Riesenmaschine

31.03.2006 | 05:21 | Alles wird schlechter | Papierrascheln | Vermutungen über die Welt

Mittendrin statt nur dabei


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
In diesen Tagen des weltweiten Irrsinns ist es gar nicht mehr so einfach, sich ein Weltbild zuzulegen, das so falsch ist, dass man deswegen von allen vernunftbegabten Wesen verlacht wird. Das sollte man bedenken, bevor man sich über Robert Sungenis lustig macht, der gerade sein neues 1000-Seiten-Werk "Galilei Was Wrong" fertiggestellt hat, in dem er endlich und unzweifelhaft nachweist, dass sich die Sonne um die Erde dreht. Tausend Dollar hat Sungenis lange Zeit für einen Gegenbeweis geboten, auf seiner wirren, aber auch falschen, antisemitischen und häretischen Website. Keiner wollte das Geld, bzw. niemand konnte ihn überzeugen. Das Focaultsche Pendel, so sagt er zum Beispiel, ist gar kein Beweis für die Drehung der Erde, sondern nur dafür, dass wir einiges nicht verstehen, denn die Erde dreht sich ja gar nicht, so stünde es in der Schrift.

Die Schrift hingegen sagt auch, dass die Erde flach sei, jedenfalls manchmal, abundzu ist sie auch rund, und die mangelnde Eignung von Bibelzitaten als Argumente in der Sonne-Mond-Angelegenheit brachte schon Augustinus vor 2000 und den Vatikan vor mehreren 100 Jahren zur Empfehlung, von wörtlichen Interpretationen der Bibel Abstand zu nehmen. Dabei bräuchte man gar keinen Papst, um das geozentrische Weltbild zu widerlegen, denn noch nie hatte jemand recht, der vollidiotische Webseiten in zehn verschiedenen Schriftfarben ins Netz stellt.


Kommentar #1 von Spork:

Gott ist schon ein cooler Hund. Erst alles wissentlich falsch aufschreiben (lassen) und sich dann amüsieren, wie sich seine Schäfchen verbiegen, um Realität und Schrift mehr schlecht als recht in Übereinstimmung zu bringen. Der Herr hat Humor, die religiöse Rechte offenbar nicht. Vom Geschmack beim Webdesign reden wir lieber gar nicht erst.

31.03.2006 | 11:53

Kommentar #2 von Origenes:

Zu Kommentar #1: Wer in der Schrift nur alles als falsch sieht, der sieht irgendwie alles falsch. Zumindest ist er offenbar ausser Stande, die durch die Juden und ihre Heilige Schrift weltgeschichtlich verankerte Kunst zu fassen, sprachliche Bilder zu interpretieren in ihre richtigen Zusammenhänge zu stellen. Die Erkenntnis, dass man biblische Bilder zuweilen tunlichst nicht zu wörtlich nehmen darf, ist kein nachträgliches Zugeständnis an die Naturwissenschaften, sondern so alt wie die Bibel und das orientalische Gemüt selbst.

31.03.2006 | 19:29

Kommentar #3 von Spork:

Hey Origenes, Israeliten bitte! Wir wollen doch die Bibel nicht zum Geschichtsbuch oder Kunstkatalog degradieren, oder? Das ist höchst häretisch. Was für ein lächerliches Rückzugsgefecht ist das denn: "biblische Bilder tunlichst nicht zu wörtlich nehmen"? Ich möchte hier Gott nicht vorgreifen, aber dafür müsstest Du 40 Jahre Johannes Mario Simmel lesen. Und es wird nicht helfen, eine rote Kuh zu schlachten und ... na, Du weisst schon.
Ach ja, die Naturwissenschaften... brauchen keine Zugeständnisse.
PS: An dieser Stelle empfehle ich das Buch "Prediger" (Kohelet).

31.03.2006 | 22:47

Kommentar #4 von Origenes:

Gemütlich wär's, wenn das denn nur ein Rückzugsgefecht wäre... Leider ist die Nummer mit der ontologischen Analogielehre und ihrer Applikation in der Gotteslehre und der Interpretation der Bibel ein sehr alter Schuh. Da empfehle ich mich, äh, Origenes. Kommentare wie Deine sind trefflich und eignen sich gut für Einsteigerfragen in jeder vernünftigen Dogmatikvorlesung. So in der zweiten oder dritten Stunde, bevor man zur Lektüre von mir, ehm, Origenes, schreitet. Du kannst aber auch gerne weiter Deinen Simmel simmeln, es bleibt jedem unbenommen, in einer gewissen Zeit und ihrer Perspektive zu verharren.

31.03.2006 | 23:04

Kommentar #5 von Formschöne Diddlmaus:

"Vernünftige Dogmatikvorlesung", man lernt doch nie aus.

31.03.2006 | 23:47

Kommentar #6 von Blauäugiger Bokononist:

"See the cat, see the cradle?"

31.03.2006 | 23:54

Kommentar #7 von Origenes:

Richtig, die Vernunft hat ja bekanntlich jeder für sich gepachtet.

31.03.2006 | 23:54

Kommentar #8 von Tolerante Inquisition:

Man ruft mich? Ich fache schon mal den erfrischenden Scheiterhaufen an!

31.03.2006 | 23:57

Kommentar #9 von Origenes:

Huii, da kommt aber jetzt die volle Zynismus- und Humorladung auf uns zu. Ausgefuchst. Was soll man da noch gegenhalten, das ist ja quasi hoffnunslos.

01.04.2006 | 00:11

*  IN DER RIESENMASCHINE


*  ORIENTIERUNG



Werbung
Werbung Ratgeber

*  SO GEHT'S:

- Fake-Cargokult

- knuffen und puffen

- Tubenkäse (bewiesen)

- Wasserläufe

*  SO NICHT:

- Fibonacci-Folge

- "Nutzwert" sagen

- im Rumfahr-Modus sind nur fünf Hotspots sichtbar

- Käseleberkäse (fragwürdig)


*  AUTOMATISCHE KULTURKRITIK

"Friends with money", Nicole Holofcener (2006)

Plus: 9
Minus: 21, 42, 80
Gesamt: -2 Punkte


*  KATEGORIEN


*  ARCHIV