Riesenmaschine

25.09.2005 | 04:16 | Supertiere | Vermutungen über die Welt

Teuflische Ameisen


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Grundsätzlich gibt es zwei Sorten von Lebewesen (siehe Friebe & Passig 2005): Die einen, nennen wir sie die Biberartigen, kann man hinbringen wo man will, sie werden sofort anfangen, alles umzubauen – Vorgärten anlegen, Flüsse begradigen, den Weihnachtsbaum schmücken, Gardinen aufhängen, Tiere domestizieren. Nur in einer selbstgefertigten Umgebung fühlen sie sich wohl. Den anderen, vielleicht am ehesten als Rattenartige zu beschreiben, ist es völlig egal, in welchem Dreckloch sie wohnen, denn für sie gibt es nur vier wichtige Dinge im Leben: Essen, Fortpflanzung, Essen und Fortpflanzung. Bei der Bewertung dieser grundverschiedenen Überlebensstrategien wurde bisher oft argumentiert, dass Ratten im Gegensatz zu Bibern noch nie und nirgendwo vom Aussterben bedroht waren, was vielleicht irgendwas zu bedeuten hat.

In der aktuellen Ausgabe von Nature wird dieses Argument nun widerlegt, und zwar von Ameisen, die man wohl kaum als Survival-Schwächlinge bezeichnen kann. Im amazonischen Regenwald gibt es Regionen, sogenannte Teufelsgärten (siehe Bild), in denen nur eine einzige Sorte Baum wächst, natürlich wegen irgendwelcher Dschungeldämonen (im Bild leider nicht gut erkennbar). Wie die Ameisenspezialisten vom Gordon Lab jetzt herausfanden, hören die Dämonen auf den eindrucksvollen Namen "Myrmelachista schumanni", eine Ameisenart, die kurzerhand mit einem hauseigenen Herbizid alle anderen Pflanzen vergiftet, bis nur noch die Bäume übrig sind, in denen sie wohnen wollen. Das ist eine ziemlich brutale Variante der Weltveränderung, in ihrer Unverfrorenheit eigentlich nur vergleichbar mit der kommunistischen Weltrevolution oder dem "British Empire". Weltveränderung muss also nicht zwangsläufig die Arterhaltung bedrohen.

Um den Überblick zu behalten, unterteilen wir hiermit die Biberartigen in ameisenartige und nicht-ameisenartige Biberartige. Beide sind wesensverwandt und verfolgen letztlich ähnliche Ziele, aber während die nicht-ameisenartigen ruhig und unermüdlich ihren Schrebergarten umgraben und Rassekaninchen züchten, gehen die ameisenartigen Biberartigen für ihr Hobby über Leichen. Es ist nicht unsere Aufgabe, moralisch über irgendeine Lebensweise zu richten, denn wer noch nie eine Ameise zertreten hat, weil sie das Lebensgefühl störte, der werfe den ersten Stein. Vorsichtig.

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


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