22.10.2005 | 19:01 | Anderswo | Vermutungen über die Welt
Wenn man in der weltweiten Öffentlichkeit als überaus aggressive Terrortruppe gilt, sich selbst aber eher als teilmilitante Moslem-CSU versteht, sollte man sich über eine Neupositionierung mittels Public-Affairs-Methoden Gedanken machen. Die libanesische Hisbollah stand vor diesem Problem – und hat reagiert.
In Kfar Kila, einem historisch wie politisch wichtigen Grenzübergang zu Israel (der selbstverständlich nicht zu nutzen ist; wie man überhaupt aus dem Libanon nicht nach Israel kommt), da über ihn im Jahr 2000 die israelische Armee den besetzten Südlibanon räumte, hat die Hisbollah beispielsweise ein spielerisches, aggressionsanbauendes Feature eingerichtet, mit dem der meist wenig geneigte arabische Besucher seinem Unmut Ausdruck verleihen kann: Zwei Steinsäulen (im Hintergrund) sind errichtet worden, gegen die man Steinchen werfen darf – symbolische Kiesel gegen Israel. Darauf wäre die Bundeszentrale für politische Bildung nicht ohne Weiteres gekommen.
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.) 10 Meter daneben steht der Touristenshop mit Promotionartikeln der Hisbollah, in dem neben arabischer, oft antizionistischer Folklore, Postkarten mit Bildern des Anführers Scheich Nasrallah, Anti-Israel-Stickern, arabischem Kitsch und DVDs mit von der Hisbollah produzierten Spielfilmen über den Kampf gegen die Besatzer auch sehr schicke Hisbollah-T-Shirts zu kaufen sind. Das ist zielgruppenadäquat und äusserst populär, kurz: ein Bombenerfolg. An Sonntagen ist der Grenzübergang Ziel von Familienausflügen samt verschleierter Mütter und Töchter, die lachend Kieselsteine gegen Israel werfen. 20 Meter und zwei Stacheldrahtzäune weiter sitzen israelische Soldaten in einem Bunker. Nur einen Steinwurf entfernt ist die erste Siedlung in Israel. Diese wiederum soll ihrerseits jedoch nicht neu positioniert werden.
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IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- Bier unter der Dusche
- gekoppelte Differentialgleichungen
- Meta-Carotin (super für die Augen)
- Peeptoe-Show
SO NICHT:
- jetzt kein Haus haben
- Jean-Paul de Castelbajacques o.ä.
- Radio am Klorollenhalter
- hübsche Landminen
AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"Der rote Kakadu", Dominik Graf (2006)
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