Riesenmaschine

01.01.2006 | 07:13 | Fakten und Figuren | Zeichen und Wunder

Supremely indifferent


Matthias "Matze" Politycki (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Der Manifestschriftsteller Matthias Politycki hat anlässlich des Lübecker Literaturtreffens formerly known as Günter Grass kocht Kaffee erneut ein Manifest geschrieben. Diesmal heisst es "Dies ist kein Manifest" und handelt davon, dass sein letztes Manifest ("Was soll der Roman? – Manifest für einen Relevanten Realismus") auch schon kein Manifest gewesen sei. Das Feuilleton habe einen schweren Fehler begangen, es schlecht zu finden, wie man daraus ersehen könne, dass literarisches Bemühen seitdem verstärkt mit dem Begriff "Relevanter Realismus" schlechtgefunden würde. So ähnlich. Ferner wird überraschend eine Rückkehr zum "Brennpunkt des gesellschaftlichen Diskurses" gefordert, "Primär-, Sekundär- und Tertiärliteraten" werden gebeten, an einem "Ruck" mitzuwirken, abermals in alle Richtungen zu denken, mit anderen Worten, mehr Manifeste zu schreiben.

Ein Mann, der in seinem Leben nie ein ordentliches Manifest hinkriegte und auch keiner literarischen Gruppe angehörte, war der vermutlich Quartärliterat Vladimir Nabokov. Er musste einmal in der Zeitung über sich lesen, er würde auf einem Literaturfestival mit anderen Schriftstellern über die Zukunft des Romans diskutieren. Er antwortete in der London Times, dass er nicht im Leben daran denke, mit von ihm verachteten Schriftstellern wie "Sartre", "Russell" oder "Ehrenburg" auf einer Bühne zu sitzen. Und fügte die weisen Worte hinzu: "Needless to say that I am supremely indifferent to the 'problems of a writer and the future of the novel' that are to be discussed at the conference."


Kommentar #1 von irgendwem:

Bester Beitrag des Jahres, und auch wenn ich Nabokovs Bücher heutztage ein klein wenig ranzig halte, finde ich "Sartre", "Russell" und "Ehrenburg" sehr komisch, also nur angemietete Sartrerusselundehrenburgdarsteller

01.01.2006 | 07:58

Kommentar #2 von irgendwem:

Lustig, Politycki rechnet Nabokov zu seinen Lieblingsschriftstellern.

01.01.2006 | 12:19

Kommentar #3 von Daniel:

Wenn diese Reaktanz gegenüber der Selbstbeweihräucherung und -betrachtung nur auch mal in der Welt der Blogs Einzug halten würde. Die Riesenmaschine als Nabokov unter den Blogs, das ist ein bedenkenswerter Ansatzgedanke, nicht?

01.01.2006 | 20:32

Kommentar #4 von Freiherr der dritten Rekursionsstufe:

Jetzt leider nicht mehr.

03.01.2006 | 23:48

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