Riesenmaschine

24.11.2005 | 21:26 | Anderswo | Zeichen und Wunder | Vermutungen über die Welt

Behinderte raus


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Es ist wahr, dass Grafiker einen schweren Job haben, weil sie das bunt machen müssen, was andere ihnen sagen, obwohl sie nichts mehr hassen, als bunt zu machen, was andere ihnen sagen. Es ist auch wahr, dass Piktogramme und Stilisierungen viel, viel schwerer zu designen sind, als man annimmt. Trotzdem hätte der entwickelnde Grafiker, aber auch der zuständige Projektmanager und schliesslich die anbringende Person selbst eine Spur mehr Feingefühl zeigen können. "Behinderte verboten", dieses Schild auf dem Nürnberger Flughafen klebt ohne ersichtlichen Grund an einer Säule mitten in der Abflughalle. Im ersten Moment denkt man so bei sich, klar, die Nürnberger Rassegesetze wirken hier im volkshygienischen Bereich noch nach. Erst einige Nachfragen später offenbart sich die Bedeutung des Schilds: "Ab hier keine Möglichkeit mehr für Rollstuhlfahrer, die Ebene zu wechseln, weil nur noch Treppen und keine Fahrstühle mehr vorhanden sind." Hätte man auch selbst drauf kommen können. So weit ist Nürnberg nun auch nicht hinterher.


Kommentar #1 von pascal:

da hätte wohl auch ein warndreieck mit einer treppe drauf gereicht, dann verstehen dass auch leute mit gepäckwagen usw...

24.11.2005 | 21:42

Kommentar #2 von Wolf Ulf Wulfrolf:

Nun plustern Sie sich mal nicht so auf, wie ein frischgeschlüpfter Truthahn, Herr Lobo, und basteln stattdessen ein Piktogram für: "Ab hier keine Möglichkeit mehr für Rollstuhlfahrer, die Ebene zu wechseln, weil nur noch Treppen und keine Fahrstühle mehr vorhanden sind"

24.11.2005 | 21:45

Kommentar #3 von Sascha Lobo:

Herr Wulfrolf, seien Sie mir nicht gramm, aber ich werde kein Piktogram basteln. Und wenn Sie das Aufplustern nennen, dann haben Sie mich noch nicht beim Aufplustern erlebt. Legen Sie sich lieber einen vernünftigen Namen zu, diese "lf"-Stalinorgel ist ja eine Zumutung.

24.11.2005 | 21:50

Kommentar #4 von Kathrin:

Das, was Pascal meint, heisst "Universal Design" und ist an sich eine schöne Sache. Natürlich kämen dann wieder andere an und belustigten sich über das "Vorsicht Treppe"-Schild, haha, die bayerische Provinz, so was kennen sie da noch nicht, ein Baum ganz ohne Äste und mit Stufen. Man hätte das Schild ganz und gar einsparen und stattdessen ein, zwei Treppenstufen einbauen können, die Gepäckwagenschieber und Rollstuhlfahrer vergraulen, aber über kurz oder lang muss man dann doch wieder ein diese Treppenstufen erklärendes Schild montieren. Langfristig erspart man sich wohl doch eine Menge Ärger, wenn man einfach den ganzen Flughafen mit Aufzügen ausstattet. Anderswo geht das ja schliesslich auch. (Wobei "Anderswo geht das ja schliesslich auch" in bayerischen Städten noch nie ein Argument war.)

24.11.2005 | 22:00

Kommentar #5 von Wolf Ulf Wulfrolf:

Beschweren Sie sich bei meiner Mutter. Jemandes Namen zu kritisieren ist ebenso truthahnesk wie die Piktogrammzunft pauschal durch den ironischen Kakao zu zerren

24.11.2005 | 22:05

Kommentar #6 von Kathrin:

Bei Ihrer Mutter, die Ihnen die vielen Namen gab, Herr E.S., R.R., A.B. et al. und die Ihnen allen beizubringen vergass, dass hinten am Satz ein Punkt kommt?

24.11.2005 | 22:08

Kommentar #7 von Sascha Lobo:

Herr Wulfrolf, wenn Sie keine Punkte hinter Ihre letzten Sätze machen, erkenne ich immer und immer, dass Sie in Wahrheit der bekannte Wiener Krixi-Kraxi-Zeichner Alberto Suschny sind.

24.11.2005 | 22:08

Kommentar #8 von Sascha Lobo:

Irre, in der gleichen Sekunde das Gleiche geschrieben. Eventuell wurden wir im Krankenhaus vertauscht!

24.11.2005 | 22:10

Kommentar #9 von Kathrin:

Falls dem so ist, bin ich darüber eigentlich nicht unfroh.

24.11.2005 | 22:11

Kommentar #10 von wolf Ulf Wulfrolf:

Den Punkt lass ich extra weg, damit man immer weiss, dass ich wirklich ich bin, sozusagen mein eigenes Piktogramm, man muss also den den ganzen Mist nicht lesen, immer nur hinten schauen, ist da ein Punkt, unbedingt lesen, ist da keiner, kann mans lassen, bin ich nicht benutzerfreundlich?

24.11.2005 | 22:12

Kommentar #11 von Sascha Lobo:

Ja, sehr benutzerfreundlich, aber das war mal, geht ja jetzt nicht mehr, wo jeder das Erkennungszeichen fälschen kann

24.11.2005 | 22:14

Kommentar #12 von irgendwem:

Oh, ich sehe gerade, dass um 22 Uhr 08 meine Antwort beantwortet wurde, leider bin ich, weil ich weder Steno noch 10 Finger kann zu langsam

24.11.2005 | 22:15

Kommentar #13 von Sascha Lobo:

Es soll keiner sagen, wir gingen nicht auf Leserwünsche ein, wenn sie sinnvoll und gut sind:
Rollstuhlverbot

24.11.2005 | 22:47

Kommentar #14 von Loser Blissett:

Meine Meinung.

24.11.2005 | 22:51

Kommentar #15 von Kathrin:

Rollstuhlfahrer dürfen in diesem Flughafengebäude weder an der Sprossenwand turnen noch den Aufzug benutzen? Dann doch lieber Loser Blissetts Vorschlag.

24.11.2005 | 22:58

Kommentar #16 von Sascha Lobo:

Ich höre übrigens gerade "Lift me up" von Moby und finde das unfassbar witzig.

24.11.2005 | 22:59

Kommentar #17 von Kathrin:

Hier kein virtuelles Tagebuch.

24.11.2005 | 23:09

Kommentar #18 von ix:

ob der [030] autor [dmr] auch auf der party war? ob er enttäuscht war?

24.11.2005 | 23:14

Kommentar #19 von Loser Blissett:

Wir können auch deutlicher.

24.11.2005 | 23:30

Kommentar #20 von Sascha Lobo:

Loser, warum machst Du eigentlich die ganze Zeit Vorfahrt-gewähren-Schilder statt Warnschildern?

24.11.2005 | 23:33

Kommentar #21 von Loser Blissett:

Vorschriftsschilder, du Verbotsschildkaiser

24.11.2005 | 23:36

Kommentar #22 von Kathrin:

Ist doch klar: Der Rollstuhlfahrer muss hier Menschen, die zu Fuss unterwegs sind, die Vor"fahrt" gewähren (schwächere Verkehrsteilnehmer!). Es haben nun mal nicht alle gleichzeitig auf der Treppe Platz.

24.11.2005 | 23:37

Kommentar #23 von Loser Blissett:

eat this

24.11.2005 | 23:51

Kommentar #24 von Sascha Lobo:

Das ist ärgerlicherweise verhältnismässig genial, fast möchte man meinen, es ist untopbar.

24.11.2005 | 23:58

Kommentar #25 von kosmar:

am original war hoffentlich kein ernsthafter grafiker beteiligt. schauen sie sich doch mal den rollstuhl an. der würde nicht mal im ansatz funktionieren. und sieht dem gewohnten symobol überhaupt nicht ansatzweise irgendwie ähnlich.
ich hab jetzt kein bock und keine ausstattung bei mir etwas beizusteuern. aber in der tat das thema ist eine herausforderung an den semiotiker in uns allen.

25.11.2005 | 00:05

Kommentar #26 von the blind guy:

Allerdings ist das Original-Piktogramm nur gehbehindertenfeindlich, nicht aber Nicht-Gehbehinderten-aber-doch-anderweitig-Behinderten-feindlich, wie die Überschrift suggeriert. Blinden sind Piktogramme aber eh voll egal.

25.11.2005 | 00:42

Kommentar #27 von Curla von Nordhoffen:

Ich sags nicht gern, aber ich fürchte, es war ein behinderter Grafiker.

25.11.2005 | 01:14

Kommentar #28 von Bernhard Wilhelm Tetzlaff von Wobeser Hoepfner:

Eindeutig mein Lieblingsstrang.

25.11.2005 | 09:13

Kommentar #29 von Gernot Wiesenborn:

Verdammt, ein Metakommentar! Jetzt ist der Strang tot.

25.11.2005 | 10:37

Kommentar #30 von QWERTZwerker:

Eindeutig für Content-Knappheit sinnentfremdet. Derartige Schilder beziehen sich ja allein auf die "Durchfahrt", und nicht auf die Personen am Steuer.

25.11.2005 | 13:19

Kommentar #31 von facy:

Hmmm... ein berechtigter Einwand, wie es zunächst den Anschein hat, allerdings lassen sich bei einem Rollstuhl/fahrer Ross und Reiter nicht so ohne weiteres trennen sondern bilden eine funktionale Einheit.
und: für Contentknappheit? doch eher als Mittel dagegen, oder?

25.11.2005 | 14:39

Kommentar #32 von QWERTZwerker:

Siehste. Da mache ich schon absichtlich (natürlich) Fehler, um anderen ein Mittel gegen Content-Knappheit zu geben.
Es ist ja wie mit den Shampoos auf denen steht: "Für brüchiges Haar."
Trotzdem gilt das Verbot immer noch nur für die Durchfahrt/den Durchritt, egal ob die eine funktionale Einheit bilden oder nicht.

25.11.2005 | 15:01

Kommentar #33 von coolwriter:

Also irgendwie denke ich handelt es sich gar nicht um motorisch Behinderte. Eher um Mutanten, Aliens oder kybernetische Einheiten, denn es sieht aus als wächst dem 'Wasimmer' ein Bogen aus dem Kreuz...!? Andere Interpretation: Mann/Frau/Wasimmer darf hier nicht in Schüsseln/runde Behältnisse mit Henkel oben dran schei... – oder?

16.12.2005 | 17:07

Kommentar #34 von Hildegard F. Malmstedt:

Ups, ich war kurz eingenickt. Schüsseln, runde Behältnisse? Was war los?

12.07.2009 | 13:20

*  IN DER RIESENMASCHINE


*  ORIENTIERUNG



Werbung
Unsittliche Werbung Ratgeber

*  SO GEHT'S:

- HTTP

- zusammen losfahren

- Schmiegeprofi Tintenfisch

- gut geölte Scharniere an den Pforten der Wahrnehmung

*  SO NICHT:

- "Die Winkekatze liebt Trinkgeld"

- HPPD

- alleine ankommen

- immer alles erblicken (statt sehen)


*  AUTOMATISCHE KULTURKRITIK

"Inside", Alexandre Bustillo, Julien Maury (2007)

Plus: 3, 31 doppelt, 37, 42, 45, 49, 89, 102
Minus: 1, 3, 118
Gesamt: 6 Punkte


*  KATEGORIEN


*  ARCHIV