Riesenmaschine

07.07.2006 | 02:31 | Alles wird besser | Alles wird schlechter

Assoziationskettenmassaker: Digital ist auch keine Lösung


"Aus hygienischen Gründen sollte jede Schule und jeder Trainingsbetrieb, wo sich mehrere Personen mit den Pfeifen abwechseln, mit diesem Artikel ausgestattet sein." (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Als Riesenmaschinist ist man naturgemäss auf der Seite der kommenden Dinge. Manchmal aber auch nicht. Denn ein Ding ist ungenügend, wenn "neu" seine einzige Eigenschaft ist – wie ja schon Goethe sagt. Es muss darüber hinaus auch entweder einen deutlich ablesbaren Evolutionsvorteil bieten oder mindestens geil aussehen. Sonst ist es nicht neu, sondern nur anders und auf Seite der anderen Dinge zu sein, kann zwar anregend sein, ist aber hier nicht Thema. Vielmehr ist das Thema eine Kritik der modernen Fussballwechseltafel. Warum, so fragt man sich, ist dieses schöne Utensil, das Spielerrückennummern und Nachspielzeiten anzeigt, mittlerweile eine digitale Angelegenheit? Kann man nun die Daten nach dem Spiel auslesen? Wie erschreckend sinnlos die digitale Variante des Geräts ist, lässt sich auch daran ablesen, dass man es nirgends kaufen kann und bei google nicht einmal ein Bild davon findet.
Stattdessen stösst man auf allerhand anderes "Disziplinar-Zubehör", zum Beispiel die Handpfeife. Die Handpfeife ist bei Pfeifensharing hygienischer als die olle Pustepfeife. Das ist natürlich eine 1a-Produkteigenschaft, die man nur dadurch steigern könnte, dass man auch die Handpfeife digitalisiert. Sie wäre dann noch hygienischer und vielleicht könnte man Pharell Williams oder Herbert Fandel zum Komponieren eines neuen Sounds gewinnen.

In der wunderbaren Fernsehserie "The Bad News Bears", die in Deutschland unter dem Problembärentitel "Die Bären sind los" lief, war die Welt noch in Ordnung und handpfeifenfrei. Dort wurde der Seiber noch durch Trillerpfeifen getrieben und der Spielstand wurde mit manuell zu bedienenden Tafeln angezeigt, die gleichwohl ihren Sinn und Zweck erfüllten. Unvergessener Mittelpunkt der Serie war natürlich neben Coach Buttermaker die wunderbare Catherine Hicks als Dr. Emily Rappant, die Jahrzehnte später in der Verfilmung eines der schöneren Fussballbücher, nämlich "Fever Pitch", mitspielte. Und dass weder Film noch Buch eine digitale Wechseltafel ins Bild rücken oder Feld führen, mag als letztgültiger Beweis dafür dienen, dass sie schockierend überflüssig ist.


Kommentar #1 von plastefuchs:

sicher, dass das "Fussballwechseltafel" heisst?
die Suche nach "Nummernanzeige" liefert -seltsamerweise gleich ganz oben als Anzeige- einige Sachen, die in die richtige Richtung gehen und in Verbindung mit "Fussball" sogar eine "Elektronische Auswechseltafel 'DELTA FF'" für lumpige 1346.- im Sport-Shop.
Leider nur mit 2 Stellen.
Das schöne an den FIFA©®™ -Anzeigen ist aber, dass sie die Nummern auch nur als 7-Segment-Anzeige darstellen, obwohl sie ja eigentlich ein komplettes Punktraster über die ganze Tafel besitzen. (Oder nicht?)
Jedenfalls muss ich deine Bemerkung mit dem Datenauslesen noch schnell in meinen heutigen Vortrag fürs Rhetorik-Seminar (11:20) "Die Wunderwelt der lichtemittierenden Dinge – Entwicklungen der modernen Beleuchtungstechnik" einbauen. Ein Photo nehm ich aber auch nich rein. Die Lizenzgebühren dafür wären sicher astronomisch.

07.07.2006 | 09:01

Kommentar #2 von Kid Nichols:

Baseball ist doch auch gut. Ansonsten schaut man sich eben den Film von 1997 an, da ist Fussball noch Fussball und Romanautor gleich Drehbuchschreiber.

07.07.2006 | 09:48

Kommentar #3 von CFB:

Auf eine DVD Veröffentlichung von "Die Bären sind los" warte ich schon seit Jahren. Auch Fernsehwiederholungen gibt es leider praktisch nie, dafür kommen alle Nase lang die Kinofilme mit Walter Matthau auf irgedwelchen C-Klasse Sendern. Diese Filme sind ausdrücklich nicht empfehlenswert, da voll von Allerweltsgesichtern und natürlich Walter Matthau, dem ich zwar nichts Böses will, der aber weit Besseres in seinem Leben geleistet hat, was ohnehin ständig im Fernsehn wiederholt wird. Die Herbert Fandel Wikigraphie (so geht bestimmt bald der passende Neologismus für Biographien in digitaler Form) scheint in seinem Leben jedenfalls nicht viel nennenswertes geschafft zu haben, was wohl das Erscheinen des Ganzen in buchform noch ein wenig in die Zukunft vertagt.
Bei der Masse gleichkalibriger Wikipediaeinträge wäre es zukunftsweisend und Fortschritt, das Suchfeld zu streichen und nur noch mit Hyperlinks zu arbeiten, die intern das ganze Wikipediawissen vernetzen.
Wir würden zwar längst nicht mehr so schnell Alles wissen wie jetzt, aber dafür noch viel mehr, wenn auch gänzlich ohne Ordnung. Ein digitaler Schiedsrichter würde uns wieder auf geordnete Bahnen lenken. Mit analoger Pfeife?

07.07.2006 | 10:08

Kommentar #4 von CFB:

Und bitte die fehlenden Worte im Wikigraphie-Satz selber ergänzen, bis er wieder Sinn macht. Damit wäre der Unsinn zumindest interaktiv.

07.07.2006 | 10:13

Kommentar #5 von Ruben:

CFB, Sie schreiben ja inzwischen mehr als ich. Nun gut, bei mir ist auch irgendwie die Luft raus.

07.07.2006 | 14:55

Kommentar #6 von CFB:

Sie schreiben aber dafür jetzt Artikel; da muss Qualität selbstverständlich Vorrang haben.
Bei der Gelegenheit möchte ich noch eine Korrektur zu #4 anbringen: Es heisst selbstverständlich Wörter, nicht Worte. Ich fühle mich gerade fast ein wenig wie Microsoft, wenn ich hier mit jeder "Verbesserung" neue Fehler abliefer.

07.07.2006 | 15:57

Kommentar #7 von Ruben:

Einen Artikel hab' ich, einen. Ich wurde ja bloss auf einen Artikel eingeladen, und das war ja fast schon einer zuviel.

07.07.2006 | 16:13

Kommentar #8 von CFB:

Der integrierte sich so lückenlos ins Gesamtbild, dass ich von Zukünftigen einfach ausgegangen bin.

07.07.2006 | 16:37

Kommentar #9 von Ruben:

Nein, CFB, für mich gilt das Futurum exactum: Ich werde hier nur einen einzigen Beitrag geschrieben haben. Der Beitrag gehörte im Augenblick seines Schreibens schon dem zeitlosen Bereich des Futurum exactum an, er wird für immer und ewig geschrieben worden sein, er bleibt als Vergangenheit des Künftigen immer wirklich – auf diese Weise entrückt in die Dimension der Ewigkeit.
Wenn also wider Erwarten dennoch weitere Beiträge von mir kommen sollten, dann sind diese nur spatiotemporale Instantiierungen des einen, zeitlosen Beitrags. Lassen Sie sich dann nicht täuschen, es ist nur die Welt des vergänglichen Scheins, die Ihnen in diesem Fall eine Vielzahl von Beiträgen suggerieren wird.

07.07.2006 | 23:42

Kommentar #10 von CFB:

Ruben, Kommentar #9: Lag es an der Uhrzeit oder dem hemmungslosen Konsum von Psychotropika?
Den letzten Ratschlag werde ich natürlich, sofern weitere Artikel geschrieben worden sind, berücksichtigt haben. Vielleicht werde ich ihn aber auch vergessen haben, für immer und ewig.

09.07.2006 | 15:31

Kommentar #11 von Ruben:

Nichts von alldem. Ich bin von Natur aus so. Aber bevor ich von dieser Trübune aus Österreich als Ausland, ja sogar als verwegenes Ausland bezeichne, ergreift der Hofkriegsrat drastische Massnahmen, um mich zur Ordnung zu rufen.

09.07.2006 | 19:30

Kommentar #12 von Till:

HÄ? Was ist denn der richtige Browser für die Riesenmaschine? Wenn ich den wüsste würde ich den ja sofort nehmen aber ich weiss den doch gar nicht?!

14.02.2010 | 14:40

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