Riesenmaschine

13.11.2005 | 11:15 | Anderswo

Politik ohne Ziel


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Auf einer Liste der seltsamsten Länder läge Chile ganz sicher sehr weit vorn. Es ist nicht nur das längste Land der Welt, sondern auch der einzige Gegenstand im Universum, der zehnmal so lang wie breit ist. Es hat die trockenste Wüste (Atacama), den höchsten Vulkan* und besitzt zudem die Osterinseln und das Eiland, auf dem angeblich Robinson Crusoe strandete. Eigentlich schon Grund genug, um in helle Begeisterung auszubrechen, aber zudem leistet sich das Land auch noch ein verkehrtes Politiksystem. Vermutlich wurde hier 1970 zum ersten und letzten Mal ein Marxist ordnungsgemäss und demokratisch zum Präsidenten gewählt. Tyrann Pinochet andererseits, der seltsamerweise 1973 einen Putsch zur Machtergreifung brauchte, wurde man 1988 wieder los, indem man einfach eine Volksbefragung durchführte, ein genialer Trick, über den man anderswo mal nachdenken sollte. Nun ist Chile keinesfalls besonders fortschrittlich oder modern, sondern nur durcheinander: Zum einen verfügt das Land über die höchste Dichte an Internetcafes nördlich der Antarktis, zum anderen verbietet es so exotische Dinge wie Ehescheidungen (jedenfalls bis 2004). Bei den bevorstehenden Präsidentschaftswahlen im Dezember 2005 scheint es nicht besser zu werden, denn im männerdominierten und streng katholischen Chile führt eine alleinstehende Frau mit unehelichen Kindern, Michelle Bachelet, alle Umfragen an. Keiner weiss, was das zu bedeuten hat.

Vermutlich ist es nur eine Reaktion auf die konsequente und offensichtliche Konfusion des Landes, wenn im Vorfeld der Wahl niemand die Bevölkerung mit politischen Inhalten konfrontiert. Das Land erstickt zwar im Verkehrschaos, weil die Strassen mit Wahlplakaten vollgestellt sind, aber sie zeigen lediglich die Gesichter der Kandidaten, dazu ihre Namen ("Lavin", "Hirsch") und vielleicht noch "Presidente", damit man nicht ganz ahnungslos im Gesichtermeer steht. Zudem findet man die Namen an Häusern, Felsen, Schneefeldern, Denkmälern usw., obwohl Graffiti in Chile selbstverständlich komplett verboten sind. Die Riesenmaschine wird die absurde Lage weiterhin beobachten und aus irgendeinem Anlass berichten. Im Bild übrigens eine oberhessische Seenlandschaft mit Vulkan Fujiyama im Süden Chiles.

* Ojos del Salado, 6930 Meter. Andere hingegen behaupten, der Kilimandscharo (5895 Meter), der Mauna Kea (Hawaii, 4205 Meter), der Chimborazo (6310 Meter) oder gar der berühmte Llullay-Yacu (Argentinien, 6920 Meter) wären noch höher.


Kommentar #1 von Natronlaugenbrezel:

Chile ist mitnichten das längstemalbreite Objekt im Universum. Mit diesem Titel darf sich Wuppertal schmücken, das mit einer Breite von 100 Metern (50 Meter links, 50 rechts) auf einer Länge von 25 Kilometern entlang der A46 ein wesentlich imposanteres (relatives) Seitenverhältnis zustande kriegt. Bitte immer hübsch bei der Wahrheit bleiben.

14.11.2005 | 10:49

Kommentar #2 von Phrasenbildung:

Und hat Wuppertal wie Chile am unteren Ende auch Pinguine?
Ja, oder? Ist da nicht der Zoo?

14.11.2005 | 10:55

Kommentar #3 von Sascha Lobo:

Moment. Wenn künstliche Gebilde auch zählen, dann verliert Wuppertal ganz deutlich gegen das Riesenreich der Chinesischen Mauren (6350 km Länge bei nur 10 Metern Breite)!

14.11.2005 | 10:56

Kommentar #4 von irgendwem:

Chile IST ein künstliches Gebilde, Gott kennt/kannte ja keine Grenzen

14.11.2005 | 11:16

Kommentar #5 von Aleks:

In diesem Fall hat er sich eine 7000 Meter hohe Grenze ausgedacht und sie "Anden" genannt. Grosse Kunst.

14.11.2005 | 22:02

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