicht in München wohnen, wenn wir "Arbeitsplätze" wollten? Und "weniger Steuern", also, wenn wir noch weniger Steuern zahlen würden, müssten wir ja noch Geld rauskriegen, und das ist selbst für ein Wahlversprechen ein bisschen gewagt.
"Targeting" heißt es, wenn man Werbung dort anbringt, wo die Zielgruppe sie mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit zu sehen bekommen könnte. Analog handelt es sich hier anscheinend um die revolutionäre Taktik des Counter-Targeting, über deren geheime Wirkungsweisen wir noch viel zu wenig wissen. Aber die Riesenmaschine bleibt am Ball.
Kommentar #1 von maciej:
..und ich dachte kreuzberg sei mittlerweile voll mit neoliberalen An dieser Stelle habe ich einen überflüssigen Smiley hingemacht, wofür ich mich dereinst schämen werde.
11.08.2005 | 21:17
Kommentar #2 von Daniel Erk:
Das Missverständnis ist noch etwas weit reichender. Samstag letzter Woche bauten die Kreuzberger Liberalen (eine Dame, ein Herr) vor dem Schlesischen Tor einen Sonnenschirm und einen Biertisch auf um dem einfachen Bürger Marmelade (wohl Pfirsich oder ähnlich, Hauptsache gelb) ums Maul zu schmieren. Und sieh an: Der Mann hatte schulterlanges, graues Haar und ein angetragenes, schwarzes Lederwestchen an, die Frau hatte einen weitmaschigen, wohl selbst gestrickten Überwurf und hennarote Haare. Der ästhetische Gegenentwurf zu Guido Westerwelle zwar, dennoch nicht deutlich sympathischer. Jedenfalls keine Ärzte, Apotheker oder andere Besserverdienenden. Als jemand, der es sicherlich besser verdient hat, der aber leider nicht besser verdient hätte gerne nachgefragt, wie dieses Milieukuddelmuddel zustande kommt, als ich aber nochmals vorbeikam, war der Stand bereits abgebaut, weshalb ich den fälligen (halben) Dialog nun mehr oder minder erfinden muss: "Moment, Liberalismus ist doch das, wo alle machen dürfen was sie wollen?" Äh, fast.
18.08.2005 | 00:59
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IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
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"Road Games", Abner Pastoll (2015)
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