Riesenmaschine

05.12.2005 | 15:07 | Berlin | Anderswo | Was fehlt

Call a Better Bike


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Mit dem Winter bricht auch die unpraktische Jahreszeit an, in der man in Berlin, Köln, Frankfurt und München bis zum März kein Callabike-Fahrrad mehr ausleihen kann, obwohl das so praktisch ist, wenn man Gäste oder kein Fahrrad dabei hat. Callabike gehört zwar zur Deutschen Bahn, aber trotzdem wünscht man dem Unternehmen vorzeigbarere Umsatzsteigerungen als bloss gleichbleibende Kundenzahlen, man wünscht ihm eine bessere Website, aktuellere "News" (Stand derzeit: 20. Juli 2005) und vor allem wünscht man sich ein einfacheres Buchungsverfahren. "Die Räder können bequem über Handy unter der auf dem Bikeschloss befindlichen Rufnummer rund um die Uhr gebucht werden", heisst es auf der Website, aber in Wirklichkeit erfordert das Verfahren Nüchternheit und Konzentration und wirkt daher in der klassischen Neukundengewinnungssituation "Heimweg aus der Bar ohne Geld fürs Taxi" eher abschreckend. Im November 2003 versprach der Chaos Computer Club zwar ein vereinfachtes und kostenloses Ausleihverfahren, aber die angeblichen 10% solcherart optimierter Callabikes in Berlin halten sich gut versteckt.
In Lyon, so erfahren wir bei SmartMobs, genügt es, zur Fahrradausleihe eine RFID-Karte durch ein Lesegerät zu ziehen; leider aber funktioniert das wiederum nur an festgelegten Ausleihpunkten, die noch dazu eben in Lyon liegen. Auch, dass in Kopenhagen das Fahrradleihen überhaupt kein Geld kostet, ist in der geschilderten Ausleihsituation keine grosse Hilfe. Und die Entlehnung bei Citybike Wien dürfte sich schon bei Promillewerten um die Nachweisgrenze gänzlich unmöglich gestalten. Aber in den langen, dunklen Monaten des Zu-Fuss-nach-Hause-Laufens wird uns schon irgendeine komfortable Lösung einfallen, vielleicht in Form eines Bolzenschneiders.


Kommentar #1 von Walid Dschumblad:

Früher waren die Leihräder in Wien auch gratis, man schmiss wie beim Einkaufswagen im Supermarkt eine Münze in einen Schlitz, das Schloss ging auf und praktisch über Nacht waren alle Räder verschwunden, die werden jetzt vermutlich in Bukarest verliehen

05.12.2005 | 15:59

Kommentar #2 von florian:

Also – sehr viel einfacher kann man das Ausleihen nun wirklich nicht machen. Anrufen, Nummer erzählt kriegen, eintiipen, losahren; abstellen, anrufen, Nummer erzählt kriegen, abgeben. Fertig ist. Und betrunken sollte man sowieso des Radfahrens entsagen.
Schade finde ich, dass die Wut auf die Bahn oder die Gesellschaft oder das schlechte Wetter so oft an den Callbikes ausgelassen wird. Frohgemut strebt man auf das verlockend grün zwinkernde Lichtlein zu, wähnt sich der U-Bahn oder des Nachtbusses unabhängig, aber dann: Pustekuchen, Plattfuss, Kette abgesprungen, Lenker verdreht. Werden bei den Stattautos, die inzwischen imho auch von der Bahn übernommen wurden, auch regelmässig die Spiegel abgebrochen? Wohl kaum.

05.12.2005 | 23:16

Kommentar #3 von Eunuch Hamm de la Klitzfitz:

Aus der Reihe "Der politisch korrekte Gastkommentar" hörten Sie heute ein Statement zu den aktuellen Themen Faulheit, Alkoholismus, öffentlicher Nahverkehr, Vandalismus, ökologisches Bewusstsein, Toleranz, Offenheit, Menschheit, Erde, Kosmos.

05.12.2005 | 23:23

Kommentar #4 von Rauf Denktasch:

Ich find's geil, dass mein alter Kumpel Walid der Drüsenfuhrer hier auch schreibt!

06.12.2005 | 15:27

Kommentar #5 von 46halbe:

Mit Bedauern muss ich leider mitteilen, dass keine gehackten Fahrraeder mehr in Berlin rumstehen. Nicht eins.

06.12.2005 | 16:12

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