Riesenmaschine

15.06.2006 | 00:11 | Papierrascheln

Alle heissen Thomas


Thomas (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

Thomas (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Autoren wie Thomas Kapielski und Thomas Gsella sind momentan deshalb so fleissig, präsent und beliebt, weil sie beide gleich aussehen, gutmütige Dackelgesichter mit verkniffenen Lippen, also exakt so wie diejenigen, die ihr Zeug lesen und lieben ("Generation Thomas"). Bereits 1982 hat der grosse Kid P in Sounds in seinem grandiosen Berlinportrait ("Zur Erklärung: Berliner sind dicke Pfannkuchen, aus denen rote Marmelade quillt, wenn du raufdrückst") erkannt, dass "Kapielski ein uninteressanter, wehleidiger Allroundschwätzer ist, der nicht gerne über Geld redet", und der mit seinem biederen Surrogat aus Kippenberger und Arno Schmidt nur in so einem muffigen Klima wie Berlin gedeihen konnte. In der Zwischenzeit ist es nur noch schlimmer geworden mit dem Mann, wie man kürzlich in seinem Blog bei Zweitausendeins feststellen musste: "Ja, Mensch, und wisst Ihr denn eigentlich auch, dass der hiesige, deusige Blogwerther nun sogar auch in Zürich schon den Oberkunstgoethe schiebt?! Da schwebe ich nämlich morgen wieder ein und inspiziere die roten Punkte (Verkaufi!) an meinen Schinken, die derzeit in der Galerie Marlene Frei in der Zwinglistrasse 36 hängen und von Mittwoch bis Samstag ab 12 Uhr bestaunt werden können!"

Thomas Gsella, gleichalt wie Kapielski, also jenseits der 50, ist Chefredakteur der Schmunzelzeitung Titanic, die er seit seiner Inthronisation mit Büttenreden und Knittelversen zumöbelt, denn das ist sein Metier. Sozialisiert worden ist er in der Beamtenhochburg und Schlafstadt Essen, und bevor er hauptberuflicher Reimer wurde, war er Lehrer an der dortigen Volkhochschule. Jetzt hat er sogar eine regelmässige "Reimkolumne" im Magazin der SZ, und zwar über Sternzeichen. Gereimte Horoskope, Blogwerther und Oberkunstgoethe, Babysprache, Zwiebelfisch und Matussek, gebt diesen Leuten doch endlich den Heinrich-Heine-Preis.
Ironie der Geschichte: Der gnadenlose Kid P ist heute genau das, was er damals Kapielski vorwarf, ein Buchhalter nämlich; er betreut das Archiv der mausetoten Doofipostille Tempo. Alle zehn Jahre schreibt er wieder mal etwas, aber es klingt wie die Parodie seiner selbst. Vermutlich sieht er jetzt auch aus wie die beiden Thomasmänner auf den Fotos.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (7)


Kommentar #1 von Christof Hintze:

Unglaublich. Mein vater heisst? Richtig: Thomas. Mein einziger Künstler unter meinen Freunden heisst? Richtig: Thomas. Mein bester Freund heisst? Richtig: Thomas. Der Kinderarzt der sich um meine beiden kleinen kümmert heisst: Thomas. Ist das Zufall? Kann das sein. Wenn ich in meinem Adressbuch im Computer nach Namen sortiere, genauer nach Vornamen, steht da sage und schreibe 34 Thomas. Davon ist einer doppelt, denn muss man abziehen.
Darüber muss ich echt mal nach denken. So und nun lese ich erstmal was sie geschrieben haben. Das hätte ich fast vergessen.

15.06.2006 | 09:45

Kommentar #2 von Christof Hintze:

Entschuldigung, das interessiert ja kein Schwein was ich hier schreibe. Völlig daneben.

15.06.2006 | 09:48

Kommentar #3 von Thomas:

huhu! gsella ist natürlich nie und nimmer fünfzig: http://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Gsella
vor dem quatschschreiben einfach mal ein bisschen recherchieren!

15.06.2006 | 12:22

Kommentar #4 von TR:

Huhu, vor dem Lesen vielleicht mal überlegen, ob der Text ironietriefend sein könnte, wenn ihm schon so eine Deppenpauschalisierung in der Überschrift vorsitzt

15.06.2006 | 12:26

Kommentar #5 von Thomas Thomasson:

Sehr gut versteckte Ironie, das muss man allerdings sagen.

15.06.2006 | 12:29

Kommentar #6 von #6:

In der Tat, Rubinowitz, Ihre Texte stellen oft eine, wie wir Quantenmechaniker sagen, Verschränkung zwischen Ironie und getreuer Abbildung dar. Hinzu kommt, dass viele Leser den Text so ironiefrei wahr nehmen, da sie über die beiden beschriebenen Uhus genau so denken, wie von ihnen Schwarz auf Weiss dargelegt. Das hat schleisslich auch seinen guten Grund. Und jetzt sagen Sie nur noch, in Ihrem Namen verberge sich das Wort "Witz", und ich bin baff.

15.06.2006 | 13:23

Kommentar #7 von und zu Leuchtenstolz:

Hauptsache 'Surrogat' steht drin, das ist ja wohl mal immernoch das A und O eines guten Textes, egal ob ironisch oder nicht.

15.06.2006 | 14:14

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