Riesenmaschine

19.07.2006 | 11:36 | Berlin | Anderswo

Tourismusmarketing polarisiert


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
"The early bird catches the worm, but the second mouse gets the cheese." Diese Weisheit, die uns zuletzt die New Economy eindrücklich anschaulich gemacht hat, scheint sich als Schema im erbitterten Standortringen der aufstrebenden polnischen Ostseebäder wiederzufinden und erneut zu bewahrheiten. Nachdem im Mai bereits Zachodniopomorskie mutig in die Spur gestiegen ist, um sich mittels massiver Aussenwerbung den Berlinern als Destination und, ja, doch: Marke ins Bewusstsein zu drängen, legt jetzt Gdansk nach – und macht alles richtig. Wo bei Zachodniopomorskie viel Weissraum und gestische Malerei am Start ist, prangt hier ein lupenreines Postkartenidyll mit einem attraktiven jungen Pärchen. Wo Zachodniopomorskie mit der Headline "Meer der Abenteuer" das naheliegende originelle Wortspiel verschenkt, werden bei Gdansk mit "Meer der Möglichkeiten – Mehr an Möglichkeiten" alle Unzweideutigkeiten restlos ausradiert und dem Erdboden gleich gemacht. Wo Zachodniopomorskie sich halsbrecherisch selbstbewusst auf die konsonantenreiche Nachkriegsidentität stützt, schimmert bei Gdansk noch das alte "Danzig" durch, das auch altdeutschen Silver Agern noch etwas sagt. Zachodniopomorskie vs. Gdansk: das gesamte Spektrum der Möglichkeiten modernen Tourismusmarketings zwischen zwei Polen.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Wenn bei Zachodniopomorskie die rote Sonne ...


Kommentar #1 von Stefan:

Gdansk macht alles richtig? Ähem, es fehlt doch mindestens noch ein Störer "Jetzt alt!" und der call for action "Besuchen Sie uns im Internet!"

19.07.2006 | 11:43

Kommentar #2 von björn:

na wenn das "zwischen zwei polen" wortspiel mal nicht von rainald grebe (ich spar mir jetzt einen zu langen link einzufügen der repariert wird, oder auch nicht) geklaut ist..., wenn nicht, ähh, dann eben nicht

19.07.2006 | 11:47

Kommentar #3 von Bombo, Dein Freund:

Es scheint allerdings seit einem guten halben Jahr eine Kampagne diverser polnischer Städte zu geben, habe ausser den beiden Beispielen noch einiges anderes gesehen. Ob das auf Berliner Plakatflächen beschränkt ist würde mich auch mal interessieren. Teilweise kryptisches Zeug.

19.07.2006 | 15:13

Kommentar #4 von groefaz de la cuisine:

@björn: Für kurzlinkliebhaber kann ich immer wieder nur http://tinyurl.com empfehlen. Macht kurz aus lang ohne zielverlust.

19.07.2006 | 18:44

Kommentar #5 von einem geneigten Leser:

#2, #4: http://shurl.org/ ist auch nett, vor allem für alle, die ständig auf der Suche nach Statistiken über die eigene Relevanz sind, also für alle.

20.07.2006 | 13:00

Kommentar #6 von sunkingmedia:

wieso silver ager? zwar hat sich nach dem krieg new york für neu-york (meine oma sprach noch so) durchgesetzt, aber danzig heisst immer noch danzig. und moskau nicht moskwa. und rom nicht roma, .. saloniki, prag, pressburg, mailand, genf, genua, florenz, turin, peking ...? solange es in der deutschen sprache eine bezeichnung dafür gibt, muss ich mir nicht die zunge brechen und weltmännisch tun: ich sage einfach, "ich war in breslau", nicht in wroclaw. in diesem zusammenhang finde ich diskussionen überflüssig. was die plakate angeht, musste ich allerdings auch milde lächeln..

23.07.2006 | 13:22

Kommentar #7 von soso:

gibt es bei plakaten auch so was wie ein sommerloch? egal, merkt ja sowieso keiner.

25.07.2006 | 13:19

Kommentar #8 von bauchbeinepoesie:

diese ganzen polensnödder sind supergeil, auch das mit der brücke und stettin. oder vorher noch diese total durchgeknallte polnische version der lonely hearts club bandinski in orangene overalls und alle mit angeklebtem schnäuzer.
meer davon!

04.08.2006 | 17:58

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