Riesenmaschine

01.11.2005 | 16:27 | Berlin | Anderswo | Alles wird besser

Radiokunst


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
In der Wrangelstrasse in Berlin Kreuzberg ist diese Schablonen-Sprüherei zu finden, "PIRATE RADIO 95.2 FREITAGS 18 Uhr". Beim Betrachten erleidet der geübte Berliner schnell ein Flashback in die Zeit, als Piratenradios auf UKW noch einigermassen sinnvoll waren. Die wilde Assoziationskette geht von dem 1999 betriebenen Piratensender Twen FM mit angeschlossenem Club im ehemaligen Puff über den mittlerweise ebenso legalen wie egalen Expiratensender KISS FM und das gefühlte Piratenradio der 80er Jahre Radio 100 bishin zu Piratensender Powerplay, dem Highlight der sagenhaft schlechten Supernasen-Filmreihe mit Mike Krüger und Thorsten Gottschalk. Im Mai letzten Jahres war die aktuellste Berliner Radiopiraterie zu hören, Pirate-Beat-Box – und zwar genau wie gesprüht auf 95,2 MHz am Freitag Abend. Nun ist das Graffito aber verhältnismässig neu, während man vom dazugehörenden Radio in diesem Jahr kaum mehr etwas gehört hat. Ein Revival, das wider die unendlichen Möglichkeiten des Internet kämpft, als eine Art Flagschiff der Radiopiratenromantik?


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Eine kurze Recherche bringt eine andere Deutung ans Licht, die zwar viel unwahrscheinlicher ist, aber auch viel schöner und die deshalb die offizielle Deutung der Riesenmaschine sein soll: Die Sprüherei könnte eine Guerilla-Kampagne der ehemaligen Beat-Box-Macher für ein Radiokunst-Projekt sein. Auf der Frequenz 95,2 MHz sendet ab heute (mit einigen Monaten Verspätung) bis Ende des Jahres das Radio Copernicus, ein deutsch-polnisches Künstlerradio. Der für seine Genialität vollkommen unterprominente Künstler Felix Kubin ("Die egozentrischen Zwei", ehemalige jüngste Punkband Hamburgs) entwickelte die konzeptionelle Basis des binationalen Künstlerradios, das mit so schönen Features daherkommt wie einer Sendung, bei der gesprochene Texte auf zwei unterschiedlichen Frequenzen verteilt zu hören sind, so dass man zwei Radios braucht, um den Dialog überhaupt verfolgen zu können. Von diesem Gemeinschaftsprojekt der Universität der Künste Berlin und der Uniwersytet Wroclawski (Breslau) sind wir so begeistert, dass wir statt eines unterirdischen Gags über π-raten-Radios ("Vielleicht 3,14?") den Aufruf nach weiteren, spontanen Beiträgen unterstützen wollen.


Kommentar #1 von Bobbi:

Nicht jüngste Punk-, sondern eher jüngste Elektronervtöterband, er war 13, sein Bruder gar 10 mit einem pataphysischen Tablett, wie ein kleiner futuristischer Kellner, aufgetreten sind sie 1983 in der Hamburger Markthalle als Vorgruppe zu Rainald Goetz

01.11.2005 | 19:35

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