Riesenmaschine

15.02.2006 | 12:51 | Supertiere

gewürgte Garderobenhaken


Nagetier bei der Arbeit – Ersetzt bis zu drei Designklassen (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Früher einmal war das Leben eines Designers ein einfaches. Er musste im wesentlichen Faktoren wie Ergonomie, Funktionalität und Angemessenheit berücksichtigen und diese dann material- und produktionsgerecht in eine gefällige Form umsetzen. Es waren gute Zeiten für Designer, doch sie sind längst vorbei. Fast jedes Produkt gibt es mittlerweile funktional und in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Natürlich könnte man diese bewährten Dinge noch etwas verfeinern oder man könnte sich auch ganz neuen Herausforderungen stellen wie etwa dem Design von Orangensaftpackungen, die auch über 60jährige noch selber öffnen können. Man könnte auch versuchen, organische Naturformen sinnfällig in Produkte zu übertragen, wie es zum Beispiel Alvar Aalto immer wieder tat, etwa bei seiner Vasenserie 'Savoy', der Gerüchten zufolge eine Zeichnung 'Lederhose einer Eskimofrau' und in Wahrheit die Form finnischer Seen zugrunde lag. Aber natürlich ist das alles sehr langweilig.

Viel lieber sitzen zum Beispiel diese müden Designerinnen doch in ihrem Atelier und spielen ein bisschen mit Mäusen und Schlangen. Natürlich wird das auch irgendwann langweilig, aber wenn sie dann merken, dass man den Tieren nur das richtige Spielzeug hinwerfen muss, damit sie die Arbeit für einen machen, ist es bis zu Ruhm, Ehre und Auszeichnungen nicht mehr weit. Sie müssen jetzt nur noch den tierischen Produkten (von einer Schlange gewürgte Tonstangen, von Hasen gebuddelte Gänge) willkürlich irgend einen Zweck zuordnen, zum Beispiel 'Garderobe', 'Lampe' oder 'Vase' und fertig. Das Resultat ist zwar weder schön noch praktisch, aber ergibt volkswirtschaftlich natürlich Sinn, teuere Designschulklassen können jetzt massiv verkleinert und in den Räumlichkeiten des städtischen Zoos untergebracht werden. Und es zeigt sich hier auch, wie richtig die Riesenmaschine liegt, wenn sie immer wieder das Aussterben der richtig grossen Tiere bemängelt, hätten doch diese auch noch ganze Architekturfakultäten überflüssig gemacht.


*  IN DER RIESENMASCHINE


*  ORIENTIERUNG



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*  SO GEHT'S:

- selbstreinigende Ohren

- Overground (rockt voll)

- Quallensalat statt Pausenbrot

- Blaue Zitrone

*  SO NICHT:

- Radio am Klorollenhalter

- geimpftes Armweh

- dürre Roggenhalme

- Grüne Tomate


*  AUTOMATISCHE KULTURKRITIK

"The Revenant", Alejandro G. Iñárritu (2015)

Plus: 14, 32, 74, 89, 118, 124, 130 doppelt, 149, 153, 156
Minus: 1, 13, 19, 43, 93, 99, 102, 138, 140, 202
Gesamt: 1 Punkt


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