Riesenmaschine

29.01.2006 | 16:09 | Fakten und Figuren

La Guerre des Psys


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Nachdem vergangenen Freitag mit seinem Geburtstag der entsetzliche Höhepunkt des Mozartjahrs erreicht worden ist, könnte man doch für jeden, vor allem für all jene, die noch bei klarem Verstand und gutem Gehör sind, erstens "Eine kleine Nachtmusik" ein für allemal verbieten und es zweitens das Restjahr mit WAM gut sein lassen. Und sich bei Bedarf an Götzenanbetung dem anderen Jubilar zuwenden, dem hundert Jahre jüngeren Sigmund Freud.

In Frankreich, neben Argentinien die letzte nationale Bastion des Freudianismus, ist die Analyse ein bis in die höchsten Kreise hinein verbreitetes Spielzeug, und erst kürzlich war zu erfahren, dass Präsident Mitterand einst zu spät zu seiner Sitzung kam, weil er zuvor noch Margaret Thatcher davon abbringen musste, eine Atombombe auf Argentinien zu werfen. Und weil dort jeder, vom verkrachten Künstler bis zum abgesprungenen Priester, Analytiker werden kann – es reicht das Abitur, die Lektüre von ein paar Freud-Werken und das Wissen, dass man jede lästige Frage mit der Gegenfrage "Warum fragen sie mich das gerade jetzt?" abschütteln kann – ist die Angriffsfläche bei dieser Branche naturgemäss, auch wegen der scharfen Konkurrenzverhältnisse, recht breit.

Momentan wird dort unter dem Motto "Besser leben, besser denken, sich besser fühlen ohne Freud" eine Grossattacke auf die orthodoxen Freudianer geritten, was nicht schwer ist, ist doch die klassische Analyse mittlerweile zu einer staubigen Kette von Riten, Zeremonien, Dogmen, zu einer Religion mit Begriffsattrappen erstarrt. Auf die Zweifel an der therapeutischen Wirksamkeit der Psychoanalyse hatte schon Jacques Lacan eine Antwort parat: "Wie ein gewisser Karl Popper sehr richtig festgestellt hat, ist die Psychoanalyse keine Theorie, die man widerlegen könnte. Sie ist eine Praxis – eine Praxis, die so lange dauert, wie sie eben dauert. Sie ist eine Praxis des Schwätzens (une pratique du bavardage)."

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link


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"Seven Psychopaths", Martin McDonagh (2012)

Plus: 8, 23, 26, 37, 44, 66, 76, 78, 97, 106
Minus: 14, 38, 138, 161
Gesamt: 6 Punkte


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