Riesenmaschine

31.08.2006 | 13:14 | Fakten und Figuren | Vermutungen über die Welt

Der unsterbliche Mr. Kennewick

In diesem Sommer ist es zehn Jahre her, dass man den Kennewick-Mann exhumierte, einen der wichtigsten Amerikaner in der Geschichte Amerikas. Man erinnert sich ein bisschen ungern: Gefunden 1996 irgendwo am Columbia River, stellte man ziemlich genau heute vor zehn Jahren fest, dass das Skelett mehr als 9000 Jahre alt ist. Damit ist es zwar immer noch ein paar tausend Jahre jünger als die ersten Amerikaner, aber immerhin klar das älteste Skelett des Kontinents. Innerhalb weniger Wochen schaffte es Kennewick auf zahlreiche Titelseiten, und zwar in einer Rekonstruktion, die Captain Picard verblüffend ähnelte. Natürlich sah der Frühamerikaner gar nicht aus wie auf Raumschiff Enterprise, das war nur für die Presse, sondern eher so wie antike Japaner. Aber trotzdem oder gerade deshalb erhoffte man sich von Mr. Kennewick einige Hinweise zur Lösung des zweitgrössten Rätsels Amerikas: Die ersten Menschen des Kontinents stammen nämlich nicht von Ausserirdischen ab, stattdessen weiss man es nicht. Das grösste Rätsel Amerikas bleibt weiterhin, warum sich die Türklinke nicht durchsetzen konnte.

Das eigentliche Spektakel um die Kennewick-Knochen folgte allerdings erst noch. Laut einem amerikanischen Gesetz haben Indianer das Recht, ihre Ahnen zu bestatten, und zwar ohne vorherige anthropologische Untersuchungen, und dies, so behaupten bis heute die Umatilla und andere Stämme, gelte auch für Mr. Kennewick. Laut ihrer Religion leben die Umatilla schon immer in der Gegend von Kennewick, und mit immer meinen sie immer. Daher MUSS Kennewick-Mann, der ihnen total unähnlich sieht, einer der ihren sein – auch wenn es natürlich vollkommen unmöglich ist, eine direkte Linie zwischen dem uralten Skelett, das übrigens eine Speerspitze in seiner Hüfte herumträgt, und rezenten Indianern zu ziehen. Trotzdem, lange Zeit lagen die Indianer im Kampf um die Leiche klar vorn, niemand durfte die Knochen anfassen, einer der ungemein seltenen Fälle, in denen die Religion mal die Wissenschaft behindert und nicht umgekehrt. Erst jetzt, zum zehnjährigen Jubiläum, gab es im Museum in Seattle ein kurzes Forschungsintermezzo am Kennewick-Mann – zehn Tage Meet and Greet mit dem ältesten Amerikaner, dessen Zukunft ansonsten weiterhin unklar ist. Genau wie seine Vergangenheit natürlich.


Kommentar #1 von popbitch:

der sieht ja aus wie käptn picard!

31.08.2006 | 13:44

Kommentar #2 von irgendwem:

Popbitch, kannst du nicht lesen, bist du nicht lustig oder bist du einfach bloss dumm?

31.08.2006 | 13:55

Kommentar #3 von FD:

@irgendwer: na,na,na! und du?

31.08.2006 | 15:34

Kommentar #4 von www.weltenweiser.de:

Also ich bin schon mal generell nicht lustig. Glückwunsch an die Riesenmaschine, ihr habt ja sogar einen Artikel auf SPON für eure Mercy-Seat-Lesung ergattert. Wäre gern dabei gewesen. Habe zur moralischen Unterstützung den Abend über Nick Cave gesummt.

31.08.2006 | 16:17

Kommentar #5 von Martin Bartholmy:

Recht informativer engl. Artikel über das Thema "Wem gehört was in der Vergangenheit?" hier: http://www.spiked-online.com/index.php?/site/article/254/

31.08.2006 | 18:13

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