Riesenmaschine

12.12.2005 | 18:20 | Essen und Essenzielles

Am Ende einer langen Nacht


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Wer sich professionell mit Genussgiften befasst wird feststellen, dass der Umgang mit dem Drumherum der Genussgifte dem immergleichen Vier-Stufen-Muster folgt: Egalheit, Trendhinterherhechelei, Rückkehr zu den Wurzeln, völliger Klassizismus. Beispiel Rauchen und Feuer. Zuerst ist es völlig wurst, womit man sich die Zigarette anzündet, dann muss es eines dieser komischen Gasfeuerzeuge sein, die eine blau leuchtende, scharf abgegrenzte Stichflamme erzeugen, dann findet man das doof und kauft sich stolz ein Zippo, das findet man dann erst recht doof und landet folgerichtig dauerhaft bei Streichhölzern.

So ist es auch beim Trinken. Der Schädel wird zunächst unkundig mit Aspirin bekämpft, was töricht ist, wie man weiss, denn es erzeugt Mikroblutungen im Magenbereich. Dann bildet man sich und schluckt trendgemäss Paracetamol. Merkt aber irgendwann, dass das die arme Leber umso mehr ärgert. Es folgt Rückkehr zu Alka-Seltzer, das hat zwar auch Acetylsalicylsäure, hat aber basische Komponenten, und dann – dann geht es richtig zurück: Heilerde. HEILERDE! Man kann es nicht oft genug sagen. HEILERDE!!

Wer je den Genuss verspürte, das schlammfarbene Heilerde-Wasser-Gemisch nach einer langen durchsoffenen Nacht zu trinken, ist für alle Zeiten süchtig. Der Geschmack erinnert an eine brackige Pfütze, nach dem Schlucken knirscht es überall leise im Gebiss. Ein Genuss, den man erst mit der Zeit würdigen kann. Heilerde stoppt augenblicklich wie eine Pause-Taste jedwede Schmurgeley im Magen, man kann jeden Alkohol damit subito neutralisieren und anstatt des Morgens vom eigenen Sodbrennen aufzuwachen, schläft man tief und fest wie ein Säugling (Fäustchen!). Möge es die gute, gute Heilerde immer geben!


Kommentar #1 von irgendwem:

tja, mein Freund, und was richtet Dein Schlamm gegen meine schweren postalkolischen Depressionen, Minderwertigkeitsgefühle und Panikattacken aus? Ich bin nämlich etwas länger schon raus aus dem Alter, als man noch auf ein Zuviel auf Alkohol kotzen musste, Sodbrennen und Kopfschmerzen bekam

12.12.2005 | 19:36

Kommentar #2 von irgendwem:

schöner tipp ! meine austriakische freundin pflegt dies mittelchen regelmässich zu applizieren ( wie sie eben meinte : "Aber nicht wegen Alkohol!" )

12.12.2005 | 20:43

Kommentar #3 von Poldi:

Meine Mutter ist auch ein HEILERDE-Freak. Ich wurde gedurft zu haben es auch mal zu probieren, als es mir nicht so gut ging. Es hat allerdings den Weg zurück in die Kloschüssel recht zügig gefunden.
PS: Damit will ich nicht, dass sie schlecht schmeckt. (Oder doch?)

12.12.2005 | 23:34

Kommentar #4 von Melarmin:

Die Verpackungsgestaltung scheint sich (wie bei "Linde's (sic!) Kornkaffee") seit meiner Jugend nicht verändert zu haben. – Sollte gegen Hautunreinheiten helfen, das Zeug – eine Variante für die äusserliche Anwendung gab's auch, aber weder die eine noch die andere zeitigten allzu grosse Wirkung.
Aber gegen Kater? Das wäre noch auszuprobieren.

13.12.2005 | 00:01

Kommentar #5 von irgendwem:

Aber Kater ist ja nun mal in erster Linie eine psychische Sache, da können Sie lange ausprobieren

13.12.2005 | 03:46

Kommentar #6 von juesch:

Das ganze verträgt sich aber anscheindend nicht mit der Pille. Auf eine längere Kur mit Heilerde schob jedenfalls eine Freundin von mir ihre darauffolgende, für eine grosse Überraschung sorgende Schwangerschaft.
Also Obacht!

13.12.2005 | 17:51

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