Riesenmaschine

31.01.2006 | 04:51 | Fakten und Figuren | Sachen kaufen

In the mood for mut


Eulen-Romanze (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Mut – diese tolldreiste Eigenschaft gefestigter Persönlichkeiten, diese Premiumsverhaltensweise mit Seltenheitswert, diese One-Step-Anleitung ins Heldentum – was ist Mut wirklich? Die sonst allwissende Firma Google gibt hier viele unbefriedigende Antworten: Mut sei eine Initiative für eine "Mensch und Umwelt schonende DB-Trasse", der Verein "Mensch – Umwelt – Tier e.V." oder sei ganz abwegig eine Abkürzung für Medizin und Technik.

Wikipedia, die ehrenamtliche Lehrerspielwiese für arbeitslose freizeitintensive Akademiker, bietet eine bessere Definition für Mut an: "ein wagendes Vertrauen in die eigene Kraft". Sachlich korrekt, trifft das aber noch nicht so ganz den Kern der Eigenschaft, die wie kaum eine andere durch Handeln und nicht durch Haben definiert wird. Um die leidige Definitionsfrage zu klären, schlagen wir fortan vor, Mut haben als "etwas Justinmullinsiges tun" festzulegen. Denn Herr Justin Mullins stellt unter dem Namen "Mathematical Photography" mathematische Formeln ins Netz, die er gerahmt als Kunstfotografien verkauft, zum Beispiel als Symbol für Schönheit (ausgedrückt durch die Eulersche Formel) oder das obenstehende Bild, das für "Romance" steht.

Als reichte das allein noch nicht, wird schon vor dem zweiten Hinsehen klar, dass noch keine der "Fotografien" existiert, sondern die Bilder samt Rahmen billigst am Rechner zusammengeschraubt wurden und vermutlich erst bei Bestellung irgendwie zurechtfotografiert werden. Wenn das keine amtliche Definition für "Mut" ist.


Kommentar #1 von Wilfried:

Ich weiss nicht, ob der obenstehende Artikel so etwas wie implizite Kritik enthält, wahrscheinlich nicht, heutzutage ist ja meta schon wieder wahr, aber ich halte diese Grafiken sowie die abgebildeten Formeln für voll cool. Instinktsicher ausgewählt, sauber in TeX gesetzt, nur die richtig draufgängerischen Kommentare darunter sind viel zu wenig geistreich. Ich meine natürlich nicht die Kommentare hier darunter, sondern die dort, aber das ist sicherlich jedem klar.

31.01.2006 | 05:10

Kommentar #2 von irgendwem:

"Wikipedia, die ehrenamtliche Lehrerspielwiese für arbeitslose freizeitintensive Akademiker". Vorsicht, Herr Lobo, ich bin zwar Akademiker, aber weder arbeitslos noch "freizeitintensiv" – und habe trotzdem schon in/fuer Wikipedia geschrieben. Solche Art Arroganz schreit nach Vermutungen der Art "Riesenmaschine, die unentgeltliche Freizeitbeschaeftigung fuer Schreiber, die anderswo nicht mehr schreiben duerfen". Wie war das doch gleich mit dem Glashaus?

31.01.2006 | 10:06

Kommentar #3 von irgendwem II:

"..Schreiber, die anderswo nicht mehr schreiben dürfen"? Die anderswo nicht schreiben MÜSSEN wohl eher. Sind "Schreiber" letztlich nicht die ärmsten Säue, egal in welcher Branche? Diese Tätigkeit zu glorifizieren kann auch nur solchen Brüdern einfallen, die Tagebücher, Kommentare und Leserbriefe schreiben oder bei Wikipedia ein bisschen an der grossen Steppdecke mitnähen

31.01.2006 | 10:45

Kommentar #4 von jetzt:

Prima gamacht. Wieder mal hier. Das Problem, ist erneut: Boingboing hatte die Story und sie haben das beste daraus gemacht: Benford´s Law, wie es schon zu meiner grössten Faszination vor drei Jahren in der FAZ stand.

01.02.2006 | 02:03

Kommentar #5 von Der Aktenkoffer:

Es bleibt festzustellen, dass die Individualismusfalle der Internetreferatgeneration als Lehrerzeitfriedhof darzustellen wohl eher etwas mit Realismus als mit Arroganz zu tun hat.

03.02.2006 | 00:06

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