03.01.2006 | 12:56 | Vermutungen über die Welt

Ekeltest

Ekel sollte stets dosiert hervorgerufen werden (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)Gerade am Anfang eines neuen Jahrs kommt der ein oder andere Mensch ins Grübeln und fragt sich, was es alles auf der Welt gibt und warum. Wieso hat man vor der Geburt 300 Knochen, danach aber nur noch 206? Wüstenschnecke, grenzt das nicht an ein Oxymoron und weshalb macht sie ihre Existenz noch unglaubwürdiger, indem sie behauptet, drei bis vier Jahre lang zu schlafen? Aber auch: Wozu empfinden Menschen ein Gefühl wie Ekel? Ist es nur, um die Putzmittelindustrie mit genetischen Gründen der Daseinsrechtfertigung zu versorgen und der ertragbare Präsenz von Roland Koch im Fernsehen eine natürliche Obergrenze zu verpassen (0,6 Sekunden Sichtkontakt, abends/nüchtern/Bewegtbild/Farbe)? Britische Forscher haben die nur mässig überraschende These aufgeworfen, dass Ekel der Verhinderung von Krankheiten dient. Um diese These zu beweisen, haben sie einen Ekel-Test erstellt, der in seiner beinahe niedlichen Harmlosigkeit die beneidenswerte Rottendotcom-Unkenntnis der Wissenschaftler illustriert. Einen ähnlichen Test gibt es hier auch auf deutsch. Was immer für medizinische Erkenntnisse durch diese Befragung ans Licht kommen mögen – die Grenzen von Ekel als Präventionsmassnahme zeigt kaum etwas deutlicher als der grosse Erfolg von Vanilla Coke.

Sascha Lobo | Dauerhafter Link | Kommentare (4)

Kommentar #1 von irgendwem:

"Frage 33: Sie sind hungrig. Vor Ihnen steht ein Teller Ihrer Lieblingssuppe, die mit einer benutzten, aber gründlich gewaschenen Fliegenklatsche gerührt wurde"

03.01.2006 | 13:53

Kommentar #2 von Loser Blissett:

0.73 im deutschen Ekeltest. Die Auswertung lässt aber zu wünschen übrig, da könnte man irgendwie Bereiche abgrenzen. Verwesende Tierkadaver, wen interessiert das, Pegelausschlag nur, wenn Personen dabei sind, und ich meine keine toten, eingeäscherten oder so. Bei der Fliegenklatsche musste ich auch lange überlegen. Hungrig bedeutet offenbar, dass ich die Suppe gleich essen werde, dann natürlich die Frage, welcher Scherzkeks hat da mit der Klatsche umgerührt. Wenn grad kein Kochlöffel anwesend war, würde man doch wahrscheinlich mit dem Stiel der Klatsche rühren, ich zumindest, und würde ich den gründlich waschen vorher? Wozu? Also so mittel eklig. Interessant diese Bereiche, wo Ekel in etwas anderes übergeht (Armstumpf anfassen), wo die Faszination alles überblendet. Und dann auf der anderen Seite Scham und Mitleid mit dem zertretenen Regenwurm, wo Ekel halb in dem Gefühl noch erhalten ist. Falls Gewissensbisse überhaupt ein Gefühl ist. Beim englischen Test versteh ich die Auswertung nicht, weder die Zahlen oben noch unten noch der Balken stimmen mit meinen Kreuzchen überein, noch stimmen die Balken mit den Zahlen überein, auch so eine Sache, die mir Ekel bereitet: Unlogik. Also jedenfalls wieder in der personalisierten Form, unlogische Personen bereiten mir körperlichen Ekel, könnt ich mich nicht mit Fortpflanzen z.B., vielleicht bestätigt das die Krankheitsthese der Engländer, vielleicht aber auch nicht.

03.01.2006 | 17:59

Kommentar #3 von irgendwem:

Doch doch, Loser Blissett, das hat alles seine Logik, auch wenn es unlogisch erscheint. Gott würfelt nicht.

04.01.2006 | 00:53

Kommentar #4 von Sascha Lobo:

Im deutschsprachigen Ekeltest habe ich übrigens, um das mal als Vergleichstest zu etablieren, eine Ekelempfindlichkeit von 0.35 erreicht, bei ehrlicher Ausfüllung der Tabelle. Jedoch: Unlogik bereitet mir keinerlei Ekelgefühl, im Gegenteil, ich finde das witzig.

04.01.2006 | 04:15