Riesenmaschine

29.06.2006 | 02:30 | Anderswo

Das Lauffeuer der Skalen


Quo vadis, Schrumpfturm? (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Kann man die Welt imitieren? Das Klagenfurter Minimundus, eine Ansammlung von Weltwundern (Oper Sydney, Dampflok, Suleiman Moschee), verkleinert im Massstab 1:25, versucht es zumindest und erzeugt ein seltsames Skalenschrauben im Kopf, wenn der 500 Meter hohe CN Tower auf Baumhöhe durch den Park schimmert. Ähnliche Institutionen befassen sich mit der Weltverkleinerung in beschränktem Masse vor allem zum Zwecke der Laufwegeverkürzung. Obwohl ein brauchbarer Ansatz, solange die Verkehrsmittel nicht schneller werden, einfach die Welt zu verkleinern, muss die fragmentarische Ausgestaltung des Unterfangens gerügt werden. Selbstähnlichkeit in Kombination mit grossräumigem Copy&Paste ist, so wissen wir heute, ein Grundprinzip der unbelebten Welt: Planeten werden von Monden umkreist, Sterne von Planeten, Schwarze Löcher von Sternen, grosse Galaxien von kleinen, es scheint so zu sein, als hätte das Universum seit Milliarden von Jahren nichts anders getan, als mit einer einzigen Blaupause herumzuspielen. Nicht weniger faul die belebte Natur, oft tut sie Millionen Jahre nichts anderes, als gesamte Gruppen von Organismen zu kopieren und umzuskalieren. Mal werden die Tiere grösser, mal kleiner, und keiner weiss so genau warum. Ab und zu rutscht aus Versehen eine Mutation dazwischen, und das verkauft man dann seit Ewigkeiten hochtrabend als Evolution. Innovation nämlich braucht gar keine Kreativität, das wird oft verwechselt, sondern nur einen billigen Taschenrechner und ein gutes Modell. Während der Mensch noch hilflos und verkrampft versucht, jeden Tag etwas Brandneues zu erfinden, liegt der Rest der Welt in der Sonne, sieht gähnend und voller Unverständnis zu, und skaliert währenddessen ein wenig herum. Immerhin haben die österreichischen Landstrassenerbauer dies schon erkannt: Ihre Werke sind extrem stark verkleinerten, wie zufällig veränderten Superstrings sehr ähnlich: Verschlungen, gefährlich und irreführend.


Kommentar #1 von irgendwem:

Das ist vielleicht zu einfach gedacht. Das Geheimnis liegt m.E. in der partiellen Skalierung. Insbesondere ist beim Hirn meist ein über- oder unterproportionales Wachstum im Vergleich zum Rest des Ganzen zu beobachten – was natürlich nichts über dessen Leistungsvermögen aussagt.

29.06.2006 | 13:39

Kommentar #2 von Holger Knuth:

Ich sehe nicht, was an einem Superstring, soweit er existiert, gefaehrlich oder irrefuehrend ist. Verschlungen mag er wohl sein. Aber selbst da mag man wohl eher an die verschlungene 6 dimensionale Mannigfaltigkeit denken, die die restlichen Dimensionen der Stringtheorie ausmachen. Vielleicht wollte Herr Dr. Scholz aber auch nur gerne das Wort "Supersting" unterbringen, so wie heutzutage auch immer gerne das Wort "Quantensprung" in aeusserst unpassenden Zusammenhaengen angewendet wird.

02.07.2006 | 15:00

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