Riesenmaschine

22.05.2006 | 19:35 | Supertiere | Vermutungen über die Welt

Meister der Gräser


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Gleichwarme Tiere werden grösser, wenn ihre Umgebung kälter wird, weil sich durch Grösserwerden das Verhältnis von Körperoberfläche zu Volumen verkleinert, was das Warmhalten des Organismus erleichtert. Diese sogenannte Bergmann-Regel erklärt unter anderem, warum Eisbären grösser sind als alle anderen Bären, und möglicherweise auch, warum Säugetiere im allgemeinen immer grösser zu werden scheinen. Wobei es seltsam ist, dass Schildkröten und Weichtiere, also wechselwarme oder gar nicht warme Tiere offenbar denselben Trend mitmachen – irgendwie gibt es da wohl noch einen bisher unbekannten, tieferen Vergrösserungsdrang. Aus Kanada, wo es kälter ist als in vielen anderen Ländern, erreichen uns jetzt verstärkt Hinweise, wonach diese temperaturregulierte Selbstaufblähung möglicherweise sogar in unbelebter Materie vorkommt: Zum Beispiel hat der durchschnittliche kanadische Kleinwagen das Format eines deutschen Mehrfamilienhauses. Auch einfache Kinderkaugummikugeln sind in der Nähe der kalten Hudson-Bay mittlerweile auf die Grösse eines Schimpansengehirns angewachsen.

So weit, so gut. Einzig die Nagetiere machen wieder, was sie wollen, und entwickeln tief im angenehm temperierten Südamerika das gigantische Riesenmeerschwein Capybara, das in etwa den Durchmesser eines Hausschweins hat, ihm aber ansonsten überhaupt gar nicht ähnelt. Entweder kennen Nagetiere die Bergmann-Regel nicht, oder sie haben sie erfunden.


Kommentar #1 von Spork:

Die Bergmann-Regel hat ja nun wirklich nur bei Bären hin. Die grössten Landtiere der Erde leben wo?

22.05.2006 | 21:37

Kommentar #2 von Vlado:

In Europa? Gemeint sind wohl die gigantischen Pilzgeflechte in Frankreich, nicht wahr, Spork?

22.05.2006 | 22:22

Kommentar #3 von nicht einfach irgendwem:

Aber Vlado, jeder weiss doch, dass Pilze – ebenso wie die Schildkröten, gar keine Tiere sondern natürlich Pflanzen sind. Viel wichtiger ist allerdings, dass das Oberflächen-Volumen-Verhältnis eines fädigen Myzels ja nun nicht gerade auf Kälteanpassung im Bergmannschen Sinne hindeutet. So warm ist es in Frankreich ja nun auch nicht...

22.05.2006 | 22:32

Kommentar #4 von Michael:

Pilze sind natürlich weder Tiere noch Pflanzen, sondern eben Pilze. Siehe auch hier.

23.05.2006 | 00:46

Kommentar #5 von Aleks:

Wo genau lebten die grössten elefantenartigen Tiere nochmal? Wie kalt war es da? War die Heizung damals schon erfunden? Bitte, das kann man sich fürs Leben merken, nie Elefanten mit ganz anderen Tieren vergleichen.

23.05.2006 | 01:15

Kommentar #6 von irgendwem:

Lieber Aleks,
tief durchatmen... Lass die Mammuts aus dem Spiel. Die Bergmann-Regel ist zwar für dem linearen Geist einfach zu durchschauen, die Gründe, warum gleichwarme Tiere einer Gattung nach Norden hin grösser werden, hat jedoch einige andere gewichtigere (sic!) Gründe. Übrigens ist der Bär das allerschlechteste Beispiel für Bergmann, da Bären an sich sehr gross sind und hier das Oberflächen/Volumen-Verhältnis gar nicht mehr so die Rolle spielt. Pinguine gehen gut. Füchse nicht. Robben nicht. Wale sehr schlecht.

23.05.2006 | 08:51

Kommentar #7 von Ruben:

In diesem Laden scheint eine ganz erkleckliche Menge an Besserwisserei beheimatet zu sein. Wie gut, dass ich so dumm bin, da kann ich den Scholzartikel völlig stressfrei geniessen – ich wüsste allerdings noch gerne, was er da oben für bunte Teile in seiner Hand hält.

23.05.2006 | 09:22

Kommentar #8 von irgendwem:

Kaugummikugeln, steht doch oben. Vielleicht sollte man den Text lesen, wenn man Fragen zu den Bildern hat

23.05.2006 | 09:47

Kommentar #9 von Hansen:

Wo geklugscheisst wird, will ich nicht fern sein: Der weltgrösste Nager heisst in Brasilien Capivara. Klassischer Fall von iberischer v/b-Verwechslung. Die Guaraní wurden anscheinend nicht richtig verstanden.
Apropos Einheimische nicht richtig verstehen: Angeblich bedeutet "Yucatan" ja "Ich verstehe dich nicht", was die Zentralamerikaner auf die Fragen spanischer Conquistadoren antworteten, als diese fragten "Donde estamos?"
Offen bleibt, ob sich heutige zentralamerikanische Ureinwohner nicht permanent unwohl fühlen, wenn sie hören, sie lebten in "Ich verstehe dich nicht".

23.05.2006 | 11:31

Kommentar #10 von Rubenstein:

Texte lesen? Herrjä, das Grundprinzip des vollautomatischen Possenreissens ist, dass man nie etwas richtig machen darf. Das ist das Bananenschalenprinzip, oder beim Militär auch einfach das Tretminenprinzip genannt. Wenn Sie das dann wie ich noch dazu im Wachkoma beherrschen, dann gelingt Ihnen auch der Durchbruch an der Goten-Linie. Oder der Rausschmiss bei Wikipedia, oder dass diese Hand da oben in nur wenigen Litern Entfernung in Richtung Ihres Kürbisschädels beschleunigt. Alles reinste Nächstenliebe, damit die Syphilitiker auch morgen noch kräftig schenkelklopfen. Bis zur nächsten anödenden Witzdekrementierung vertröste ich Sie mit folgender klassischen Themaverfehlung:

23.05.2006 | 13:22

Kommentar #11 von Einsicht geleitet:

Nagut, jetzt wird's wirklich scheitze. Ich hör jetzt besser wieder auf und geh nach Hause.

23.05.2006 | 14:32

Kommentar #12 von Aleks:

Lieber #6,
mich interessieren Details, das sind diese kleinen grauen Dinger: Was genau ist jetzt falsch bzw. unzutreffend an der Bergmannregel? Bitte viele Fachbegriffe verwenden.

23.05.2006 | 15:32

Kommentar #13 von nicht #6, sondern #3:

Also diese Bergmann-Regel ist ja schon ne feine Sache, um dem Verstand nicht vorhandene Kausalitäten vorzugaukeln. Die Grösse eines Tieres ist die seiner Eltern, oder es kam zu einer Mutation des Erbguts, und es ist etwas grösser oder kleiner. Daran geht kein Weg vorbei. Eine Merkmalsveränderung entlang der Evolution ist immer zufällig! Nun kann es in einer Population verschieden grosser Tiere in einem besonders kalten Winter dazu kommen, das jene mit einem ungünstigen Oberflächen-Volumen-Verhältnis entweder sterben oder im nächsten Frühjahr so abgemagert sind, dass ihre Fitness geringer als die der dicken/grossen Artverwandten ist, die dann mehr fertile Nachkommen zeugen. Es gibt allerdings noch andere Faktoren ausser der Temperatur, die grossen Tieren Selektionsvorteile bieten können, und ich schätze, einige davon werden diese grossen grauen Dinger aus Afrika für sich in Anspruch nehmen. Bei Walen scheidet Bergmann sowieso aus, da es im Meer aufgrund der Dichteanomalie quasi immer gleich warm ist. Was auch immer aus ihrer Grösse für Konsequenzen resultieren, ist und bleibt es letztlich dennoch ein Zufall, dass sie so gross sind.
Zufrieden, Aleks, oder zuwenig Fachjargon?

23.05.2006 | 20:17

Kommentar #14 von Aleks:

Ja, zu wenig. Ich meine, soviel Halbwissen haette ich auch noch zusammengekriegt. Natuerlich hat die Bergmann-Regel nicht den Charakter des Gravitationsgesetzes, sondern erlaubt Ausnahmen und Umwege, was zur Folge hat, dass die Kausalitaeten nicht besonders klar und eindeutig sind. Trotzdem beschreibt sie einfach eine Tendenz, die, ich finde nirgendwo ein Gegenargument, immerhin in vielen Faellen stimmt, obwohl sie natuerlich in anderen Faellen von sonstigen Selektionsfaktoren gewissermassen ueberschrieben wird. Wenn jemand meint, dass dies vollkommen falsch ist, dann werfe er bitte einen Stein.

24.05.2006 | 01:18

Kommentar #15 von Nummer 6:

Jetzt schlägt es dreizehn, Nummer 3. Die gleichwarmen Meerestiere auszunehmen, ist nicht gerechtfertigt, da es im Wasser sehr wohlTemperaturunterschiede zwischen der Polarzone (Wal z.B Beluga, relativ klein) und gemässigten Breiten (Blauwal liebt es wärmer, gross) gibt, die um so mehr ins Gewicht fallen, da die Wärmeleitfähigkeit von Wasser bedeutend grösser ist als die von Luft. Nebenbei gibt es beim Blauwal einen Geschlechtsdimorphismus, Weibchen sind grösser. Mögen sie es kälter? Damit sind wir gleich bei dem Punkt, dass es von Gattung zu Gattung immer viele Gründe gibt, warum sich eine Art in der Grösse verändert. Die Crux der Bergmannregel ist, dass es zu wenige Beispiele gibt, die sie klar bestätigen (Wie viele gleichwarme Polartiere gibt es?) und viele, die nicht mit ihr übereinstimmen. Tiere sind noch aus anderen Gründen gross. Beispiel: Gibt es in einer Region ein saisonal bedingtes Nahrungsangebot, ist es angesagt, in guten Zeiten zu fressen, was das Zeug hält. Je grösser ein Tier ist, desto mehr Speck kann es ansetzen. Ist das Nahrungsangebot eher gleichmässig, fällt dieses Gebot flach. Die Bergmannregel ist eine der Regeln in der Zoologie, die irgendwann mal einer rausgehauen hat, allen anderen hat sie gefallen (Thermodynamik wow). Deswegen findet man auch wenig fundiertes Material über sie, sie haut einfach zu oft nicht hin.

24.05.2006 | 07:34

Kommentar #16 von irgendwas:

Hm, Beluga klein, Grönlandwal gross, kaltes Wasser. Blauwal gross, Delphine klein, warmes Wasser. Wieso ist es jetzt falsch, gleichwarme Meerestiere von der Bergmannregel auszunehmen?

24.05.2006 | 09:41

Kommentar #17 von neue # im kanon der besserwisser:

recht hat nummer 6 weitgehend wenn es um den zwischenartlichen vergleich innerhalb einer gattung geht, um die o.g. beispiele auszuführen:
polarfuchs (kein echter fuchs)- klein
rotfuchs- mittel aber schwankt ganz schön, im norden grösser
steppenfuchs- gross
bengalfuchs- mittel
fennek (wüstenfuchs)- am kleinsten,
gut klappen tut die Regel in der Regel innerhalb der Art: Beispiele hierfür Tiger, Leopard, Rotfuchs, Wildschwein, Rothirsch... alles Tiere die einem beim Wort Tiere so einfallen (was den Erfolg von Bergmann erklärt), Vorraussetzung: die Art ist weit genug über die Breitengrade verbreitet. Mit Fachbegriffen harperts 'n bissl, bin aber kein Biologe...

24.05.2006 | 13:16

Kommentar #18 von W. Schäuble:

Welche Temperaturen herrschen eigentlich in Oggersheim?

24.05.2006 | 17:43

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