Riesenmaschine

19.10.2005 | 14:24 | Anderswo | Nachtleuchtendes

Vietnam III: Quán 30, HCMC


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Keine Garküche im herkömmlichen Sinn, sondern der hipste Ort zum Ausgehen in Saigon alias Ho Chi Minh City ist derzeit eindeutig und mit Abstand das Quán 30 an der Nguyen Thai Hoc, P. Cau Ong Lanh. Tagsüber unsichtbar versteckt hinter einem Garagentor, füllt sich abends das breite Trottoir der vierspurigen Magistrale mit kniehohen Plastikspritzgusstischen und Monoblocksesseln im Miniformat, wie sie in ganz Vietnam üblich sind. Im kleinen Geschäftsraum hinter dem Tor werden Seafood-Spezialitäten in erstaunlicher Vielfalt und Qualität zubereitet, während auf dem nach aussen gedrehten TV-Geraet internationaler Fussball läuft. Halb auf der Fahrbahnfläche waltet zudem ein Grillmeister seines Amtes und komplettiert das Küchenangebot.

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Die unterschwellige Hipness des Ladens offenbart sich erst auf den zweiten Blick. Das ausnehmend hübsche weibliche Personal trägt täglich wechselnde sexy-enge T-shirts mit Motiven ortsansässiger Designer, am einen Tag sind es stilisierte Stilettos, am nächsten der Slogan "Love is perfect". Es gibt Valet Parking fuer die Kleinmotorräder, mit denen die lässig aufgebrezelte Klientel geschmeidig vorfährt. Vom aufmerksamen männlichen Personal werden sie ordentlich in Reih und Glied auf dem gegenüberliegenden Gehsteig geparkt, der an Wochenenden auf einer Länge von 200 Metern zugeparkt ist. Die bestuhlte Fläche expandiert über den gesamten Strassenzug, während immer neue Mofabesatzungen mit zwei oder drei amüsierwilligen Grossstädtern eintreffen. Das Publikum setzt sich zusammen aus Studenten sowie den selbstbewussten jungen Professionellen der optimistischen Metropole, die souverän mit einem Bein im Westen, mit dem andern in der Tradition stehen und abends lieber unkomplizierten Spass haben, während sich die Nouveau Riche in ihren auf Kühlschranktemperatur heruntergekühlten Diskos erkältet.

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Grosse Tischgesellschaften sitzen an langen Tischen um dampfende Hot Pots und veranstalten bankettartige Gelage. Was aber das Quán 30 deutlich von anderen Strassenrestaurants unterscheidet, ist, dass man hier auch zum Trinken herkommt. Das Bier wird gezählt, indem ein leerer Kasten unter den Tisch gestellt wird, der sich im Abendverlauf mit leeren Flaschen fuellt. Gern kommt dazu auch die ein oder andere Flasche Schnaps auf den Tisch. Wenn nicht die unberechenbare Obrigkeit irgendwann mit einer schlagstockbewehrten Patrouille anrückt und dem Ganzen ein jähes Ende setzt, können die Nächte im Quán 30 bis in den frühen Morgen andauern.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Asien Spezial: Korea & Vietnam


Kommentar #1 von http://doktorflorian.com:

das klingt wirklich bezaubernd. wenn ich das nächste mal da bin statte ich dem laden einen besuch ab.

19.10.2005 | 15:32

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