Riesenmaschine

28.09.2005 | 21:31 | Berlin | Zeichen und Wunder | Vermutungen über die Welt

Sie sind am Flughafen

"Sie sind am Flughafen", so steht es auf ansonsten weissen Plakaten am Flughafen Berlin-Tegel zu lesen. Der werbegestählte Leser erkennt: Hier konnte eine Werbefläche nicht vermietet werden. So wird sie stattdessen dazu genutzt, die Vorteile von Plakatwerbung – in diesem Fall: Kontextsensitive Ansprache des Verbrauchers – zu verdeutlichen. Studiert man das Kleingedruckte, stellt sich allerdings heraus, dass das Plakat für eine Organisation wirbt, die sich der Alzheimer-Krankheit widmet. Das wirft natürlich Fragen auf: Wenn es schon dem gesunden Betrachter nicht gelingt, dieses Plakat korrekt zu dekodieren, welche Schlüsse wird dann erst eine demente Zielgruppe daraus ziehen? Und macht das Plakat seinen Nutzen für Alzheimer-Patienten nicht womöglich durch den Schaden zunichte, den es bei Paranoikern ("Verdammt! Jetzt haben sie mich!") anrichtet? Es ist nicht immer einfach mit den Werbezielgruppen.

Eine Abbildung zu diesem Beitrag fehlt, da die Feldforscherin der Riesenmaschine zwar durchaus wusste, dass sie sich am Flughafen befand und sogar den Grund dafür erinnerte, jedoch vergass, das Plakat zu fotografieren.


Kommentar #1 von pascal:

"sogar den Grund dafür erinnerte" – in diesem Spiegelfischbuch, dessen Name mir nicht einfällt, steht, das sei falsch. "sich sogar an den Grund dafür erinnerte" sollte es demnach heissen, da es eben nur das Verb "sich an etw. erinnern" gäbe und nicht "etw. erinnern".
[X] kluggeschissen,
[ ] gute nacht.

29.09.2005 | 00:33

Kommentar #2 von Loser Blissett:

Als ich neulich in Hamburg in der Türkischen Sauna war, traf ich zufällig Bastian. Ich hatte ihn seit der Zehnten nicht mehr gesehen, er wechselte damals vom Fortkamp auf eine Schule für Hochbegabte. Jetzt hielt er ein hellblaues Handtuch mit rosa Elefanten auf dem Schoss geknüllt. Auf die Frage, warum er diesen entsetzlichen Scheiss auch noch in Buchform drucken musste, antwortete er, er könne den Grund selbst nicht erinnern, aber wahrscheinlich habe sein Chef damals zu ihm gesagt, Basti, habe der Chef gesagt, mein Name ist Aust. Ich weiss, habe Basti geantwortet. Gut, habe Aust gesagt, dann mach mal halblang und geh zum Verlag, wir können dein Geseire auch nicht mehr sehen. Da sei er zum Verlag gegangen, und Kiepenheuer habe gesagt, das ist so doof, da gibt es auf jeden Fall eine Zielgruppe. Wobei Kiepenheuer vielleicht auch gelogen habe, denn der Lebert, ja genau, der Lebert sei zu dieser Zeit mit seinem letzten Sentimentalwälzer im Verzug gewesen, und da habe man in die rotierenden Maschinen einfach pfeilgrad egalweg welchen Dreck eingegeben, so sei das in der Branche, ja, so laufe das, und wen störe es letztlich. Eine Sekunde sah Basti mich mit halboffenem Mund an, dann blickte er auf sein Handtuch mit den Elefanten und machte mit gekrümmtem Zeigefinger eine Geste senkrecht abwärts. Vielleicht, ergänzte er, vielleicht liege es aber auch einfach daran, dass er einen extrem kleinen Pimmel habe. Ich könne mich gern selbst davon überzeugen, er habe wirklich einen extrem kleinen Pimmel.

29.09.2005 | 12:48

Kommentar #3 von Kathrin Passig:

ugs., bes. nordd. auch mit Akk.-Obj. u. ohne Reflexivpron.

29.09.2005 | 16:16

Kommentar #4 von Hansen:

Loser Blissett fällt dadurch auf, dass er/sie/es in den Kommentaren letztlich immer auf kleine Pimmel zu sprechen kommt.
Schweigen.
Irgendwas .... ehemm.
Naja. Rumreiten auch wieder nicht.
Schluss jetzt.
Armer.

30.09.2005 | 14:07

*  IN DER RIESENMASCHINE


*  ORIENTIERUNG



Werbung
Unsittliche Werbung Ratgeber

*  SO GEHT'S:

- Tattoo auf Hirnrinde

- Insiderwitze, die jeder versteht

- Konto-Crossover

- Teppichpuder

*  SO NICHT:

- Arbeit (macht gar nicht frei)

- Reisswolf (destruktiv)

- Panic Button verschlampen

- Insiderwitze, die niemand versteht


*  AUTOMATISCHE KULTURKRITIK

"The Chaser", Na Hong-Jin (2008)

Plus: 3, 24, 37, 45, 74, 89, 118, 119
Minus: 162
Gesamt: 7 Punkte


*  KATEGORIEN


*  ARCHIV