25.07.2006 | 17:46 | Alles wird besser | Fakten und Figuren
40 Tonnen dick (Vordergrund) (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)Stahl ist eindeutig das beste aller Metalle. Zum einen klingt das Wort Stahl genauso, wie Stahl klingen muss – kein anderes Ding kann von sich behaupten, seinen eigenen Namen ("Stahl") als Namen zu tragen (abgesehen vielleicht von "Schrank"). Zum anderen ist Stahl derart elementar und systematisch, dass es noch nicht mal im Periodensystem der Elemente steht, diesem chemofaschistischen Blendwerk aus Zucht und Ordnung.
Flugzeuge bestehen heute zwar aus Plastik, was verstehen soll, wer kann, geraten dabei aber derart schwer, dass man wiederum Fahrzeuge aus Stahl benötigt, gewaltige Mengen Stahl, um sie vom Fleck zu kriegen (ohne gleich loszufliegen), wie man in der Werbepublikation "Faszination Stahl" des Stahl-Informationszentrums nachlesen kann. Den Airbus A380 und andere bis zu 600 Tonnen schwere Schwerbehinderte beispielsweise fährt ein massives, aber agiles Stahlding namens AST-1 X über die Flughäfen, das die Firma Goldhofer für vermutlich grössere Mengen Geld zur Verfügung stellt. Kaum möglich erscheint es dem modernen Menschen, den AST-1 X anzusehen, ohne in unbekümmerte Verzückung auszubrechen.
Und auch wenn jetzt schon zehnmal das Wort Stahl gefallen ist, man möchte gar nicht mehr damit aufhören, so ist es keinesfalls "stählerne Romantik", die das "originäre Kennzeichen" unserer Befindlichkeit ist, wie es Goebbels 1939 für die Reichsdeutschen feststellte. Im Gegenteil handelt es sich um die vollkommen unromantische Dämmerung (und zwar Morgen-) des gerade brandneu ausgedachten Postdematerialismus mit seinem stählernen Antlitz. Stahl, Stahl, Stahl, es fühlt sich an, als würde man ein glänzendes, massives Schwert aus Stahl verschlucken, einfach so.
Kommentar #1 von einem geneigten Leser:
Hat Euch da in Berlin gerade ein Stahlgewitter überrascht? Oder mal wieder den ganzen Tag im Stahlbad abgehangen und abends ist die Birne hart wie, wie – Kruppstahl vielleicht? Mann, Mann.
25.07.2006 | 18:14
Kommentar #2 von plastefuchs:
eigentlich fehlt mir hier noch der Schwenk von Goebbels zu Riefenstahl. Und dann vielleicht auch noch der Diebstahl á la "Ein Mops kam in die Küche..." (wie auch immer man Mops/Möpse mit Leni verbinden mag). Der Armin Müller- wär natürlich auch nich schlecht gewesen. Aber ich hör ma lieber auf. Wer weiss, wieviele und was für Leute euch g00gle sonst hier anspült.
25.07.2006 | 20:23
Kommentar #3 von einem geneigten Leser:
#2, Du alter Stahlfuchs! (= glatte 1.100 Googletreffer)
25.07.2006 | 21:40
Kommentar #4 von plastefuchs:
"Ergebnisse 1 – 30 von ungefähr 1.100 für Stahlfuchs. (3,34 Sekunden) Meinten Sie: Stahlluchs" als ob das besser wäre (Ergebnisse 1 – 25 von ungefähr 71 für Stahlluchs. (0,37 Sekunden))
25.07.2006 | 22:21
Kommentar #5 von Björn:
Bei dem Link zum "Stahl-Informationszentrum" hat sich ein besonders dreister Schrägstrich ans Ende geschlichen! Raus mit Dir, Schurke!
25.07.2006 | 22:49
Kommentar #6 von Sascha Lobo:
Und so kam es, dass der Schrägstrich von einer Katjuschinrakete getroffen zu Boden sank und nimmermehr gesehen wurde.
25.07.2006 | 22:58
Kommentar #7 von Enrico:
Da fühlt man sich als Metallkundler und in zwei Tagen seine Diplomarbeit über STAHL abgebender Mensch geradezu in seinem Element. Stahl, das geht doch runter wie -- naja.
25.07.2006 | 23:17
Kommentar #8 von hape:
"Stahl ist Zukunft" steht so zumindest, passend zum Blogeintrag, am Aachener Institut für Metallurgie (oder wars Eisenhüttenkunde).
26.07.2006 | 01:02
Kommentar #9 von Lis:
Beim Datenmigrieren stiess ich auf ein schlechtes Fragment zum Thema "Stahl" aus 2003. Stahl, – ein Wort, das man sich nicht auf der Zunge zergehen lassen kann. Eis und Metall, das man lutschen, aber nicht verdauen kann. Stahl hat ein Geschlecht und war noch nie ein Element und hat mangels Reinlichkeit keinen Platz im Periodensystem. Wenn Stahl ein Element wäre, dann wäre es rechts von Neon, des Namens halber. Stahl und Neon. Ein schöner Name für Industriereportagen Die Eisen-Pastillen während meiner Periode, hätte ich gerne in Stahl und nicht in Rot.
26.07.2006 | 12:17
Kommentar #10 von Felixtlipochtli:
#7: Und Andere fühlen sich gar angesprochen, etwa was das Plastikverständnis angeht! Hier hätte ich, ohne mich dereinst schämen zu müssen, einen Smiley hinmachen können, nur um die tollen Kommentarautomatikfunktionen zu nutzen.
26.07.2006 | 12:36
Kommentar #11 von Dr. Stahl:
Nur weiter so. Bei den aktuellen Temperaturen schmilzt ohnehin alles zusammen. Wir freuen uns auf eine neue mtlstlplstk-Legierung, leicht auszusprechen, gut zu pflegen.
26.07.2006 | 14:26
Kommentar #12 von Conan der Barbier:
Die Götter haben den Stahl auf die Erde gebracht, und die die wir nur Menschen sind...
26.07.2006 | 15:07
Kommentar #13 von Dr. Bob:
Die Werbepublikation "Faszination Stahl" des Stahl-Informationszentrums ist ein ganz mieser Abklatsch der Superbroschüre "Faszination Beton", die schon in den 70ern für Furore sorgte. Meines Erachtens ein Meilenstein in der deutschen Produkt-PR. Sollte in jedem guten Bücherregal neben den Kochbüchern stehen.
26.07.2006 | 19:02
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