14.08.2006 | 01:18 | Anderswo | Alles wird besser | Sachen kaufen
Puttin' the "fun" back in "funeral"Eine klare Vorstellung davon, was im Todesfall mit unseren sterblichen Überresten geschehen soll, gibt es nicht. Allerdings arbeiten hier die Fachleute, anders als beim Thema der Unsterblichen Seele, laufend an neuen Optionen und Verbesserungen. Die Rolle eines Katalysators für Innovationsprozesse im Bestattungsgewerbe scheint dabei Nordrhein-Westfalen einzunehmen, in dessen Grenzen einem das bundesweit breiteste Angebot für die Zeit nach dem Lebensabend offeriert wird. Wer z.B. während der Fussball-WM zu sterben gedachte, konnte sich dank eines Düsseldorfer Bestattungsunternehmens in einer Fussball-Urne zur letzten Ruhe betten lassen. Auch so genannte Streuwiesen gab es in NRW schon lange, bevor man anderenorts auch nur davon zu träumen wagte, nach einer feurigen, vielleicht sogar mit Filmzitaten gespickten Rede, Grossvaters Asche den verhassten drittgradigen Verwandten ins Gesicht zu schleudern.
Vor kurzem schliesslich eröffnete in Düsseldorf der erste Indoor-Friedhof Deutschlands – mit tiefer Decke statt hohem blauen Himmel. Die offizielle Erklärung, im entsprechenden Stadtteil gäbe es keinen konventionellen Friedhof, wohl aber genug leer stehende Kellerräume, mit deren Nutzung man dem Outsourcen von Leichen in andere Bezirke ein Ende setzen könne, scheint vorgeschoben: Denn Tote sind eigentlich vom Aussterben bedroht! Unzählige Plätze auf Friedhöfen stehen frei und die Wirtschaft leidet. Welche Möglichkeit hätte man also, die überflüssige, leere und somit Kosten verursachende Friedhofsfläche lukrativ zu nutzen? Die Zahl der Toten aktiv zu erhöhen wäre unter ethischen Gesichtspunkten nur schwer legitimierbar, und eine Nutzung durch Dienstleistungsunternehmen oder Ähnliches würde die Totenruhe stören. Vermutlich also genau deshalb jetzt alles indoor, mit schalldämmender Doppelverglasung und dicken Wänden. Die Toten nach drinnen in selige Ruhe und auf die Friedhofswiesen dann... hoffentlich keine Wohnräume. Denn Wohnen auf Friedhöfen, das hat sich nicht bewährt.
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Urnenwahl
Kommentar #1 von The Missing Wolf:
Ausser aufm Wiener Zentralfriedhof vielleicht. (Oder geht das schon nicht mehr?) Es lebe derselbe, wenn man ruhige Nachbarn mag.
14.08.2006 | 04:58
Kommentar #2 von prometoys:
Und wie sich das Wohnen auf Friedhofen bewährt hat. Glaubt nicht immer allem, was im Fernsehen gezeigt wird.Hier habe ich mit einem Link auf einen Artikel meines Blogs hingewiesen, welcher jetzt nur deshalb nicht angezeigt wird, weil ich ob meiner ungeduldigen Natur extra einen weiteren Kommentar mit gleicher Zielsetzung geschrieben habe. Und diese Fussball-Urne gab es bei einem Bestatter in Essen ebenfalls, ob das eine Kette ist? Haben die überhaupt eine FIFA-Lizenz...
14.08.2006 | 09:27
Kommentar #3 von prometoys:
Liebe Riesenmaschine, ist es denn so böse einen Link zu setzen, um zu Zeigen das Menschen doch glücklich auf einem Friedhof wohnen? Es war doch nur ein Link auf die Seite prometoys.net wo sich ein blog befindet der in der Kategorie consumption auf Seite zwei ein Artikel mit dem Titel "La maison de mes rêves". So, ich hoffe Euer Auto-Korrektur zu Umgehen und mit den dadurch zu erwatenden Page Impressions ganz, ganz reich zu werden, damit ich mir eines Eurer Shirts leisten kann...
14.08.2006 | 14:52
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