Riesenmaschine

21.08.2005 | 23:14 | Was fehlt | Vermutungen über die Welt

Schlaflos, fast überall


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Serviceangebote zum Schlafen sind weltweit extrem selten. Während es heute fast unmöglich ist, an normalen Orten zu verhungern oder verdursten, wird man praktisch überall dazu gezwungen, sehr müde zu sein. Bestes Beispiel sind Flughäfen, Orte also, an denen es vor müden Menschen nur so wimmelt. Trotzdem kommt fast keiner auf die naheliegende Idee, ihnen für einen gewissen Preis genau das zu geben, was sie suchen. Und wir reden hier nicht über teure Hotelzimmer mit Badewanne und Gardinen und Tischen und allem. Nein, ein schlichtes Bett an einem ruhigen, dunklen Ort würde schon genügen. Die Wirklichkeit hingegen: Wie man hier nachlesen kann, gibt es weltweit exakt 20 Flughäfen mit "Sleep rooms". Schlimmer noch: Alle anderen beteiligen sich offenbar am internationalen Wettbewerb "Schlaf verhindern – so geht's", mit Neonröhren, die etwa die Helligkeit einer Supernova generieren (im Bild: Flughafen Amsterdam), Plastiksitzen mit unzerstörbaren Armlehnen sowie minütlichen Warnungen vor Taschendieben in acht verschiedenen Sprachen. Unter diesen Voraussetzungen muss man sich nicht wundern, wenn immer mehr Menschen in Flugzeugen absurde Dinge tun, z.B. in Hochhäuser fliegen, denn Schlafentzug führt unter anderem zu Wahrnehmungsstörungen, schließlich zum Tod (zumindest bei Ratten). Hier der Workaround: Zum Glück verfügen weit mehr Flughäfen über öffentliche Gebetsräume (obwohl Nicht-Beten nicht unbedingt tödlich ist, jedenfalls nicht so schnell). Man muss also lediglich so tun, als gehöre man einer exotischen Religion an, die vorschreibt, jede Nacht acht Stunden zu beten, und zwar mit Kopf auf dem Kissen, geschlossenen Augen und leichten Schnarchgeräuschen.

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


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